Rubel statt "toxische" Währungen Putin will Russland noch weiter vom Westen abkoppeln
07.06.2024, 17:12 Uhr Artikel anhören
"Der Anteil des Rubels an Export- und Importtransaktionen wächst", sagt Putin.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Russlands Regierung will die Distanz zum Westen weiter vergrößern. Dafür möchte Putin die Wirtschaftsbeziehungen mit den BRICS-Staaten vertiefen. Statt Importe wolle Moskau die heimische Produktion stärken und wettbewerbsfähiger machen, kündigt der Kremlchef an.
Der russische Präsident Wladimir Putin will sein Land wirtschaftlich zunehmend unabhängiger vom Westen machen. Russland müsse seine Importe verringern, im Handelsverkehr verstärkt nichtwestliche Währungen nutzen und die inländischen Finanzmärkte deutlich ausweiten, sagte Putin auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg. Der Handel mit Asien steige derzeit und es würden fast 40 Prozent des russischen Außenhandels nun in Rubel abgewickelt. Hingegen lasse der Handel nach, der in Dollar, Euro und anderen westlichen Währungen abgewickelt werde.
Russland wird nach Putins Worten versuchen, den Anteil der in den Währungen der BRICS-Länder abgewickelten Transaktionen zu erhöhen. Zu der Gruppe gehören Staaten wie Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Zudem sagte der Kremlchef, dass die Entwicklung eines von den USA unabhängigen Zahlungssystems weitergehe. Das System müsse unabhängig sein von politischem Druck, um Zahlungen zwischen Staaten abzuwickeln. Russland ist selbst vom westlichen System weitgehend ausgeschlossen und hat ein eigenes Kreditkartensystem entwickelt.
"Letztes Jahr hat sich der Anteil der Zahlungen für russische Exporte in den sogenannten 'toxischen' Währungen unfreundlicher Staaten halbiert", sagte Putin in wiederholter Anspielung auf zumeist westliche Länder, die Sanktionen gegen Russland wegen dessen Angriffskriegs in der Ukraine verhängt haben. "Der Anteil des Rubels an Export- und Importtransaktionen wächst – er nähert sich heute 40 Prozent", betonte er.
Kriegsausgaben begünstigen Konjunktur
Russland müsse seine Importe reduzieren, indem es eine wettbewerbsfähige Produktion aufbaue und die Investitionen in Anlagevermögen bis 2030 um 60 Prozent erhöhe, erklärte Putin. Er fügte hinzu, der Wert des russischen Aktienmarktes sollte sich bis Ende des Jahrzehnts verdoppeln und dann zwei Drittel der russischen Wirtschaftskraft ausmachen. Das Bruttoinlandsprodukt wächst derzeit trotz der Sanktionen des Westens. Die Regierung in Moskau rechnet für 2024 mit 2,8 Prozent Wachstum. Im vorigen Jahr ging es mit 3,6 Prozent sogar stärker bergauf als in den USA oder in der Europäischen Union.
Der Aufschwung wurde durch kriegsbedingt hohe Ausgaben für Verteidigung und Sicherheit begünstigt. Ökonomen argumentieren jedoch, dass das Wachstum auf staatlich finanzierter Waffen- und Munitionsproduktion beruht. Darunter verbergen sich demnach Probleme, die einem besseren Lebensstandard der Bevölkerung im Wege stehen.
Trotz der eingeschränkten Wirtschaftskontakte besuchen viele Unternehmer aus westlichen Staaten das Wirtschaftsforum, darunter aus den USA und der EU. Schon zu Beginn des Treffens, das seit Mittwoch läuft und an diesem Samstag endet, betonten russische Politiker und Unternehmer, dass sich das Land auf einen langen militärischen Konflikt einstelle. Die Kriegswirtschaft könne die Ökonomie der Atommacht nun über Jahre prägen, hieß es bei Veranstaltungen des Forums.
Quelle: ntv.de, jpe/rts/dpa