Wirtschaft

Aber keiner lobt ihn Trump macht TTIP-Gegner glücklich

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Setzt auf Protektionismus: Donald Trump.

(Foto: REUTERS)

Konsequenterweise müssten zahlreiche Gegner des TTIP-Freihandelsabkommens Donald Trump feiern. Das machen sie aber nicht. Bei einigen hat das offensichtlich mit Antiamerikanismus zu tun.

Donald Trump gibt sich redlich Mühe, den Freihandel zu beerdigen. Unisono schallt ihm angesichts seiner Schutzzölle hierzulande Kritik entgegen. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Schließlich hatte das geplante transatlantische Freihandelsabkommen TTIP in Deutschland Hunderttausende auf die Straßen getrieben. All diese Kritiker müssten Trump nun unendlich dankbar sein. Sind sie aber nicht.

Dabei ist TTIP durch Trumps Maßnahmen nicht mehr bloß auf Eis gelegt, sondern auf absehbare Zeit erledigt. Denn Schutzzölle sind das Gegenteil von Freihandel.

Doch kein Lob für Trump ist zu hören - nicht einmal von denjenigen, die angesichts von TTIP lautstark vor "Chlorhühnchen" warnten oder vor offensichtlich boshaften US-Anwälten, die europäische Standards vor undurchsichtigen Schiedsgerichten munter nach unten klagen.

Im Gegenteil. Ob von links oder von rechts: Wer nicht schweigt, keilt gegen Trump aus. Um Missverständnisse zu vermeiden: Die von Trump angekündigten Zölle sind eine fürchterliche Idee. Nicht nur, weil sie in den USA wohl Zehntausende Jobs vernichten, da dort nun die Preise für Aluminium und Stahl steigen. Von Bierbrauern bis zu Autoherstellern läuft die US-Industrie Sturm gegen die Pläne.

Sie sind auch deshalb - zurückhaltend formuliert - unklug, weil sie der Beginn eines veritablen Handelskrieges zwischen den Giganten USA, EU und China sein könnten. Und vor allem deshalb, weil der globale Freihandel bedroht ist. Zur Erinnerung: Er ist eine wesentliche Grundlage unseres Wohlstands.

Selbstverständlich gab und gibt es gute Gründe, TTIP zu kritisieren. Doch statt für ein besseres Abkommen zu kämpfen, hieß es leider viel zu häufig: Fundamentalopposition.

Da stellt sich die Frage, warum Trump von den Freihandelsgegnern nicht gefeiert wird. Wahrscheinlich deshalb, weil sich bei vielen - selbstverständlich nicht bei allen - in die TTIP-Opposition eine gehörige Portion Antiamerikanismus gemischt hat. Wer auf der größten Demo in Berlin war, konnte die "Ami go home"-Stimmung weder übersehen noch überhören. Und diese Menschen können sich nicht überwinden, Donald Trump zu loben. Und dass, obwohl er einen so vehement geäußerten Wunsch erfüllt.

Es ist doch bezeichnend: Als Freihandelsverträge mit Kanada oder mit Südkorea ausgehandelt wurden, war von wütender Mobilisierung nichts zu spüren. Aber als es um ein Abkommen mit den USA ging, wurde der Teufel an die Wand gemalt.

Bleibt zu hoffen, dass sich bei den nächsten Verhandlungen der EU mit einem anderen Partner all die Trump-Kritiker und Freihandelsgegner der Argumente erinnern, die sie jetzt gegen den US-Präsidenten ins Feld führen.

Quelle: ntv.de

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