Alte Aktien, kein frisches Geld Spotify wartet auf den Debütpreis
03.04.2018, 18:05 Uhr
Der von der Nyse festgesetzte Referenzpreis für Spotify lag bei 132 Dollar je Aktie, womit das Unternehmen insgesamt mit 23 Milliarden Dollar bewertet wurde.
(Foto: picture alliance / Richard Drew/)
Keine Roadshow, keine Glocke, keine Interviews: Das Börsendebüt von Spotify ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Auch die Entscheidung einer Direktplatzierung ist selten. Offen ist noch ob Spotify-Chef Ek einen Erfolg feiern kann.
Beim Börsengang des Musikstreamingdienstes Spotify an der Wall Street lässt der erste Kurs noch immer auf sich warten. Spotify hat für den Sprung auf das Börsenparkett den eher unorthodoxen Weg der Direktnotiz gewählt. Das bedeutet, dass keine Konsortialbanken den Börsengang begleiten.
In den ersten Stunden nach dem Handelsstart gegen 15.30 Uhr (MESZ) blieb damit noch unklar, ob die Wall-Street-Premiere erfolgreich über die Bühne ging oder nicht. Aufgrund der Direktnotierung konnten zunächst noch keine Kurse für die Anteilsscheine des auf insgesamt mehr als 20 Milliarden Dollar geschätzten Unternehmen ermittelt werden. Beobachter rechneten damit, dass sich dies auch noch hinziehen dürfte.
Der Debütkurs von Spotify muss erst aus insgesamt eingegangenen Kauf- und Verkaufsorders errechnet werden. In den außerbörslich errechneten Indikationen bewegte sich der Spotify-Kurs zuletzt in einer Spanne von 150 bis 160 Dollar. Am Morgen lag die Spanne noch in einem Bereich zwischen 145 bis 155 Dollar.
Doch auch so sorgt der Börsengang des weltgrößten Musikstreaming-Dienstes aus Schweden am ersten Handelstag für viel Aufsehen. Spotify-Chef Daniel Ek spielte vorab die Bedeutung des Börsendebüts herunter. Es hebe das Unternehmen zwar auf die große Bühne, aber "es ändert nicht, wer wir sind, um was es uns geht und wie wir vorgehen".
Referenzpreis für Spotify lag bei 132 Dollar je Aktie
Allzu hohe Erwartungen wollte Ek nicht wecken. "Ich habe keine Zweifel daran, dass es Aufs und Abs geben wird", schrieb der Schwede im Unternehmensblog. "Manchmal sind wir erfolgreich, manchmal straucheln wir." Spotify, das weiterhin rote Zahlen schreibt, ist bereits weit gekommen. Das seit zehn Jahren am Markt befindliche Unternehmen aus Stockholm hält die großen Technologiekonzerne wie Apple, Google und Amazon mit ihren Konkurrenzangeboten in Schach. Zudem ist es Spotify gelungen, den Wandel in der Musikbranche mitzugestalten. Lange litt die Industrie darunter, dass immer weniger Menschen CDs kauften.
Der von der Nyse festgesetzte Referenzpreis für Spotify lag bei 132 Dollar je Aktie, womit das Unternehmen insgesamt mit 23 Milliarden Dollar bewertet wurde. "Gemessen am Handel auf dem Graumarkt sowie an Angebot und Nachfrage sollte dies ein fairer Preis sein", sagte ein Händler. Bei einer Direktplatzierung fällt der übliche von Banken organisierte Preisbildungsprozess im Vorfeld weg, was eben auch für Volatilität sorgt.
Spotify sei kein gewöhnliches Unternehmen, begründete der 35-jährige Mitgründer Ek den speziellen Weg an die Börse, den an der Nyse bisher noch keiner gegangen ist. Es gab weder eine Werbetour bei Investoren, um die Aktien anzupreisen, noch eine Zeichnungsfrist oder einen Ausgabepreis. Das spart Zeit und Geld, ist aber auch riskant.
Facebook kann Börsenwert mehr als vervierfachen
Hinzu kam die Unsicherheit durch das zuletzt schwache Marktumfeld. Technologiewerte gehören seit dem Datenskandal bei Facebook und der Kritik von US-Präsident Donald Trump an Amazon zu den großen Verlierern. Allerdings deutete in New York zunächst alles auf eine Erholung hin. Zum Handelsstart legte der Dow Jones 0,5 Prozent zu. Spotify gehört nach Snap, Facebook und Alibaba zu den größten Börsendebüts von Techkonzernen an der Wall Street der letzten Jahre.
Das Debüt des weltgrößten Internet-Netzwerkes Facebook 2012 verlief - auch wegen technischen Problemen - mehr als holprig. Trotzdem hat der Konzern von Mark Zuckerberg seither seinen Börsenwert mehr als vervierfacht. Spotify hat beim Emissionserlös zunächst den Betrag von bis zu einer Milliarde Dollar als Platzhalter angegeben. Zum Vergleich: Facebook sammelte am Ende 16 Milliarden Dollar ein.
Quelle: ntv.de, jki/rts/DJ