Wirtschaft

Mehr Inflation wagen US-Notenbank ändert ihre Strategie

Führt die Fed: Jerome Powell.

Führt die Fed: Jerome Powell.

(Foto: REUTERS)

Die US-Notenbank Fed wird künftig einer neuen geldpolitischen Strategie folgen. Sie verabschiedet sich von der fast drei Jahrzehnte durchgeführten Methode, einer höheren Inflation durch frühzeitige Zinserhöhungen vorzubeugen.

Mitten in der Corona- und Wirtschaftskrise stellt die US-Notenbank Fed ihre geldpolitische Strategie um und legt einen stärkeren Fokus auf den Arbeitsmarkt. Dieser von Fed-Chef Jerome Powell angekündigte Schwenk bietet der Zentralbank zugleich mehr Spielraum beim Ansteuern ihres Inflationsziels von zwei Prozent. Demnach könnte sie die Inflationsrate für einen längeren Zeitraum über dem angepeilten Idealwert halten, wenn diese zuvor geraume Zeit darunter geblieben ist. Zugleich soll aber stets das Ziel der Vollbeschäftigung an erster Stelle stehen.

Bisher verfolgt die Fed einen recht übersichtlichen und klaren Zielkatalog. Zum einen soll sie für "maximale Beschäftigung" - also einen robusten Arbeitsmarkt - sorgen. Zum anderen soll sie "stabile Preise" anstreben. Seit einigen Jahren versteht die Fed darunter eine Inflationsrate von zwei Prozent. In diesem Ausmaß sollen jedes Jahr die Verbraucherpreise steigen, weil dies klassischerweise eine Folge eines gesunden Wirtschaftswachstums ist.

Während die Fed ihr Beschäftigungsziel bis zum Ausbruch der Corona-Krise sehr gut erfüllt hat, hat sie ihr Inflationsziel in den vergangenen Jahren häufig verfehlt. Das führt zu dem sogenannten Inflationsrätsel: Warum steigt die Inflation selbst bei hoher Beschäftigung und hohem Wirtschaftswachstum kaum mehr? Ein Grund ist möglicherweise, dass der Trend zur Digitalisierung und zum Online-Geschäft dem Preisauftrieb entgegenwirkt.

Powell erläuterte die überarbeitete Strategie zum Auftakt des jährlichen Wirtschaftssymposiums, das wegen der Corona-Pandemie nicht wie üblich in Jackson Hole, sondern online abgehalten wird. Dabei wies er wenige Wochen vor den Anfang November anstehenden US-Präsidentschaftswahlen darauf hin, dass die Fed bei ihrer Strategie auch die sozial Benachteiligten im Blick hat. Sie trage damit der Tatsache Rechnung, dass ein starker Arbeitsmarkt "besonders Wohngegenden mit niedrigem oder moderatem Einkommen" zugutekomme.

Fed will Zinsen lange niedrig halten

Der nun überarbeitete Katalog der Fed zu Langfrist-Zielen und geldpolitischer Strategie stammte aus dem Jahr 2012. Darin hatten die Währungshüter unter anderem festgelegt, dass sie für ihr Ziel stabiler Preise eine Jahresteuerung von zwei Prozent anstreben. Dabei galt es ihnen allerdings "als Grund zur Sorge", wenn der angestrebte Wert dauerhaft unter- oder überschritten werden sollte. Dies ändert sich nun, indem größere Schwankungen um das Ziel herum toleriert werden.

"Damit ist der Druck reduziert, mit Zinserhöhungen gegenzusteuern", sagte Ralf Umlauf von der Helaba: "Kurzfristig bestehen keine Zweifel an einer fortgesetzt ultralockeren Geldpolitik der Fed und die heute eingeleitete Strategieänderung der Fed lässt dies mehr als bisher auch für die mittlere Frist erwarten." Die Fed hat den Leitzins in der Corona-Krise auf die Spanne von null bis 0,25 Prozent gesenkt und signalisiert, noch längere Zeit daran festhalten zu wollen.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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