Wirtschaft

"Fed macht einen auf Macho" Powells Schweigen verunsichert Wall Street

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Zeigte sich einsilbig: Fed-Chef Powell am Mittwoch in Washington.

Zeigte sich einsilbig: Fed-Chef Powell am Mittwoch in Washington.

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Gebannt warten die US-Anleger auf einen Kommentar des Fed-Chefs, etwa dass eine Lockerung der Geldpolitik nicht in Frage kommt. Als Powell dann aber schweigt, sorgt das an der Wall Street für Nervosität.

Das Rätselraten rund um den weiteren geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed hat die Wall Street zur Wochenmitte verunsichert. Der Dow-Jones-Index verlor 0,1 Prozent auf 34.112 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 stieg indes ebenso um 0,1 Prozent auf 4382 wie die Technologiebörse Nasdaq auf 13.650 Stellen. Das Ausbleiben eines Kommentars des Fed-Chefs Jerome Powell zur Geldpolitik bei einem Konferenz-Grußwort machte Anleger nervös. Sie hatten sich gefragt, ob Powell sich anderen Fed-Vertretern anschließt und sich gegen eine Lockerung der Geldpolitik ausspricht oder gar weitere Zinserhöhungen in Aussicht stellt.

Experten zeigten sich gelassen. "Der Markt hat recht, dass die Zinsen ihren Höhepunkt erreicht haben", sagte Rhys Williams, Chefstratege beim Vermögensverwalter Sprouting Rock. Da die Notenbanker allerdings "seit einer längeren Zeit mit den hohen Zinsen einen auf Macho machen", sei eine Zinssenkung in nächster Zeit unwahrscheinlich.

Ausverkauf am Ölmarkt geht weiter

Brent
Brent 66,72

Der Ausverkauf am Ölmarkt ging indes weiter. Nordsee-Öl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verbilligten sich um jeweils rund 2,2 Prozent auf 79,80 beziehungsweise 75,61 US-Dollar je Fass (159 Liter). Investoren fokussierten sich eindeutig nicht mehr auf ein Unterangebot, sondern auf die schwache Nachfrage aus China und den USA, sagte Craig Erlam, Analyst vom Handelshaus Oanda. "Auch die häufigen Hinweise, dass Saudi-Arabien und Russland ihre Förderkürzungen bis zum Jahresende beibehalten werden, tragen nicht dazu bei, dies auszugleichen, denn es wurde nie angenommen, dass sie ihre Meinung ändern würden." Die Ankündigung einer Verlängerung der Produktionsdrosselung könnte die Preise aber wieder hochtreiben.

Unter Druck war auch Gold mit einem Preisrückgang von knapp einem Prozent auf 1949 Dollar je Feinunze. "Der Rally nach dem Anfang des Kriegs zwischen Israel und Hamas geht die Puste aus", sagte Phillip Streible, Chefstratege beim Broker Blue Line Futures in Chicago. Eine weitere Eskalation des Konflikts würde dem gelben Metall allerdings einen Auftrieb geben.

Trübe Prognose drückt Warner Bros

Ebay
Ebay 78,79

Bei den Einzelwerten ging es mit den Reaktionen auf Konzernbilanzen und -prognosen weiter. So brachen Warner Bros Discovery um knapp ein Fünftel ein. Die Aktie des Rivalen Paramount Global verloren in ihrem Sog 7,9 Prozent. Warner Bros hat zwar dank des Kassenschlagers "Barbie" die Belastungen durch die Arbeitsniederlegung von Schauspielern und Drehbuchschreibern in den USA weggesteckt. Konzernchef David Zaslav erwartet allerdings, dass die Streiks und ein schwacher Werbemarkt die Gewinne des Unternehmens bis ins nächste Jahr hinein beeinträchtigen werden.

Aus den Depots flogen auch Lucid Group. Die Papiere des E-Autobauers rutschten um 8,1 Prozent ab. Das Unternehmen senkt seine Produktionsprognose für das Gesamtjahr, "um sie vorsichtig an die Auslieferungen anzupassen". Ebay büßten nach Zahlen rund zwei Prozent ein. Der Online-Händler hatte am Dienstagabend einen Umsatzausblick für das laufende Quartal unter Analystenerwartungen bekannt gegeben.

Hoch im Kurs standen dagegen Under Armour mit einem Plus von 2,9 Prozent. Der US-Sportausrüster hat seine Kosten im Griff und profitiert von sinkenden Fracht- und Rohstoffkosten. Gefragt waren auch die Aktien des Videospiel-Unternehmens Take-Two Interactive Software, die um 5,2 Prozent zulegten. Anleger spekulieren auf Neuigkeiten zum sechsten Teil seiner beliebten Videospielreihe Grand Theft Auto (GTA). Die Tochter Rockstar Games wolle noch in dieser Woche eine Ankündigung zu GTA VI machen, berichtete die Agentur "Bloomberg" unter Berufung auf Insider. Eli Lilly stiegen um 3,2 Prozent. Die US-Behörde FDA ließ wie erwartet die Abnehmspritze des Konzerns zu und machte damit den Weg für eine noch höhere Nachfrage frei.

Quelle: ntv.de, mau/rts

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