Wirtschaft

Vaude-Chefin Antje von Dewitz Warum eine Outdoor-Firma für saubere Lieferketten kämpft

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Ein Schaufenster mit Outdoor-Kleidung des Herstellers Vaude.

Ein Schaufenster mit Outdoor-Kleidung des Herstellers Vaude.

(Foto: picture alliance / Snowfield Photography)

Das Outdoor-Geschäft in Deutschland läuft schlecht – nach Jahren des Wachstums. Trotzdem setzt sich das deutsche Familienunternehmen Vaude vehement für das umstrittene Lieferkettengesetz ein. Die Geschäftsführerin Antje von Dewitz erklärt die Gründe.

Der Trend zum Aktivurlaub ist eigentlich ungebrochen, es wird gewandert, und Radfahren wird immer beliebter. Bei Ihnen ist das vergangene Jahr aber nicht gut gelaufen, der Umsatz ging um sechs Prozent zurück. Was ist der Grund?

Antje von Dewitz: Es stimmt, dass es in der Pandemie einen extremen Trend hin zu Outdoor und Bike gab und ein starkes Wachstum. Aber dann entwickelten sich Marktturbulenzen. Es kam zu Schwierigkeiten durch den Krieg in der Ukraine, die Wirtschaftskrise hat zu Kaufzurückhaltung geführt. Extrem viele Händler sind in Schieflage geraten oder sogar insolvent gegangen. Davon sind zahlreiche Outdoor- und Bike-Läden betroffen. Da gibt es große Lagerbestände.

Sie setzen sich in der Öffentlichkeit sehr vehement für ein Lieferkettengesetz ein und legen selbst schon lange Wert auf eine nachhaltige Lieferkette. Oft wird ja kritisiert, es sei für Unternehmen zu kompliziert und zu teuer, das aufzubauen. Ist es nicht tatsächlich eine Überforderung für die Unternehmen?

Ich habe Verständnis für die Überforderung, das ist wirklich viel. Ich habe da anfangs auch viel Bürokratie festgestellt beim Aufbau von nachhaltigen Strukturen. Es ist anstrengend und auch nervig. Aber diese Disziplin gehört einfach dazu. Wir sind in einer globalen Wirtschaft, und ein großer Teil meiner Wertschöpfung findet in den Lieferketten statt. Da kann ich nicht sagen: Das ist mir zu anstrengend. Außerdem liegt in einer gut gemanagten Lieferkette auch Innovationskraft.

Was meinen Sie damit?

Wenn ich nicht weiß, wo die Probleme liegen und die Beziehungen nicht kenne, dann kann ich auch keine Innovation schaffen. Ich muss mich mit dem Zahlenwerk auseinandersetzen.

Wie kontrollieren Sie denn so eine Lieferkette? Es ist ja nicht damit getan, dass man einmal feststellt: Das sieht ganz gut aus.

Vaude-Chefin Antje von Dewitz

Vaude-Chefin Antje von Dewitz

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Was den sozialen Bereich angeht: Alle unsere Produktionsstätten werden extern auditiert, nach den höchsten Standards. Wir selbst werden jährlich auditiert. Wir haben ein eigenes Team in Asien, das in die Produktionsstätten geht und sie im Verbesserungsprozess begleitet. Wir passen unser eigenes Verhalten beim Einkauf und der Produktentwicklung an, damit wir hinten raus in der Produktion keine Probleme verursachen. Da muss man dranbleiben, und es ist Arbeit.

Und wie gehen Sie mit den Umweltfragen um?

Wir haben eine weltweite Klimabilanz und wissen ganz genau, wo unsere Emissionen entstehen. Das heißt, wir wissen auch, wo wir ansetzen müssen, um klimaneutral zu werden. Nicht nur durch Kompensation, sondern dadurch, dass wir Emissionen senken. Das geht nur, wenn man es bemisst.

Ein solcher Aufwand verursacht ja auch deutlich höhere Kosten.

Ja, das ist kostenintensiv. Wie genau, lässt sich schwer beziffern, weil das im Querschnitt in allen Bereichen anfällt. Wir pflücken nicht jedes Mal die soziale oder ökologische Komponente raus. Aber grob über den Daumen gepeilt: Wir haben vor Jahren mal gesagt, dass der Kunde bereit ist, fünf bis acht Prozent mehr für nachhaltige Produkte zu bezahlen. Und wir haben Mehrkosten von 10 bis 15 Prozent. Da ist schon eine Lücke, die wir überwinden müssen. Aber die ist in den letzten Jahren schmaler geworden, weil das Bewusstsein wächst.

Hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null"

  1. Welche Rolle Fahrradartikel für Vaude spielen
  2. Warum sich Antje von Dewitz gegen die AfD einsetzt
  3. Weshalb Textilrecycling noch nicht funktioniert

Alle Folgen finden Sie direkt bei RTL+, Apple oder Spotify oder via Google.

Quelle: ntv.de, ddi

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen