Ultimatum an Regierung Stihl droht mit Abwanderung aus Deutschland bei neuem Werk
27.01.2025, 08:56 Uhr Artikel anhören
Hält die Schweiz für attraktiver als Deutschland: die Firma Stihl.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Standort Deutschland hat aus Sicht von Stihl "massiv an Wettbewerbsfähigkeit verloren". Der Sägenhersteller setzt der Regierung jetzt eine Frist, bis zu der eine Besserung eingetreten sein soll. Ansonsten werde anderswo investiert.
Der baden-württembergische Sägenhersteller Stihl stellt der Politik ein Ultimatum für Standortreformen. "Wenn die Standortbedingungen in Deutschland unter der neuen Regierung besser werden, sind wir bereit, eine neue Fertigung hier in der Region aufzubauen. Die Politik hat jetzt bis 2030 Zeit", sagte Aufsichtsratschef Nikolas Stihl der Zeitung "Augsburger Allgemeine".
Andernfalls erwäge das Unternehmen, im Ausland zu investieren. Geplant war eigentlich ein neues Werk in Ludwigsburg. Als Gründe für die drohende Abwanderung nannte Stihl gestiegene Baukosten, ausufernde Bürokratie und hohe Arbeitskosten. "Der deutsche Standort hat innerhalb kürzester Zeit massiv an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Wir müssen in Deutschland dringend umdrehen. Deutschland steht mit dem Rücken zur Wand", so Stihl.
Die Schweiz sei eine Option für den neuen Standort, weil dort trotz höherer Löhne die Arbeitsstunde wegen längerer Arbeitszeiten und weniger Bürokratie rund zehn Prozent günstiger sei als in Deutschland. Stihl produziert hier bereits seit rund 50 Jahren Sägeketten.
Bereits im Februar vergangenen Jahres hatte der Waiblinger Konzern angekündigt, die Investition in ein neues deutsches Werk auf Eis zu legen und eine Prüfung eines Standortes in der Schweiz angekündigt. Als Grund nannte der Konzern neben den Baukosten auch Gewerkschaftsforderungen nach einer 32-Stunden-Woche.
Ein Drittel der Beschäftigten in Deutschland
Auch Ende 2022 äußerte der Unternehmer Nikolas Stihl deutliche Kritik an den Bedingungen hierzulande. "Der deutsche Standort könnte irgendwann einen Kipppunkt erreichen mit stark negativen Auswirkungen auf die Bereitschaft, hierzulande unternehmerisch zu wirken", hatte Stihl damals erklärt. Er machte unter anderem die zunehmende Bürokratie, die Kostenbelastung und ausbleibende Investitionen für die verschlechterten Bedingungen verantwortlich.
Trotz des Trends zu Akkugeräten sieht Stihl auch weiterhin eine Zukunft für benzinbetriebene Motorsägen. Das Unternehmen investiert in die Entwicklung umweltfreundlicher Kraftstoffe, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Laut Stihl-Jahresbericht für das Geschäftsjahr 2023 waren zum damaligen Zeitpunkt 19.805 Mitarbeitende bei der Stihl Gruppe beschäftigt. Davon entfielen 6703 Stellen auf Deutschland.
Quelle: ntv.de, lme/rts