Inflation über vier Prozent Top-Ökonom warnt vor Panikmache
01.10.2021, 10:04 Uhr
Die Verbraucherpreise klettern im September um 4,1 Prozent.
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Erstmals seit 28 Jahren steigt die Teuerungsrate über die Vier-Prozent-Marke. Für DIW-Präsident Fratzscher ist das eine "Normalisierung", er sieht keinen Grund zur Panik. Deutlich größere Sorgen als die Inflation bereite ihm eine andere Entwicklung.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sieht in der hohen Inflationsrate keinen Grund zur Panik. Das Überschreiten der Vier-Prozent-Marke klinge "dramatischer, als es eigentlich ist". Im Interview mit dem Deutschlandfunk (DLF) bezeichnete er die gestiegene Teuerungsrate als "willkommene Normalisierung einer viel zu schwachen Preisentwicklung im vergangenen Jahr".
Am gestrigen Donnerstag teilte das Statistische Bundesamt mit, dass die Verbraucherpreise den höchsten Stand seit 28 Jahren erreicht haben. Im September erreicht die Inflation voraussichtlich 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Angetrieben wird die Inflation vor allem durch die hohen Energiepreise: Sie kletterten im September um voraussichtlich 14,3 Prozent. Auch Nahrungsmittel wurden überdurchschnittlich teurer - nämlich um 4,9 Prozent. Im August hatte die jährliche Teuerungsrate bereits 3,9 Prozent betragen. Das Statistikamt begründete die hohe Inflation auch mit Basiseffekten durch niedrige Preise im Jahr 2020. Insbesondere die zeitweise Absenkung der Mehrwertsteuer und der Preisverfall bei Mineralölprodukten führten demnach zu den hohen Teuerungsraten ab Mitte des Jahres 2021.
Fratzscher erwartet zudem weiter steigende Energiepreise, dafür würden andere Dinge wie zum Beispiel elektronische Geräte billiger. Das gleiche die Preissteigerung aus. Größere Sorgen bereiteten ihm deshalb steigende Mieten im städtischen Raum. "Es gibt nicht wenige Familien in Städten, die 40 Prozent oder mehr ihres monatlichen Nettoeinkommens für das Wohnen ausgeben", sagte er im DLF. Dieser Trend sei massiv in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen.
Quelle: ntv.de, ses/AFP