Krisenjet bleibt am Boden United streicht 737 Max wieder aus dem Plan
31.08.2019, 02:37 Uhr
United Airlines muss wegen des wohl verlängerten Startverbots Tausende weitere Flüge streichen.
(Foto: imago images / Xinhua)
Bis Mitte Dezember will die US-Airline United noch auf Boeings Unglücksmaschine 737 Max verzichten. Für den Flugzeugbauer bedeutet das weltweite Flugverbot einen Milliardenverlust. Doch bereits fürs nächste Jahr fällt der Ausblick deutlich günstiger aus.
Boeings Krisenflugzeuge der Reihe 737 Max bleiben weiterhin am Boden. Auch die US-Fluggesellschaft United Airlines, die ab November wieder mit den Jets geplant hatte, nahm die nach zwei Abstürzen mit Startverboten belegten Flieger noch länger aus dem Flugplan. Demnach werden Flüge mit den Maschinen für einen weiteren Monat ausgesetzt, bis zum 19. Dezember. Dadurch dürften insgesamt voraussichtlich rund 9500 Flüge entfallen. Die Entscheidung kommt wenig überraschend, nachdem der Rivale Southwest Airlines jüngst bekanntgegeben hatte, 737-Max-Flüge bis Anfang Januar zu streichen.
Boeings bestverkaufter Flugzeugtyp darf nach Abstürzen in Indonesien und Äthiopien Oktober 2018 und März 2019 bei denen insgesamt 346 Menschen starben, nicht mehr abheben. Boeing hofft auf eine Wiederzulassung im Schlussquartal, dies ist jedoch ungewiss. United hatte 14 der Maschinen in seiner Flotte, als im März die Flugverbote verhängt wurden.
Gleichzeitig gab der von der US-Luftfahrtaufsicht FAA berufener Expertenausschuss, der sich mit der FAA-Zertifizierung der 737 Max Baureihe befasst, bekannt, dass er für die Prüfung mehr Zeit als zunächst angenommen braucht. Die Behörde rechne damit, dass das Gremium seine Ergebnisse und Empfehlungen erst in den kommenden Wochen abgebe, teilte ein FAA-Sprecher mit. Diese Prüfung sei unabhängig von der angestrebten Wiederzulassung der Maschinen, betonte der FAA-Sprecher.
Auftragsbücher gut gefüllt
Das weltweite Startverbot führte bei Boeing bereits zu einem Milliardenverlust. Im zweiten Quartal verbuchte Boeing wegen einer Rückstellung über knapp fünf Milliarden Dollar 2,9 Milliarden Dollar Nettoverlust. "Das ist ein entscheidender Moment für Boeing", erklärte Boeing-Chef Dennis Muilenburg. Mit der Rückstellung will der US-Konzern Entschädigungen für seine Kunden und Kosten der Produktionsausfälle abdecken. Zu den Großabnehmern der 737 Max gehören in Europa Ryanair und Tui. Zur Entschädigung von Angehörigen der Opfer sieht Boeing 50 Millionen Dollar vor. Der Umsatz des Flugzeugherstellers sank von April bis Juni um 35 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 15,75 Milliarden Dollar. Die Auftragsbücher seien allerdings gut gefüllt mit mehr als 5500 Flugzeugen im Wert von 390 Milliarden Dollar, teilte Boeing weiter mit.
Sowohl Boeing als auch die FAA sind durch die Abstürze, für die ein Softwarefehler verantwortlich gemacht wird, schwer in die Kritik geraten. Auch andere US-Behörden untersuchen, ob bei der ursprünglichen Zulassung der Unglücksflieger durch die FAA alles mit rechten Dingen zuging. Boeing steht im Verdacht, den Flugzeugtyp überstürzt auf den Markt gebracht und die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Wesentliche Teile des Zertifizierungsverfahrens soll die FAA dabei dem Hersteller selbst überlassen haben.
Quelle: ntv.de, lou/dpa/rts