Fed schiebt Wende auf lange BankUS-Notenbank rüttelt nicht am hohen Leitzins

Die US-Notenbank Federal Reserve bleibt bei ihrer Hochzinspolitik. Die Währungshüter um Fed-Chef Powell belassen den geldpolitischen Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Wegen der hartnäckig hohen Inflation schiebt die Fed eine Zinssenkung auf die lange Bank.
Angesichts der hartnäckig hohen Inflation in den USA scheut die Notenbank Federal Reserve vor einer Zinswende zurück. Die Währungshüter beließen den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Die Fed erklärte, in den vergangenen Monaten habe es keine weiteren Fortschritte in Richtung des Inflationsziels von zwei Prozent gegeben. Eine Zinswende sei nicht angebracht, solange die Währungshüter nicht mehr Zuversicht hätten, dass sich die Teuerungsrate nachhaltig dem Ziel der Fed von zwei Prozent nähere.
Zentralbank-Chef Jerome Powell hatte bereits durchblicken lassen, dass die Hochzinspolitik noch länger Bestand haben müsse, um die Inflationswelle zu brechen. Zugleich hatte er signalisiert, dass die Fed "ziemlich bald" das Tempo ihres Bilanzabbaus verlangsamen werde: Nun gab diese bekannt, dass sie ab Juni monatlich nur noch US-Staatsanleihen im Wert von bis zu 25 Milliarden Dollar auslaufen lassen wird, ohne sie zu ersetzen. Bislang lag die Obergrenze bei 60 Milliarden Dollar pro Monat. Bei Hypothekenpapieren (MBS) behält die Fed die Praxis bei, Papiere im Wert von bis zu 35 Milliarden Dollar monatlich fällig werden zu lassen, ohne sie zu ersetzen. Mit den Maßnahmen dampft die Zentralbank ihre in der Corona-Pandemie aufgeblähte Bilanz ein. Eine Verlangsamung des Tempos beim Bilanzabbau wird nach Ansicht Powells die Wahrscheinlichkeit verringern, dass die Fed überziehe und damit die Geldmärkte durcheinander bringe.
Zinswende erst im November?
Die Fed sieht den Bilanzabbau und die Zinspolitik als voneinander getrennte Maßnahmen. Allerdings haben beide zu einer straffen Linie der Notenbank beigetragen. Dennoch hat die Zentralbank den starken Preisauftrieb noch nicht in den Griff bekommen. Die Teuerungsrate lag zuletzt mit 3,5 Prozent weit über dem Ziel der Zentralbank von zwei Prozent. Angesichts der ausbleibenden Erfolge der Fed an der Inflationsfront erwarten Händler an den Terminmärkten, dass die Notenbank eine Zinssenkung womöglich bis November hinauszögern wird. Noch vor wenigen Wochen war über den Juni als wahrscheinlichen Zeitpunkt für die Zinswende spekuliert worden.
Die gute wirtschaftliche Lage, insbesondere der starke Arbeitsmarkt, gebe der Notenbank den Spielraum, mit der Lockerung der Geldpolitik noch zu warten, meint KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib: "Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung vor der Sommerpause hat sich somit deutlich reduziert." Der Fed fehle noch das Zutrauen in eine preisstabilitätsgerechtere Inflationsentwicklung, so Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Sie werde deshalb ihre zinspolitischen Zügel weiterhin gespannt halten: "Vor September ist eine Lockerung nicht in Sicht, und das auch nur, wenn die Fed es mit dem Zwei-Prozent-Preisziel nicht zu genau nimmt."