Wall Street erneut im Plus Trübe Prognosen bringen Anleger zum Lächeln
30.08.2023, 23:08 Uhr Artikel anhören
Händler auf dem Parkett der Wall Street. (Archivbild)
(Foto: picture alliance / newscom)
Wie schon am Vortag mehren sich die Zeichen für eine eingetrübte Konjunktur - und die Börsianer erfreuen sich dran: Weil damit eine abermalige Zinsanhebung unwahrscheinlicher wird, legt der US-Markt zu. Sorge bereitet weiter China.
Die durch maue Konjunkturdaten gestärkten Hoffnungen auf eine Zinspause der US-Notenbank haben die Wall Street am Mittwoch über Wasser gehalten. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,1 Prozent höher auf 34.890 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,5 Prozent auf 14.019 Punkte vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 0,4 Prozent auf 4514 Punkte zu.
In der US-Privatwirtschaft wurden im August mit 177.000 weniger Arbeitsplätze geschaffen als prognostiziert. Die Investoren warten mit Spannung auf den offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag. Auch das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im zweiten Quartal mit aufs Jahr hochgerechnet 2,1 Prozent weniger stark als gedacht.
Die schwächeren Daten stützten die Kurse an den Börsen, sagte Portfolio-Manager Thomas Martin vom Vermögensverwalter Global Investments. "Der Markt geht davon aus, dass die Fed den Zinssatz im September mit ziemlicher Sicherheit nicht erhöhen wird, und sie für das Jahresende noch einige Optionen in der Hinterhand hat." Für September rechnet die Mehrheit der Marktteilnehmer mit einer Zinspause der Fed, während sie noch gespalten sind, ob es im November einen erneuten Stillstand oder eine Erhöhung geben könnte.
Banger Blick nach China
Der andere Unsicherheitsfaktor neben der Zinsentwicklung ist China. Insgesamt kommt die chinesische Wirtschaft nicht so in Schwung, wie es sich die Führung in Peking nach der Aufhebung der strikten Corona-Maßnahmen Ende vergangenen Jahres vorgestellt hatte. Die gesamte chinesische Immobilienbranche steckt in Schwierigkeiten, da die Immobilienpreise wegen der schwächelnden Konjunktur fallen und frische Kredite gleichzeitig teurer werden. Ausländische Gläubiger von Country Garden bereiten sich offenbar auf eine mögliche Umschuldung des strauchelnden Immobilienkonzerns vor. Zudem drückt Kritik aus dem Westen am Investitionsklima in China auf die Stimmung.
In den USA notierte chinesische Firmen verzeichneten teils größere Abschläge. JD.com fielen um 1,5 Prozent, die E-Auto-Bauer Li Auto, Nio und Xpeng verloren bis zu 2,2 Prozent.
Die Ölpreise zogen nur moderat an um gut ein halbes Prozent, obwohl nach einem Branchenverband am Vorabend auch die staatliche Energy Information Administration einen sehr starken Rückgang der Ölvorräte für die vergangene Woche mitgeteilt hatte. Er fiel zudem viel höher aus als erwartet. Einige Händler wollten auf die Vorratsdaten nicht mehr handeln, nachdem diese zuletzt mehrfach extrem rückläufig gewesen seien, war zu hören. An anderer Stelle wurde die geringe Preisreaktion damit erklärt, dass es bereits das fünfte Plus bei den Ölpreisen in Folge war.
Whiskey läuft nicht, Cannabis schon
Im US-Technologiesektor verdarb eine Prognosesenkung von HP Anlegern die Laune. Die Papiere des Computer-Herstellers rutschten um knapp sieben Prozent ab. HP geht nun für 2023 von einem bereinigten Gewinn pro Aktie zwischen 3,23 und 3,35 Dollar nach zuvor 3,30 bis 3,50 Dollar aus. Grund sei die andauernd schwache Nachfrage nach neuem IT-Equipment und das stockende Geschäft in China.
Der Hersteller von Jack Daniels, Brown-Forman, enttäuschte ebenfalls mit seinen Quartalszahlen. Die höheren Lebenshaltungskosten der Verbraucher beeinträchtigten die Nachfrage nach Whiskey und Gin, hieß es zur Begründung. Die Aktien rutschten um rund vier Prozent ab.
Ins Depot wanderten hingegen die Aktien von Cannabis-Firmen. Einem Bericht der Agentur Bloomberg zufolge fordert das US-Gesundheitsministerium (HHS), Marihuana in eine Drogenkategorie mit geringerem Risiko zu verschieben. Die in den USA notierten Aktien der Cronos Group stiegen um 7,4 Prozent, Canopy Growth um mehr als 13 Prozent und Tilray Brands um fast elf Prozent.
Quelle: ntv.de, shu/rts/DJ