Seit 2010 Umsatz verzehnfachtSchallplatten-Boom sorgt für Staus in Presswerken

Wer eine Schallplatte pressen lassen möchte, muss sich erst einmal umschauen, wo überhaupt Lieferkapazitäten vorhanden sind. Seit Jahren gibt es eine große Nachfrage nach dem Vinyl-Produkt. Auch im ersten Halbjahr ist die Industrie erneut gewachsen.
Presswerke können wegen des anhaltenden Schallplatten-Booms die Nachfrage nach den Tonträgern nicht decken. "Wir haben unsere Fertigungskapazitäten in den letzten Jahren deutlich erhöht und arbeiten am weiteren Ausbau, dennoch ist der Bedarf aktuell höher als der mögliche Output", teilte etwa Optimal Media mit. Das Unternehmen betreibt in Röbel an der Mecklenburgischen Seenplatte das nach eigenen Angaben größte Presswerk Europas.
Winfried Söllner von Newbilt Machinery, einem Hersteller für Schallplatten-Pressen, sagte: "Wir haben tatsächlich Musiker als Kunden, die in ihrer Verzweiflung selbst ihre Platten pressen." Sein Kollege Erwin Neubauer erklärt, mit der Corona-Pandemie sei die Nachfrage nochmals gestiegen. Viermal so viele Maschinen wie vor der Pandemie liefere man jetzt aus - wenn nicht noch mehr. "90 Prozent oder 98 Prozent unserer Kunden sind im Ausland."
In Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern hat kürzlich ein neues Presswerk den Betrieb aufgenommen. Der Geschäftsführer André Kronert hatte nach eigenen Angaben die Schallplattenproduktion für Künstler und Labels organisiert. Allerdings seien die Wartezeiten immer länger geworden, und schließlich habe ihn sein Stamm-Presswerk gar nicht mehr bedient. "Wir machen es jetzt einfach selber."
Seit 2010 hat sich nach Angaben des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI) der Vinyl-Umsatz nahezu verzehnfacht (2021: 118 Millionen Euro). Dabei sei Vinyl von Anfang der 1990er bis 2006 nahezu vom Markt verschwunden gewesen. Im ersten Halbjahr 2022 hat die deutsche Musikindustrie laut BVMI erneut gut zwölf Prozent mehr Umsatz mit Schallplatten gemacht als im ersten Halbjahr des Vorjahres.