"Eine ganz extreme Situation" Spargelbauern hadern mit Rekordernte
18.06.2018, 13:58 Uhr
Spargel satt auf den Märkten - doch es gibt zu wenige Abnehmer.
(Foto: picture alliance/dpa)
Des einen Freud ist des anderen Leid: Das warme Wetter im Frühjahr führt zum Ende der Spargelsaison zu einer ertragreichen Ernte und günstigen Preisen für die Verbraucher. Doch den Spargelbauern fehlen mittlerweile die Abnehmer.
Das deutschlandweit warme Wetter in diesem Frühjahr hat den Bundesbürgern günstige Spargelpreise beschert. "Es war eine sehr verbraucherfreundliche Saison", sagte Fred Eickhorst, Geschäftsführer der Spargelanbauer in Niedersachsen. So betrug der bundesweite Durchschnittspreis für ein Kilo weißen deutschen Spargel in der Woche vor Pfingsten 5,48 Euro - das war bezogen auf eine einzelne Woche der niedrigste Verbraucherpreis der vergangenen vier Jahre, wie Michael Koch von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) in Bonn betonte. Nach Pfingsten seien die Preise wieder etwas gestiegen, lägen aber im Mittel noch unter sechs Euro und damit unter dem Vorjahresniveau.
Die geerntete Menge wird nach Schätzung der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse mindestens auf Vorjahresniveau liegen: 2017 wurde die Rekordmenge von rund 127.800 Tonnen in den deutschen Anbaugebieten von den Feldern geholt. Das warme Wetter habe dazu geführt, dass viel Spargel gleichzeitig auf den Markt kam und daher die Preise sehr günstig waren, erklärte Wolfgang Ehrecke von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Für die Verbraucher war das gut, für die Spargelbauern eher schlecht. Obwohl es dabei eine Zweiteilung gibt: "Negativ betroffen waren vor allem die Betriebe, die ihre Ware größtenteils über den Großmarkt absetzen. Direktvermarkter haben es nicht so gespürt." Viele Landwirte bedienen allerdings sowohl den Großhandelsabsatz als auch den Direktverkauf. Die Gewichtung kann von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich sein.
Felder wurden nicht gestochen
Die Preise lägen auf dem Niveau von vor zehn Jahren, sagte Jürgen Jakobs, Vorsitzender des Vereins Beelitzer Spargel in Brandenburg. Viele Landwirte überlegten, Flächen stillzulegen. "Das war eine ganz extreme Situation", hieß es auch von Peter Strobl, Geschäftsführer des Spargelerzeugerverbands Südbayern. Teilweise seien Felder nicht mehr gestochen worden, weil es keine Abnehmer gab. "So eine Situation habe ich seit 30 Jahren nicht erlebt."
Kurz vor dem offiziellen Ende der Saison am Johannistag (24. Juni) sind die Preise wieder ein wenig gestiegen. Allerdings ist die Nachfrage auch nicht mehr so groß. Auf vielen Anbauflächen sei die Ernte schon beendet worden, sagte Marktexperte Koch. Zum Nachteil der Spargelanbauer war es vor allem im Mai in ganz Deutschland sehr warm, weshalb der Spargel überall gestochen werden musste.
Übliche Techniken, um den Erntezeitraum zu verlängern, hätten angesichts der hohen Temperaturen nicht funktioniert, erläutert Kammersprecher Ehrecke. Normalerweise setzen viele Landwirte auf Folien über den Spargeldämmen, um das Wachstum zu steuern. Die Temperaturen haben mitunter zu Qualitätseinbußen geführt, denn bei Wärme beginnen die Spargelköpfe sich bereits in der Erde aufzufächern. "Klasse-eins-Spargel sollte schon geschlossene Köpfe haben", erklärte Ehrecke. Aber auch für die Nachfrage ist heißes Wetter nicht gut: Bei Temperaturen von über 28 Grad esse kaum noch jemand Spargel, sagte Koch.
Quelle: ntv.de, eho/dpa