Krisen-Modus ohne Brexit Lkw und Fähren starten mit Notfallversorgung
30.03.2019, 19:29 Uhr
London hat für umgerechnet rund 120 Millionen Euro Fähren gebucht, um im Fall eines ungeordneten Brexit das Chaos am Hafen von Dover zu begrenzen.
(Foto: imago/PA Images)
Der Chaos-Brexit am Freitag ist ausgefallen, die Notfallversorgung für die Briten rollt trotzdem an. Lebenswichtige Medikamenten, Impfstoffe und Blut sind unterwegs nach Großbritannien. Die Waren sollten Lieferengpässe verhindern - nun kommen sie zu früh.
Das Brexit-Chaos wird immer verrückter. Der 29. März, der Tag, an dem der ungeregelte Austritt Großbritanniens drohte, ist verstrichen, ohne dass etwas passiert wäre. Nichtsdestotrotz wird auf Krisen-Modus geschaltet und Notfallpläne aktiviert, so als ob die Trennung vollzogen worden wäre.
Londons No-deal-Flotte hat laut Bloomberg ihre Segel gehisst. Fähren und Lkw, die bereits vor Monaten gechartet wurden, machen sich auf den Weg, um das abtrünnige EU-Land mit Waren zu versorgen, die ohne den europäischen Binnenmarkt knapp werden könnten.
Laut der Finanzagentur greifen Verträge im Wert von insgesamt umgerechnet 118 Millionen Dollar. Das britische Transportministerium hatte sie im Dezember mit hauptsächlich zwei Fährbetreibern abgeschlossen. Gedacht waren sie als Vorsoge, wenn die Schlagbäume runtergehen, Zölle und lange Staus in Dover drohen.
Da der Chaos-Brexit auf den letzten Metern vertagt wurde, rollt diese Notfallversorgung nun zwei Wochen zu früh an. Neuer Brexit-Tag ist der 12. April. Bis dahin muss May der EU darlegen, wie der Brexit-Schlamassel gelöst werden soll.
"Es ist ein bisschen wie eine geplatzte Hochzeit", sagte Nigel Wonnacott, ein Sprecher von Brittany Ferries Bloomberg. Die französische Fährgesellschaft hatte Ende vergangenen Jahres mit 60 Millionen Dollar den größten Auftrag des britischen Transportministeriums ergattert. Findet sie nicht statt, "hast du trotzdem alles vor Ort und die Lieferanten müssen für die geleistete Arbeit bezahlt werden".
Laut Bloomberg hat Brittany Ferries 50 Mitarbeiter zusätzlich für die Überfahrten von Portsmouth nach Le Havre, von Poole nach Cherbourg und von Plymouth nach Roscoff eingestellt sowie Zeitpläne und Treibstoffverträge geändert, um die geforderten Extra-Kapazitäten zu schaffen. 40 Prozent aller vorhandenen Garagen-Stellplätze auf den Fähren sind für das britische Transportministerium reserviert.
In einer Email, aus der Bloomberg zitiert, erklärt das Transportministerium dazu, dass der Austritt der EU nach wie vor Priorität habe. "Als verantwortungsbewusste Regierung" sei es nur richtig, "Notfallmaßnahmen fortzusetzen". Überschüssige Fährkapazitäten der Regierung würden weiterverkauft.
Quelle: ntv.de, ddi