Nasdaq im Aufwind US-Anleger greifen bei Tech-Werten zu
23.01.2023, 23:15 Uhr
An der NYSE herrscht Zuversicht, bevor im Wochenverlauf unter anderem Microsoft, Tesla und Intel ihre Quartalsberichte vorlegen.
(Foto: IMAGO/Xinhua)
Die Händler an der Wall Street blicken optimistisch auf die anstehende Berichtsaison. Vor allem die kürzlich noch verschmähten Technologiewerte sind gefragt. Auch für den Bitcoin geht es wieder aufwärts.
Die abgeflaute Zins- und Rezessionsfurcht treibt die Kurse an der Wall Street weiter nach oben. Vor einer Flut an Firmenbilanzen schloss der Dow-Jones-Index der Standardwerte am Montag 0,8 Prozent höher auf 33.629 Punkten. Der breit gefasste S&P 500 legte 1,2 Prozent auf 4019 Punkte zu. Der technologielastige Nasdaq rückte 2,0 Prozent auf 11.364 Punkte vor und knüpfte damit an die Gewinne vom Freitag an, dem besten Handelstag seit Ende November.
Gefragt waren auf beiden Seiten des Atlantiks vor allem Technologiewerte. "Ein Dauerthema im Technologiesektor bleibt die laufende Entlassungswelle", sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. Nach Microsoft, Amazon und der Google-Mutter Alphabet folgte nun der Musikstreaming-Dienst Spotify mit der Ankündigung, etwa sechs Prozent seiner Belegschaft entlassen zu wollen. Die Nachricht kam an der Börse gut an: Spotify-Aktien kletterten um rund zwei Prozent. "Die Börse reagiert positiv auf diese Nachrichten, weil die Unternehmen mehr auf ihre Kosten achten als vorher", unterstrich Oldenburger.
Der Deutsche Aktienindex habe seine Rally seit dem Jahreswechsel dagegen nur mit angezogener Handbremse fortgesetzt. Der Dax zog am Montag 0,5 Prozent auf 15.103 Punkte an. Gute Quartalszahlen von Unternehmen wie Microsoft, Tesla und Boeing könnten in den kommenden Tagen der mögliche Lichtblick in wirtschaftlich angespannten Zeiten sein, sagte CMC Markets-Analyst Jochen Stanzl. Zudem erhofften sich Investoren Hinweise auf die Konjunkturaussichten von den Einkaufsmanagerindizes für die Euro-Zone und die USA am Dienstag. Börsianer rechneten damit, dass sich die Daten in Europa stärker verbessert haben als in den Vereinigten Staaten.
Spekulationen auf weitere Zinserhöhungen in Europa setzten zeitweise den Dollar unter Druck und hievten den Euro bis auf 1,0927 Dollar und damit den höchsten Stand seit April letzten Jahres. "Wenn man also die Aussichten für die Politik der Zentralbank abwägt, ist der Dollar im Nachteil, da der Markt darauf wettet, dass sich die Fed langsamer bewegt als ihre Pendants im Ausland", sagte Joe Manimbo, Marktanalyst bei Convera in Washington. Während sich in Europa die Hinweise auf zwei weitere Zinserhöhungen um jeweils 50 Basispunkte mehrten, rechnen Marktteilnehmer bei der US-Notenbank Fed nur noch mit kleineren Zinsschritten.
Die zunehmende Risikofreude trieb auch Anlagen wie Bitcoin an. Die Kryptowährung verteuerte sich um mehr als drei Prozent auf bis zu 23.112 Dollar. "Unter Marktteilnehmern schwingt die subtile Angst mit, die Rally verpassen zu können", sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. Das Zünglein an der Waage bleibe dabei die Hoffnung, dass der Preisdruck in den USA weiter an Dynamik verliere und die US-Notenbank Fed in den kommenden Monaten den Fuß vom Zinsgaspedal nehme.
Chip-Hersteller gefragt
Rasant nach oben ging es bei den Einzelwerten vor allem für Chiphersteller. Die Rivalen Qualcomm und Advanced Micro Devices kletterten zwischen 6,6 und 9,2 Prozent, nachdem das Brokerhaus Barclays beide Konzerne auf "overweight" von zuvor "equal-weight" hochgestuft hatte. Auch die Titel von Western Digital zogen knapp neun Prozent an. Hintergrund war ein Bericht über eine mögliche Fusion des Herstellers von Speicherchips mit dem japanischen Unternehmen Kioxia Holdings.
Kursfantasien weckte zudem der erneute Einstieg eines aktivistischen Investors in einen Technologiekonzern: Die Aktien des Cloud-basierten Softwareunternehmens Salesforce zogen mehr als drei Prozent an, nachdem sich einem Insider zufolge der Hegdefonds Elliott für mehrere Milliarden Dollar bei dem SAP-Rivalen eingekauft hat.
Microsoft kündigte unterdessen eine weitere milliardenschwere Investition in OpenAI an und drängt damit immer stärker in den zukunftsträchtigen Markt für Künstliche Intelligenz (KI). OpenAI steht hinter dem Chatbot Chat GPT, einer Software, die in natürlicher Sprache auf Fragen antwortet und auf Kommando Prosa oder Poesie erzeugen kann. Microsoft hat damit begonnen, die Technologie von OpenAI in seine Suchmaschine Bing einzubauen, die zum ersten Mal seit Jahren als potenzieller Konkurrent des Branchenführers Google gehandelt wird. Microsoft-Aktien zogen rund ein Prozent an.
Quelle: ntv.de, ino/rts