Ludwig-Beck-Chef Greiner "Teure Lederhose braucht derzeit niemand"
25.09.2020, 17:38 Uhr
Das Kaufhaus "Ludwig Beck am Rathauseck" ist eine Institution in München.
(Foto: imago/Plusphoto)
"Die Corona-Krise ist der Todesstoß für viele Geschäftsmodelle", sagt Christian Greiner im Podcast "Die Stunde Null". Der Chef des Münchner Traditionskaufhauses Ludwig Beck sieht dennoch eine Zukunft der Kaufhäuser und des stationären Einzelhandels.
In einer der schwierigsten Phasen seines Hauses hat sich Christian Greiner eines vorgenommen: Er will investieren. "Wir haben für die nächsten drei Jahre ein sportliches Investitionsprogramm auf den Weg gebracht" sagte der Chef des Münchner Traditionskaufhauses Ludwig Beck im Podcast "Die Stunde Null" ("Capital", ntv, "Stern"). "Wir wollen gegen die Krise steuern und den Leuten zeigen, dass wir attraktiv und innovativ bleiben, auch wenn es gerade schwierig ist."
So werden einzelne Abteilungen renoviert, es fließt Geld in Systeme für das Kundenmanagement und den Onlinehandel. "Wir wollen nach dem Neustart den Kunden, die wiederkommen, das Gefühl geben, dass es ein Erlebnis sein kann, einzukaufen", sagte Greiner, der Sohn des Unternehmers Hans-Rudolf Wöhrl und Eigentümer und Aufsichtsratschef der Modekette Wöhrl ist.
Das Kaufhaus "Ludwig Beck am Rathauseck" ist eine Institution in München, im kommenden Jahr wird es 160 Jahre alt - in der Krise sind die Umsätze allerdings um ein Drittel eingebrochen. Für dieses Jahr erwartet Ludwig Beck zwischen 63 und 70 Millionen statt 95 Millionen Umsatz und Verluste von bis zu 5 Millionen Euro.
"Der Ausfall des Oktoberfestes schmerzt uns extrem", sagte Greiner. "Die Millionen an Besuchern kommen auch zum Shoppen in die Stadt." Ludwig Beck lebt nicht nur von der Stammkundschaft, die auch seltener kommt, sondern von den Touristen. Ohnehin sei die Frequenz noch geringer, "an manchen Tagen zwischen 30 und 50 Prozent", berichtete Greiner. Wenn allerdings ein Kunde erst Mal im Haus sei, würde er meistens auch kaufen, allerdings im Schnitt weniger Geld ausgeben - denn teure Artikel wie Abendgarderobe oder Trachten würden derzeit nicht laufen. "Ein Abendkleid brauche ich nicht, einen Smoking brauche ich nicht, die teure Lederhose brauche ich auch nicht", sagte Greiner.
Die Corona-Krise sei tatsächlich der "Todesstoß für viele Geschäftsmodelle". Er glaubt allerdings an die Zukunft der Kaufhäuser und des stationären Einzelhandels - wenn der sich etwas einfallen lässt und neu erfindet: "Einkaufen muss einen Unterhaltungswert haben, das ist ein emotionales Geschäft", sagte Greiner, der auch ein Plattenlabel betreibt. "Die Krise zeigt, dass sich alle bewegen müssen: die Händler, die Eigentümer der Immobilien und die Städte, die sind oft noch zu statisch und behäbig."
Hören Sie jetzt in der neuen Folge von "Die Stunde Null" mit welcher Strategie Christian Greiner die Modekette Wöhrl wiederbelebt hat, wieso Ludwig Beck in der Krise "kilometerweise Gummibänder" verkaufte und warum ein Riesenrad ein Baustein für die Rettung der Innenstädte sein kann.
Die neue Folge von "Die Stunde Null" finden Sie direkt bei Audio Now, Apple oder Spotify oder via Google.
Quelle: ntv.de