Wirtschaft

Kreml schickt Banken in Ukraine Putin zementiert Besatzung mit Geldautomaten

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Putin Anfang September mit VTB-Chef Andrei Kostin (Dritter von rechts).

Putin Anfang September mit VTB-Chef Andrei Kostin (Dritter von rechts).

(Foto: via REUTERS)

Russische Unternehmen scheuen sich, in den besetzten ukrainischen Regionen tätig zu werden. Präsident Putin schickt nun große staatliche Geldhäuser vor - etwa in die fast vollständig zerstörte Stadt Mariupol.

Russlands größte Staatsbanken haben in den besetzten Gebieten der Ukraine Dutzende Filialen eröffnet. Die Sberbank betreibt inzwischen 48 Standorte - teils vollwertige Filialen - und 130 Geldautomaten, wie sie der "Financial Times" mitteilte. 70.000 Kunden seien bereits bedient worden, das Geschäft soll noch ausgeweitet werden.

Zu den Filialen zählt etwa eine Handvoll mobiler Büros in der fast vollständig zerstörten Stadt Mariupol. Die VTB-Bank hat indes angekündigt, dort bis Jahresende stationäre Filialen zu eröffnen. Deren Chef Andrei Kostin sagte bei der Eröffnung einer Filiale in Luhansk, es handle sich um eine "wichtige Etappe im Integrationsprozess der Region in die Wirtschaft des Landes", wie ihn die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS zitierte.

Nach seiner Invasion in die Ukraine beansprucht Russland die ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja für sich. Der Aggressor hat dabei nicht die gesamten besetzten Gebiete unter seiner Kontrolle, versucht aber auch, weitere zu erobern. Als erste Bank drang dem Bericht zufolge die PSB-Bank in die neu besetzten Regionen vor. Inzwischen zählt sie demnach fast 400 Geschäftsstellen in Donezk und Luhansk.

Die Aktivitäten der Banken sind Teil des Versuchs, die besetzten ukrainischen Gebiete zu "russifizieren". So werden dort beispielsweise Schulbücher umgeschrieben. Die Sberbank hat im vergangenen Jahr auch auf der seit 2014 völkerrechtswidrig annektierten Krim ein Büro eröffnet, nachdem sie damals ihre Tätigkeit auf der Halbinsel eingestellt hatte, wie die Zeitung berichtet. Russlands Präsident Wladimir Putin forderte führende Vertreter des russischen Finanzsektors demnach auf: "Sie müssen mit mehr Enthusiasmus in diese Gebiete gehen und dort arbeiten." Putin erklärte: "Alles, was Sie befürchtet haben - Sanktionen - ist bereits geschehen. Wovor sollte man also Angst haben?"

Geringe Kaufkraft, hohes Risiko

Nach wie vor scheuen sich Einzelhändler, Banken und andere Unternehmen jedoch, in den besetzten Regionen zu arbeiten. "Vernünftige Unternehmen werden dort nicht hingehen - es lohnt sich einfach nicht", zitiert die "Financial Times" eine Person aus dem russischen Einzelhandel. "Die Kaufkraft ist gering, und in diesen Regionen leben hauptsächlich Rentner und Staatsbedienstete. Die Risiken sind hoch." Selbst auf der Krim seien nur sehr wenige Unternehmen tätig.

Auch die westlichen Sanktionen dürften Firmen abschrecken. Nachdem das russische Handelsministerium im Frühjahr ankündigte, russische Online-Marktplätze würden in den Regionen ihre Arbeit aufnehmen, dementierten diese kurz danach und verwiesen auf fehlende Logistikkapazitäten, wie die Zeitung ausführt. Einen solchen Marktplatz startete im Sommer dann die staatliche PSB-Bank.

"Patriotische" Burger-Kette

Auch wenn es wirtschaftlich wenig Sinn für russische Unternehmen ergibt, in den besetzten Gebieten aktiv zu werden, so können sie sich dort jedoch als "patriotische" Firmen positionieren. Die Restaurantkette Black Star Burger etwa kündigte laut dem Bericht kürzlich an, Filialen in Mariupol und der Region Cherson zu eröffnen.

Russischen Steuerbehörden zufolge waren im vergangenen Jahr demnach ganze 2500 Unternehmen in den neu besetzten Regionen aktiv. Dazu dürften allerdings auch durch Russland enteignete Betriebe zählen. Die ukrainische Supermarktkette First Republican Supermarket beispielsweise gehört heute laut dem Unternehmensregister der Witwe des früheren Leiters der sogenannten Donezker Volksrepublik. Alexander Sachartschenko, einer der wichtigsten Anführer der prorussischen Separatisten in der Ostukraine, war 2018 bei einem Bombenattentat getötet worden.

Quelle: ntv.de, chl

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