Ablösung "bis Jahresende"? Trump hat Ross auf dem Kieker
10.11.2018, 19:44 Uhr
US-Präsident Donald Trump und Wilbur Ross im Jahr 2016.
(Foto: picture alliance / dpa)
US-Justizminister Sessions ist gerade erst weg, da kündigt sich der nächste Wechsel im Kabinett Trump an. Der Präsident soll eine Wunschnachfolgerin für seinen Wirtschaftsminister gefunden haben. In einem wichtigen Punkt unterscheidet sie sich von Ross.
Laut dem US-Sender CNBC spricht Donald Trump offen darüber, dass er seinen Wirtschaftsminister Wilbur Ross "bis Ende des Jahres" ablösen will. Der Sender beruft sich dabei auf mehrere Quellen aus dem unmittelbaren Umfeld des Präsidenten. Zuvor hatte die "Washington Post" bereits über eine mögliche Entlassung von Ross berichtet. Erst kürzlich war Justizminister Jeff Sessions entlassen worden.
Als Nachfolger für Ross werden gleich zwei Namen gehandelt. Favoritin soll laut der CNBC-Quellen Linda McMahon sein. Auch Politico berichtet, dass sie Trumps Wunschnachfolgerin sei. Der zweite Name, der genannt wird, ist Ray Washburne. Ihn hat Trump erst im vergangenen Jahr zum Präsidenten und CEO der Entwicklungsbank der US-Regierung (Overseas Private Investment Corporation) ernannt.
Linda McMahon war vor ihrer politischen Karriere Managerin. Von 1980 bis 2009 führte sie das Sport- und Medienunternehmen World Wrestling Entertainment, das sie an die Börse brachte. Das Gesicht der Firma in der Öffentlichkeit ist McMahons Ehemann Vince. Er soll eng mit Trump befreundet sein.
Linda McMahon trat 2009 von ihrem Posten als CEO zurück und widmete sich der Politik. Seit vergangenem Jahr steht sie der US-Behörde für kleine Unternehmen (Small Business Administration) vor. Die ehemalige Managerin soll bereits signalisiert haben, dass sie als Wirtschafts- und Handelsministerin zur Verfügung steht.
Neuer Kurs in der Handelspolitik?
Ob Trump Ross wirklich absetzen wird, ist laut der Quellen von CNBC dennoch offen. Überraschungen seien immer möglich, heißt es. Ross soll beim US-Präsidenten zwar in Ungnade gefallen sein. Dennoch gilt er als großer Unterstützer von Trumps Handelspolitik und seinen Strafzöllen, die er unter anderem gegen China verhängt hat. McMahon dagegen gilt eher als Verfechterin des Freihandels.
Auch hat Trump seine Kabinettsmitglieder häufig kritisiert, ohne personelle Konsequenzen zu ziehen. Diesmal kochen die Spekulationen allerdings nur zwei Tage, nachdem Justizminister Jeff Sessions entlassen wurde, hoch. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders, stritt laut CNBC zumindest nicht ab, dass McMahon die Wunschnachfolgerin für Ross ist.
Laut dem US-Nachrichtenportal Politico hängt Ross' Schicksal maßgeblich davon ab, wie die Demokratische Partei ihre neugewonnene Macht im Repräsentantenhaus einsetzen wird. Ob sie seine Finanzen untersuchen und Fragen nachgehen wird, die mit seiner Veräußerung von Vermögenswerten zusammenhängen. Angeblich soll Ross unter anderem Investitionen in eine russische Reederei mit Verbindungen zu Wladimir Putin verheimlicht haben. Und das zu einem Zeitpunkt, als die Beteiligung wegen seines Amts bereits einen Interessenkonflikt darstellte. Als er erfuhr, dass die "New York Times" die Geschichte um die Reederei "Navigator Holdings" veröffentlichen wollte, soll Ross mit diesem Insiderwissen auf einen fallenden Aktienkurs gesetzt haben.
Bei Kritikern gilt der inzwischen 80-Jährige als einer der Korruptesten im Kabinett Trump. Ross' Spitzname lautet "König der Pleiten". Vor seiner politischen Karriere war er Bankrottspezialist. Er restrukturierte Unternehmen, die vor dem Ruin standen, verkaufte sie wieder und scheffelte damit Millionen. Als Unternehmer ist er damit das, was Investoren abfällig Heuschrecke nennen. Dass Ross mit seinen Geschäften Milliarden gemacht haben will, entlarvte "Forbes" allerdings erst kürzlich als Lüge.
Weitere Wackelkandidaten in Trumps Kabinett
Ross ist bei Weitem nicht der Einzige im Kabinett, dessen politische Zukunft derzeit ungewiss ist. Wie US-Medien übereinstimmend berichten, sind auch Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen und Innenminister Ryan Zinke angezählt - alle aus unterschiedlichsten Gründen. Heimatschutzministerin Nielsen wirft Trump vor, nicht loyal und bei der Grenzsicherung zu Mexiko zu lasch zu sein, wie Politico bereits berichtete. Als umstritten gelten auch Verteidigungsminister James Mattis, Trumps Stabschef im Weißen Haus, John Kelly, sowie Sprecherin Sarah Sanders.
Trump selbst hat am Mittwoch Fragen nach einer Kabinettsumbildung heruntergespielt: "Eine Reihe von Regierungen hat Wechsel nach Zwischenwahlen vorgenommen. Ich bin sehr zufrieden mit dem Kabinett." Dem US-Präsidenten wird nachgesagt, in der Vergangenheit Probleme gehabt zu haben, neues Personal zu finden.
Quelle: ntv.de, ddi