Effekt könnte bald endenStudie: 9-Euro-Ticket drückt Inflation deutlich

Mit dem 9-Euro-Ticket greift der Staat massiv in den freien Markt ein - was sich auch auf die Inflation auswirkt. Diese ist aufgrund der Maßnahme zuletzt deutlich niedriger, als sie sonst wäre, berechnen Experten. Doch im Herbst könnte sich die Maßnahme rächen.
Ohne staatliche Maßnahmen wie das 9-Euro-Ticket wäre die Inflation in den vergangenen Wochen einem Bericht zufolge noch höher ausgefallen. Ökonomen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben berechnet, dass der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ohne staatliches Eingreifen im Juni mit 10,2 Prozent noch 2 Prozentpunkte über dem tatsächlich festgestellten Niveau gelegen hätte, wie es in einer Mitteilung heißt.
Üblicherweise würde der Markt die Preise regeln - knappe und nachgefragte Güter seien teurer als Waren und Dienstleistungen, die im Überfluss vorhanden seien, schreiben die Forscher. Dies gelte allerdings nicht, wenn der Staat diese Güter bereitstelle. Darunter fallen etwa Museen und Bibliotheken, Kitas und Schulen, Bahn und Post, Wasserversorgung und Müllentsorgung. Diese machten etwa 12,5 Prozent des Warenkorbs aus, mit dem die Inflation ermittelt wird.
Greift der Staat darüber hinaus ein, wirkt sich das auf die Inflation aus, so die Forscher. Und das sei etwa beim 9-Euro-Ticket der Fall gewesen: "Während die Preise, auf die der Staat einen Einfluss hat, zuvor wenig schwankten, wurden sie im Juni so stark gesenkt wie nie zuvor." Der Personenverkehr habe zudem einen großen Anteil am Warenkorb.
Ticketpreise dürften wieder anziehen
Die Wissenschaftler warnen allerdings, dass insbesondere das 9-Euro-Ticket im Herbst zu weiter steigenden Preisen führen könnte. "Die Verkehrsbetriebe und die Bahn gehen davon aus, dass der staatliche Ausgleich ihre Kosten nicht abdeckt", heißt es in dem IW-Bericht. "Zusammen mit den steigenden Energiepreisen könnte das dazu führen, dass ab September nicht nur die Ticketpreise deutlich steigen, sondern auch die Inflation."
"Kurzfristig ist es natürlich erfreulich, dass die Inflation nicht noch stärker steigt", sagt Studienautorin Melinda Fremerey. "Allerdings sind solche Entlastungen keine langfristigen Lösungen. Um die Inflationseffekte zu dämpfen, sind gezielte Entlastungen und Einmalzahlungen wie die Heizkostenpauschale der richtige Weg."