"Heißeste Nummer" Trump feiert sich für seine Wirtschaftspolitik - wieso eigentlich?


Leise Töne sind nicht seine Sache.
(Foto: Getty Images)
Donald Trump überzieht die Welt mit Zöllen, doch die US-Wirtschaft zeigt sich erstaunlich robust. Der US-Präsident gerät über sich ins Schwärmen. Doch womöglich freut er sich zu früh.
Donald Trump ist völlig begeistert von sich und seiner Wirtschaftspolitik. Seinetwegen erlebten die USA ein "Goldenes Zeitalter", seien die "stärkste Wirtschaft der Welt" und die "heißeste Nummer" auf diesem Planeten, "kein anderes Land kommt auch nur annähernd daran heran." Unabhängig vom typischen Bombast des US-Präsidenten: Auf den ersten Blick brummt die US-Wirtschaft tatsächlich.
Das ist überraschend. Denn Trump legt die Axt an langjährige Handelsbeziehungen und überzieht selbst Alliierte der USA mit hohen Zöllen. Dennoch wächst die US-Wirtschaft, die Arbeitslosigkeit ist vergleichsweise niedrig, und die Inflation scheint unter Kontrolle. Noch ist es zu früh zu sagen, welche Auswirkungen Trumps Politik auf die US-Wirtschaft haben wird. Aber es zeigen sich erste Risse.
Dabei ist die US-Wirtschaft im zweiten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 3,3 Prozent gewachsen. Das ist sehr viel - doch im ersten Quartal war sie um 0,5 Prozent geschrumpft. Dahinter stecken Trumps Zölle. Der Rückgang zu Jahresbeginn lag an einem kräftigen Anstieg der Importe. Viele Unternehmen beeilten sich, vor der Verhängung von Zöllen noch schnell Waren in die USA einzuführen. Im zweiten Quartal gingen die Importe wieder zurück, wodurch das Wachstum stärker erschien. Zusammengenommen wuchs die US-Wirtschaft im ersten Halbjahr somit nur um moderate 1,4 Prozent.
Die Inflation hatte sich in den ersten Monaten nach Trumps Amtsantritt im Januar dem Ziel der US-Notenbank von 2 Prozent angenähert. Doch Trumps Zölle - eine Steuer auf Importe - tragen dazu bei, dass sie wieder anzieht. Im August lagen die Verbraucherpreise 2,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahres und damit sogar etwas höher als im Juli. US-Unternehmen haben offenbar damit begonnen, die Kosten an ihre Kunden weiterzugeben. Angesichts der teilweise extrem hohen Zölle dürfte die Inflation in den kommenden Monaten weiter steigen.
Trump wird unbeliebter
Vor diesem Hintergrund trübt sich die Kauflaune ein. Das ist vor allem deshalb beunruhigend, weil der Konsum der Motor der US-Wirtschaft ist. 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts hängen vom Privatverbrauch ab. Die US-Amerikaner bekommen allmählich die Auswirkungen der Zölle zu spüren. Und die Sorge wächst, dass Unternehmen auf die höheren Kosten mit dem Abbau von Jobs reagieren.
Die Arbeitslosenquote liegt derweil bei 4,3 Prozent - das ist zwar unter dem langjährigen Schnitt, aber der höchste Stand seit vier Jahren. Und es deutet sich an, dass sich der bislang robuste Arbeitsmarkt abschwächt. In der Industrie streichen einige Unternehmen Jobs, und im August wurden unter dem Strich nur noch 22.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft geschaffen - damit ist der Beschäftigungsaufbau nahezu zum Erliegen gekommen.
Das spiegelt sich auch in den Beliebtheitswerten Trumps wider. Einer aktuellen Umfrage von der Nachrichtenagentur Reuters zufolge ist seine Zustimmungsrate in den vergangenen Wochen gesunken. Die Hauptgründe: Die US-Amerikaner machen sich Sorgen um den Zustand der US-Wirtschaft und zweifeln zunehmend daran, dass die Regierung den Preisanstieg dauerhaft eindämmt. 54 Prozent der Befragten gaben an, dass sich die Wirtschaft auf dem falschen Weg befindet. Nur 35 Prozent sind mit der Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten zufrieden.
Quelle: ntv.de