Bieter hoffen auf Schnäppchen Oligarchen-Superjacht "Axioma" wird zwangsversteigert
22.08.2022, 14:19 Uhr
Zu vermieten: Wenn der Eigentümer nicht an Bord war, konnten zahlungskräftige Gäste, die "Axioma" für rund 500.000 Euro pro Woche chartern.
(Foto: IMAGO/Peter Seyfferth)
Seit Monaten sitzen in mehreren Ländern beschlagnahmte Superjachten russischer Oligarchen fest. Einfach verkaufen können die betroffenen Staaten die Luxusboote nicht. Nun aber kommt erstmals eine Jacht eines sanktionierten Milliardärs unter den Hammer.
Zum ersten Mal seit der russischen Invasion in der Ukraine wird eine der zahlreichen im Westen festgesetzten oder beschlagnahmten Superjachten aus dem Besitz russischer Oligarchen versteigert. Am morgigen Dienstag wird die "Axioma" des Unternehmers und Milliardärs Dimitri Pumpianski auf Weisung der Justiz in Gibraltar an den höchstbietenden Interessenten verkauft. Das ursprünglich 75 Millionen Dollar teure Schiff könnte zu einem Schnäppchenpreis weggehen.
Mehrere westliche Länder, darunter die USA, Italien, Frankreich und auch Deutschland, haben Jachten russischer Oligarchen festgesetzt oder beschlagnahmt. In Hamburg darf das Luxusschiff "Dilbar", das dem Oligarchen Alischer Usmaov zugerechnet wird, schon seit März nicht mehr ablegen. Die Sanktionen der EU, USA und anderer westlicher Staaten gegen die reichen russischen Besitzer, sehen allerdings nur ein Einfrieren ihrer Vermögenswerte vor, ein Verkauf ist nicht möglich.
Die "Axioma" ist ein Sonderfall unter diesen festgesetzten Superjachten. Denn sie wurde nicht auf Betreiben einer Regierung beschlagnahmt, sondern einer Bank. US-Bankenriese JP Morgan hatte im vergangenen Jahr einer in den britischen Virgin Islands als Eigentümer der "Axioma" registrierten Firma 20,5 Millionen Euro geliehen. Zu den Eigentümern dieser Gesellschaft zählte eine zypriotische Firma, die wiederum im Besitz von Pumpianski war.
Interessenten aus aller Welt
JP Morgan betrachtete die Auflistung Pumpianskis auf der britischen Sanktionsliste gegen Russland als Bruch des Kreditvertrags und forderte ihr Geld zurück. Da der Milliardär aufgrund der Sanktionen nicht zahlen kann, beantragte die Bank in Gibraltar, die unter maltesischer Flagge fahrende Jacht zu beschlagnahmen und zu verkaufen. JP Morgan verlangt, dass mit dem Erlös aus dem Verkauf der Kredit zurückerstattet wird.
Das Interesse potenzieller Käufer an dem 72 Meter langen, luxuriös ausgestatteten Schiff sei "überraschend" groß, zitiert die britische Zeitung "Guardian" den von Gibraltar mit dem Verkauf beauftragten Makler, Nigel Hollyer. Mehr als 30 Personen "aus aller Welt" seien in das kleine britische Territorium an der Südwestspitze Europas geflogen, um sich die "Axioma" anzuschauen. In Medienberichten wird spekuliert, das Schiff könnte aufgrund seiner Vorgeschichte und der Zwangsversteigerung für einen Bruchteil seines Neupreises den Besitzer wechseln. Makler Hollyer äußert sich zum möglichen Verkaufspreis nicht konkret. Allerdings bestätigt er, die Interessenten "sind überzeugt, dass sie ein Schnäppchen machen werden".
Quelle: ntv.de, mbo/rts