Wirtschaft

Bank leiht sich Milliarden Schweiz gewährt Credit Suisse kräftige Finanzspritze

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Der Kollaps mehrerer kleiner US-Banken sorgt auch in Europa für Verunsicherung. Ins Blickfeld gerät insbesondere die Credit Suisse. Nun leiht sich das Institut Milliarden Franken von der Schweizer Notenbank.

Die mit einer tiefen Vertrauenskrise kämpfende Credit Suisse löst ihre Option ein, bei der Schweizerischen Nationalbank (SNS) bis zu 50 Milliarden Schweizer Franken, rund 54 Milliarden Dollar, aufzunehmen, um ihre Liquidität zu stärken. Das teilte das Unternehmen in der Nacht mit. Zudem unterbreite die Bank Angebote für vorrangige Schuldtitel gegen Barzahlung in Höhe von bis zu drei Milliarden Franken. "Mit diesen Maßnahmen stärken wir die Credit Suisse im Rahmen unseres strategischen Wandels, um für unsere Kunden und andere Anspruchsgruppen Mehrwert zu schaffen", sagte Bankchef Ulrich Körner.

Credit Suisse
Credit Suisse ,77

Der Schritt erfolgte, nachdem die Schweizer Aufsichtsbehörden der Credit Suisse Liquiditätshilfe zugesagt hatten, nachdem die Aktien des Schweizer Flaggschiffs am Mittwoch eine Talfahrt hinlegten. Die Credit Suisse ist damit die erste global systemrelevante Bank seit der Finanzkrise, die eine maßgeschneiderte Rettungsleine erhält.

"Es ist unruhiger um uns"

Der Kollaps mehrerer regionaler US-Banken hatte zuletzt Unsicherheit im Bankensektor ausgelöst. Bei der ohnehin angeschlagenen Credit Suisse schlug sich dies besonders deutlich nieder. Die Aktien der Bank sackten in Zürich zeitweise um über 30 Prozent auf ein Rekordtief von 1,56 Franken (1,59 Euro) ab und schlossen zum Handelsende mit einem Rückgang um über 24 Prozent. Der Chairman der saudischen National Bank, Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, schloss in einem Interview mit dem Fernsehsender Bloomberg TV zusätzliche Unterstützung auf Nachfrage kategorisch aus. Die Bank ist Großaktionär der Credit Suisse, die im vergangenen Jahr einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken und massive Abzüge von Kundenvermögen in Höhe von 123 Milliarden vermeldet hat.

Das von ihm geleitete Schweizer Geschäft der Credit Suisse sei gut aufgestellt und arbeite gut, sagte der Chef der Credit Suisse Schweiz, André Helfenstein, in einem Interview mit dem Schweizer Sender Blick TV. Die Bank wolle nahe bei den Kunden sein und zudem den Umbau der Bank konsequent weiterzuführen. Die Credit Suisse werde in zwei Jahren eine andere Bank sein als heute, sie werde stabiler aufgestellt sein und sich auf die Schweiz und auf das Vermögensverwaltungsgeschäft konzentrieren. Allerdings stehe die Großbank wegen der Restrukturierung und dem "anspruchsvollen Geschäftsjahr 2022" mit einem Milliardenverlust im Blickfeld, sagte Helfenstein. "Es ist unruhiger um uns."

"Wenn eine Bank hustet, wird auf alle draufgehauen"

Die Unsicherheit brachte am Mittwoch auch andere Bank-Aktien in die Verlustzone. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks fiel um 6,9 Prozent. In Deutschland rutschten Commerzbank-Anteile um 8,7 Prozent ab, Deutsche-Bank-Papiere verloren am Dax-Ende 9,3 Prozent. "Wenn eine Bank hustet, wird auf alle draufgehauen", kommentierte Analyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Broker IG. Der Aktienindex Dax schloss 3,27 Prozent tiefer bei 14.735,26 Punkten und fiel damit unter die runde Marke von 15.000 Zählern.

Bundesfinanzminister Christian Lindner hob mit Blick auf die Unsicherheit im Bankensektor die Stabilität des deutschen Kreditwesens hervor. "Die Bundesregierung ist mit allen Beteiligten in einem ständigen und intensiven Austausch", sagte der FDP-Vorsitzende am Abend in der ARD-Sendung "Maischberger". "Wir haben mit der Bafin eine leistungsfähige Finanzaufsicht, und wir haben die Bundesbank, die ebenfalls eine stabilitätspolitische Tradition hat. Wir können deshalb sehr klar sagen: das deutsche Kreditwesen - private Banken, Sparkassen, genossenschaftliche Institute - ist stabil. Und dafür sorgen wir auch weiter."

Quelle: ntv.de, jpe/dpa/rts

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