Börsenausblick So wird 2020
06.01.2020, 13:06 Uhr
Raimund Brichta
(Foto: n-tv)
Das neue Börsenjahr hat turbulent begonnen. Nach Lage der Dinge wird der Dax seinen alten Punkterekord knacken. Unwägbarkeiten wie Handels- und Währungskriege oder Brexit sollten als begleitendes Nachrichtenrauschen betrachtet werden.
Comeback in Sicht - so titelte ich meinen Ausblick vor 12 Monaten nach einem miesen Börsenjahr 2018. Tatsächlich hatte das Comeback damals sogar schon begonnen. Es kam schneller als erwartet, weil auch US-Notenbankchef Powell rascher als vermutet seine geldpolitische Irrfahrt beendete. Aber sei‘s drum: Die Hauptsache ist, dass das Comeback tatsächlich kam.
Jetzt stellt sich die Frage, ob die Börsenkurse damit schon zu weit gelaufen sind? Ohne Zweifel sind sie im vergangenen Jahr gut gelaufen. Der Dax hat fast sein Rekordhoch erreicht. Aber das bedeutet nicht, dass Aktien damit teuer wären. Im Gegenteil: Es gab Zeiten, in denen sie doppelt so teurer waren wie heute.
Um das zu erkennen, muss man die Aktienkurse ins Verhältnis setzen zu den Gewinnen der Unternehmen, die im Dax enthalten sind. So gemessen, kostet der Dax derzeit sogar etwas weniger als im Durchschnitt der letzten 40 Jahre - obwohl er nahe an seinem Punkterekord liegt.
Da auch Powell seinen Irrtum eingesehen hat und den gleichen Fehler wie 2018 so schnell nicht wiederholen dürfte, bin ich fürs Börsenjahr 2020 optimistisch. Klar, sein Vorjahresergebnis wird der Dax wahrscheinlich nicht erreichen. Aber das fiel mit plus 25 Prozent nur deshalb so hoch aus, weil das Jahr 2018 so schlecht war. Deshalb gab es einiges aufzuholen. In diesem Jahr wird sich der Dax vermutlich mit einem einstelligen Prozent-Zuwachs begnügen müssen. Und wenn es anders kommen sollte, umso besser.
Seinen alten Punkterekord wird der Dax in diesem Jahr jedenfalls knacken, darauf lege ich mich fest - auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass dies gleich im ersten Anlauf geschieht. Generell gilt sowieso, dass ein Aufschwung länger anhalten kann, wenn er immer wieder von deutlichen Kurskorrekturen unterbrochen wird. Diese haben die Aufgabe, für Stimmungsdämpfer zu sorgen und zu verhindern, dass eine ungesunde Euphorie entsteht. Die drei Schwächephasen des vergangenen Jahres - Mai, August, Oktober - waren in dieser Hinsicht optimal. Und vielleicht sorgt der aktuelle USA-Iran-Konflikt wieder für eine solche Abkühlung.
Aber was ist mit all den anderen Unwägbarkeiten wie Handels- und Währungskriege, Brexit und Co? Betrachten Sie diese bitte nur als begleitendes Nachrichtenrauschen. Sie werden nur dann als Begründungen für die Börsenentwicklung herangezogen, wenn sie zur aktuellen Kursrichtung passen, wie das 2018 der Fall war. Wenn sie nicht dazu passen wie im vergangenen Jahr, werden sie einfach ausgeblendet. So ist Börse.
P.S. Welche Meinung haben Sie? Schreiben Sie mir hier.
Quelle: ntv.de