Wirtschaft

"Die Prüfung dauert an" Volkswagen könnte Winterkorn belangen

Ex-VW-Chef Martin Winterkorn: Volkswagen will "vorbehaltlos und ohne Ansehen der Person" vorgehen.

Ex-VW-Chef Martin Winterkorn: Volkswagen will "vorbehaltlos und ohne Ansehen der Person" vorgehen.

(Foto: AP)

Wer trägt die Verantwortung für das milliardenschwere Debakel rund um den Abgas-Skandal im deutschen Autobau? Der Aufsichtsrat in Wolfsburg behält sich Klagen auf Schadenersatz weiter ausdrücklich vor. Bei der juristischen Aufarbeitung zeichnet sich unterdessen Bewegung ab.

Der VW-Aufsichtsrat prüft in der Abgasaffäre Schadenersatzansprüche gegen frühere Führungskräfte, darunter auch der frühere Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn. "Die Prüfung dauert seit längerer Zeit an und wird unabhängig von behördlichen Verfahren durchgeführt", sagte Aufsichtsratssprecher Michael Brendel auf Anfrage. Dies habe der Aufsichtsrat bereits mehrfach erklärt. Diese Prüfung sei noch nicht abgeschlossen. "Dementsprechend gibt es keine Vorfestlegungen, und es wurden auch noch keine Entscheidungen getroffen."

VW Vorzüge
VW Vorzüge 99,92

Brendel betonte: "Bei dieser Frage orientiert sich der Aufsichtsrat einzig und allein am Unternehmenswohl." Der Aufsichtsrat prüfe mögliche Ansprüche gegen ehemalige oder amtierende Vorstandsmitglieder "vorbehaltlos und ohne Ansehen der Person". Im Klartext: Der Volkswagen-Konzern will mit Blick auf etwaige Schadenersatzforderungen offiziell keinerlei Rücksicht nehmen.

Für Winterkorn persönlich könnten sich daraus unter Umständen massive finanzielle Belastungen ergeben. Wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtet, droht dem früheren Volkswagen-Chef im Fall einer juristisch klaren Schuldzuweisung sogar der Ruin. Sein Vermögen könnte im Extremfall komplett weg sein, heißt es.

Aus dem Abgas-Skandal und seinen Folgen hatten sich für den Wolfsburger Automobilkonzern allein in den USA Belastungen aus Straf- und Vergleichszahlungen im hohen zweistelligen Milliardenbereich ergeben. Unklar ist bislang, in welchem Ausmaß das Unternehmen Geld von seinem früheren Vorstandsvorsitzenden zurückfordern könnte. Denkbar etwa wäre, dass zumindest die millionenschweren Erfolgsprämien und ähnliche Vergütungen zur Debatte stehen könnten.

Ermittler blicken auf die "Ziellinie"

Wie die Zeitung unter Berufung auf die Braunschweiger Staatsanwaltschaft weiter berichtet, zeichnet sich mittlerweile ein Ende der Ermittlungen gegen den früheren VW-Chef und weitere Beschuldigte ab. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe, sagte dem Blatt, den Verteidigern der Beschuldigten solle im Sommer Akteneinsicht gewährt werden. "Wenn man sich die Ermittlungen, die im Dieselverfahren Vorgänge bei VW aus etwa zwölf Jahren aufklären sollen, als Marathonlauf vorstellt, beginnt damit quasi die Runde im Stadion mit Sicht auf die Ziellinie."

Die US-Justiz hatte vor dem Wochenende formell Anklage gegen Winterkorn persönlich erhoben. Nach der am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Klageschrift des zuständigen US-Gerichts in Detroit wollen die USA den früheren Topmanager des Autobauers unter anderem wegen Betrugs zur Rechenschaft ziehen. Dem 2015 zurückgetretenen Winterkorn wird zudem Verschwörung zum Verstoß gegen Umweltgesetze und zur Täuschung der Behörden vorgeworfen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen