Preise sinken plötzlich So will Biden das Öl billiger machen
31.03.2022, 11:50 Uhr
Um die Preise zu regulieren, geht US-Präsident Biden jetzt an die Reserven.
(Foto: imago images/UPI Photo)
Am Morgen fallen die Preise für Öl kräftig. Der Grund: Die USA wollen offenbar ihre strategischen Reserven anzapfen - in einem bisher nicht dagewesenen Umfang.
Der von Russland angezettelte Krieg in der Ukraine treibt die Energiepreise in die Höhe. Für den Westen ist das ein ernstes Problem - etwa Tanken, Heizen sowie Produktion und Transport von Waren wird immer teurer. US-Präsident Joe Biden will der Preissteigerung nun etwas entgegensetzen: Dem Vernehmen nach werden die USA ihre strategischen Ölreserven massiv anzapfen.
Das Volumen hat es in sich. Über mehrere Monate hinweg sollen jeden Tag bis zu einer Million Barrel (jeweils 159 Liter) auf den Markt geworfen werden. Insgesamt stehen dafür 180 Millionen Barrel zur Verfügung. Die gesamten strategischen Ölreserven der USA lagen am 25. März - das ist der aktuellste Wert - bei etwas mehr als 568 Millionen Barrel.
Der Umfang übersteigt das Volumen vorheriger Freigaben erheblich. Berichten zufolge werden mit den USA verbündete Länder auch ihre Reserven anzapfen. Welche Länder das sind und in welchem Umfang eine Freigabe erfolgt, ist nicht bekannt. Unwahrscheinlich ist, dass Unterstützung durch die Opec+ kommt. Das Bündnis um Saudi-Arabien und Russland hat sich bislang beharrlich geweigert, die Fördermenge deutlich zu erhöhen. (Auch bei dem heutigen Treffen hielt das Bündnis aus 23 Ländern am Kurs lediglich moderater Produktionsausweitungen fest).
Im November wird gewählt
Seit der Invasion sind die Ölpreise kräftig gestiegen und haben Höchststände erreicht. Für Biden ist das vor allem deshalb ein Problem, weil im November Wahlen zum US-Kongress anstehen. Die hohe Inflation schmälert seine Beliebtheitswerte und das dürfte es seinen Demokraten erschweren, die Kontrolle des Senats und des Repräsentantenhauses zu verteidigen. Im vergangenen Jahr hatte die US-Regierung noch versichert, dass die Preise an den Tankstellen in diesem Jahr fallen werden. Doch das Gegenteil ist eingetreten.
Wenn die USA Reserven freigeben, hätte das allerdings weltweite Auswirkungen, nicht nur auf die USA. In Erwartung der Ankündigung wurde Öl heute binnen weniger Minuten deutlich billiger. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel um mehr als fünf Prozent, die Nordsee-Sorte Brent gab es mehr als vier Prozent günstiger.
Die Frage ist, wie nachhaltig dieser Effekt sein wird. Biden hatte in den vergangenen Monaten bereits zwei Mal Reserven freigeben - 50 Millionen Barrel im November und 30 Millionen im März nach dem Einmarsch der Russen in die Ukraine. Die Auswirkungen auf die Preise waren allerdings gering. Die Hoffnung der Amerikaner ist nun, dass das viel größere Volumen einen spürbareren Effekt haben wird. Schließlich ist es die größte Freigabe der seit 45 Jahren existierenden strategischen Ölreserven.
Zur Einordnung: Die USA verbrauchen jeden Tag 20 Millionen Barrel Öl, das ist etwa ein Fünftel der globalen Nachfrage. Die Internationale Energieagentur IEA geht davon aus, dass Russland im April angesichts der Sanktionen rund drei Millionen Fass weniger fördern wird - das entspricht rund drei Prozent der weltweiten Produktion. Doch nach Einschätzung der Analysten von ClearView Energy Partners dürfte der globale Verbrauch die Ölproduktion derzeit um rund 800.000 Fass übersteigen. Die Freigabe von bis zu einer Million Barrel könnte Angebot und Nachfrage also ins Gleichgewicht bringen - und so zumindest in den nächsten Monaten - die Preise drücken.
Quelle: ntv.de