Über 60 Prozent Preissteigerung Türkei bekommt die Inflation nicht unter Kontrolle
03.01.2024, 10:54 Uhr Artikel anhören
In einzelnen Bereichen der türkischen Wirtschaft haben sich die Preise im Dezember mehr als verdoppelt.
(Foto: Francisco Seco/AP/dpa)
In der Türkei steigt die Inflationsrate erneut massiv an. Im Vergleich zum Vorjahresmonat verdoppeln sich in manchen Wirtschaftsbereichen die Preise fast. Ein neuer Inflationsschub deutet sich zudem bereits an.
In der Türkei hat sich die Inflation Ende des vergangenen Jahres weiter verstärkt. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 64,77 Prozent, wie das nationale Statistikamt in Ankara mitteilte. Die Inflationsrate ist damit den zweiten Monat in Folge gestiegen und erreichte den höchsten Stand seit gut einem Jahr.
Nachdem die Geldentwertung in der Türkei 2022 noch Werte über 80 Prozent erreicht hatte, war die Inflation im Verlauf des vergangenen Jahres spürbar gesunken. Zeitweise wurden Inflationsraten von unter 40 Prozent erreicht, bevor sich die Teuerung seit dem vergangenen Sommer wieder tendenziell verstärkte.
Auch die Schwäche der Landeswährung Lira trägt dazu bei: Sie wertete allein im vergangenen Jahr um 37 Prozent zum Dollar ab, wodurch Importe teurer werden. Die Zentralbank hat ihren Leitzins 2023 von 8,50 auf 42,50 Prozent angehoben, um die hohe Teuerung einzudämmen - bislang mit wenig Erfolg.
In den einzelnen Bereichen der türkischen Wirtschaft zeigte sich der stärkste Preisanstieg in der Gastronomie. Hier haben sich die Preise im Dezember im Jahresvergleich fast verdoppelt. Dagegen sind die Preise für Bekleidung und für Elektrizität mit etwa 40 Prozent im Jahresvergleich schwächer als der Durchschnitt gestiegen. Zudem ist der Anstieg der Erzeugerpreise deutlich schwächer als der allgemeine Preisanstieg ausgefallen.
Türkischer Mindestlohn soll massiv steigen
Experten zufolge droht nach einer unerwartet kräftigen Anhebung des Mindestlohns zum Jahresbeginn eine neue Inflationswelle. "Die Preise werden um mindestens 25 bis 30 Prozent steigen", sagte der Vorsitzende des türkischen Verbands der Schuhhersteller, Berke Icten. Arbeitsminister Vedat Isikhan hatte angekündigt, dass der monatliche Mindestlohn im neuen Jahr auf 17.002 Lira (519 Euro) steigen wird. Das entspricht einer Erhöhung um 49 Prozent im Vergleich zu dem im Juli festgelegten Niveau.
Gemessen am Januar 2023 ist es sogar eine Verdoppelung. Etwa sieben Millionen Türken werden von der höheren Lohnuntergrenze profitieren. Wegen der hohen Inflation und der Lira-Schwäche hat die Regierung den Mindestlohn in den vergangenen zwei Jahren alle sechs Monate heraufgesetzt. Arbeitgeber bekommen zwar Unterstützung, um die Folgen zu mildern.
Diese falle aber geringer aus als erwartet, erklärten Wirtschaftsverbände. Die Erhöhung werde sich "erheblich auf die Inflation auswirken", sagte ein Ökonom, der anonym bleiben wollte. Die Inflationsrate könnte im ersten Halbjahr 2024 rund 70 Prozent erreichen. Trotz der kräftigen Anhebung würde der Mindestlohn damit inflationsbereinigt sinken, wenn es Mitte des Jahres keine weitere Erhöhung gebe.
Quelle: ntv.de, lme/dpa/rts