Er wollte "volle Kontrolle" OpenAI feuert zurück und leakt Mails von Musk
06.03.2024, 12:24 Uhr Artikel anhören
Musk schied 2018 aus dem Vorstand von OpenAI aus.
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Tech-Milliardär Elon Musk wirft den Gründern von OpenAI vor, das Unternehmen sei von seiner einstigen Mission abgekommen, nicht auf Profit ausgerichtet zu sein. Das Startup holt zum Gegenschlag aus und veröffentlicht Mails, um zu zeigen: Musk selbst hat gewinnorientierte Pläne unterstützt.
Die ChatGPT-Entwicklerfirma OpenAI hat auf eine Klage Elon Musks mit eigenen Vorwürfen gegen den Tech-Milliardär reagiert. Musk habe die "volle Kontrolle" über OpenAI und den Chefposten des Unternehmens angestrebt, schrieben Mitgründer des Startups um Chef Sam Altman in einem Blogeintrag. Auch habe er 2018 dafür geworben, OpenAI mit dem von ihm geführten Elektroauto-Hersteller Tesla zusammenzulegen.
Musk äußerte sich zunächst nicht zu der Darstellung, die größtenteils von damaligen E-Mails belegt zu sein scheint. Der Tech-Milliardär hatte OpenAI vergangene Woche verklagt. Im Kern geht es dabei darum, dass die 2015 von Musk mitgegründete Firma vom vereinbarten Weg abgekommen sei, ein nicht auf Profit ausgerichtetes Unternehmen zu sein, dessen Forschung bei Künstlicher Intelligenz der Menschheit zugutekommen sollte. Jetzt profitiere vor allem Großinvestor Microsoft davon - für Musk eine "eklatante Verletzung" der ursprünglichen Gründungsvereinbarung.
In den E-Mails wird laut dem Blogeintrag allerdings auch deutlich: Musk hatte zugestimmt, dass OpenAI keine quelloffene Software für künstliche allgemeine Intelligenz entwickeln und nicht immer die Wissenschaft hinter seinen technologischen Fortschritten teilen würde. "Je näher wir der Entwicklung von KI kommen, desto mehr Sinn macht es, weniger offen zu sein", schrieb OpenAi-Firmenmitgründer Ilya Sutskever in einer E-Mail aus dem Jahr 2016, aus der das Startup zitiert. "Das 'offen' in OpenAI bedeutet, dass jeder von den Früchten der KI profitieren sollte, nachdem sie entwickelt wurde, aber es ist völlig in Ordnung, die Wissenschaft nicht zu teilen", heißt es in der E-Mail. In seiner Antwort antwortete Musk demnach: "Jawohl".
In dem Blogbeitrag behaupten die OpenAI-Mitbegründer außerdem, dass Musk nicht immer gegen den Einfluss von Unternehmen gewesen sei. Demnach habe Musk versucht, OpenAI zu einem Teil seiner Autofirma Tesla zu machen, indem er in einer E-Mail schrieb: "Tesla ist der einzige Weg, um Google auch nur annähernd das Wasser reichen zu können. Selbst dann ist die Wahrscheinlichkeit, ein Gegengewicht zu Google zu sein, gering. Sie ist nur nicht gleich Null."
Meinungsverschiedenheiten über Ämter von Musk
Die OpenAI-Gründer kündigten an, man wolle Musks Klage vor Gericht abweisen lassen. Es sei traurig, dass jemand, den sie zutiefst bewundert hätten, nun vor Gericht gezogen sei, nachdem sie ohne ihn bedeutsame Fortschritte gemacht hätten. Musk habe OpenAI beim Verlassen des Startups "null" Erfolgschancen eingeräumt. Er habe stattdessen vorgehabt, Künstliche Intelligenz unter dem Dach von Tesla zu entwickeln.
ChatGPT ist ein KI-Chatbot, der vor einem Jahr einen beispiellosen Hype um Künstliche Intelligenz ausgelöst hat - mit Erwartungen, die von einer Art digitalem Schlaraffenland für alle bis hin zur Angst vor einem Auslöschen der Menschheit reichen. KI-Chatbots wie ChatGPT werden mit gewaltigen Mengen an Informationen angelernt und können Texte auf dem sprachlichen Niveau eines Menschen formulieren. Das Prinzip dahinter ist, dass sie Wort für Wort abschätzen, wie ein Satz weitergehen sollte.
OpenAI wurde 2015 als gemeinnützige Forschungs- und Entwicklungsorganisation unter anderem von dem Milliardär und Twitter-Chef Musk und dem Technologie-Investor Sam Altman gegründet. Musk schied 2018 aus dem Vorstand von OpenAI aus, nachdem es zu Meinungsverschiedenheiten über die Zusammenlegung mehrerer seiner Ämter gekommen war. Im Jahr 2019 wurde eine gewinnorientierte Tochtergesellschaft gegründet, um externe Investitionen anzuziehen.
Quelle: ntv.de, jki/dpa