Wirtschaft

Manche Bagger rollen später Wie steht es um die vielen angekündigten Chip-Fabriken?

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TSMC baut gemeinsam mit Bosch, Infineon und NXP eine neue Chipfabrik in Dresden.

TSMC baut gemeinsam mit Bosch, Infineon und NXP eine neue Chipfabrik in Dresden.

(Foto: IMAGO/Sylvio Dittrich)

In Dresden feierte die Politikprominenz den lang erwarteten Spatenstich des milliardenschweren TSMC-Werks. Andere Großprojekte der Halbleiterindustrie kämpfen derweil mit Schwierigkeiten und Verzögerungen.

Großer Auflauf im Dresdner Norden: Am Dienstag versammelten sich unter anderem C.C. Wei, der Chef des weltgrößten Chipfertigers TSMC, Bundeskanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer in einem Industriepark im Stadtteil Klotzsche. Der Anlass: der Spatenstich für den Bau einer modernen Chipfabrik, die TSMC gemeinsam mit Bosch, Infineon und NXP unter dem Namen European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) errichtet und vor allem die Autobranche beliefern soll.

Gerade noch rechtzeitig vor dem Termin kam aus Brüssel die Nachricht, dass die EU-Kommission die 5 Milliarden Euro an Subventionen, mit denen der deutsche Staat das ESMC-Projekt unterstützt, durchgewunken hat. Die beteiligten Unternehmen werden ebenfalls 5 Milliarden Euro investieren. 2027 soll die Produktion in dem Werk beginnen, 2000 Arbeitsplätze stehen in Aussicht. Es geht aber um mehr: Die Ansiedlung von Halbleiterproduktion in Europa ist ein strategisches Vorhaben, mit dem der Kontinent seine Abhängigkeit reduzieren und die man sich einiges kosten lassen will.

TSMC in Dresden ist daher nur das erste in einer ganzen Reihe von Projekten. Ziemlich genau ein Jahr ist zwischen der offiziellen Ankündigung des Vorhabens und dem Spatenstich vergangen – damit liegt das TSMC-Werk vergleichsweise gut im Plan. Denn beim Bau der anderen Chipfabriken, die ebenfalls groß verkündet wurden, geht es nicht ganz so gut voran.

Intel will sparen

Die größte Investition ist in Magdeburg geplant, wo Intel 30 Milliarden Euro in zwei neue Werke stecken will – gut ein Drittel der Summe soll von der Bundesregierung kommen. Die Genehmigung dafür steht seitens der EU allerdings noch aus. Vor allem aber laufen bei Intel die Geschäfte derzeit alles andere als rund. CEO Pat Gelsinger hat daher kürzlich ein milliardenschweres Sparprogramm angekündigt, wonach weltweit rund 15.000 Stellen wegfallen sollen. Zudem will Intel seine Investitionsausgaben um mehr als 20 Prozent herunterfahren.

Befürchtet wird, dass davon auch das Vorhaben in Magdeburg betroffen sein könnte. Dem widersprach zuletzt die Landesregierung Sachsen-Anhalts, Intel selbst will sich dazu offiziell nicht äußern. Allerdings hat sich Gelsinger intern zu jenem Investitionsprogramm bekannt, das auch Magdeburg einschließt.

Der Baustart des 2022 angekündigten Projekts war ursprünglich für die erste Jahreshälfte 2023 vorgesehen, dann aber auf Ende 2024 verschoben worden. Jüngst haben immerhin die Arbeiten für eine Erschließungsstraße begonnen. Geplant ist ein Beginn der Produktion für 2027.

Wolfspeed lässt es langsamer angehen

Sogenannte Leistungshalbleiter aus Siliziumkarbid, die für viele Wachstumsbranchen wie Photovoltaik oder E-Autos wichtig sind, will das US-Unternehmen Wolfspeed gemeinsam mit dem Autozulieferer ZF im saarländischen Ensdorf produzieren. Anfang 2023 wurde die Investition angekündigt, der Bau sollte sogar schon in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres beginnen – doch daraus wurde nichts. Nun sollen die Bagger frühestens 2025 rollen.

Einer der Gründe ist die ebenfalls schwächelnde Geschäftsentwicklung bei Wolfspeed – der aktivistische Investor Jana Partners übt daher offenbar Druck auf die Unternehmensführung aus, bestimmte Investitionsprojekte zu überdenken. Laut Reuters soll dazu auch das Projekt im Saarland zählen.

Ende Juni wurde in Ensdorf immerhin schon einmal das dort bislang stehende Kohlekraftwerk gesprengt, nun läuft der Rückbau. Für den Bau der Fabrik steht bislang eine Investitionssumme von 2,7 Milliarden Euro im Raum, von der 700 Millionen Euro Staatsmittel wären. Produktionsbeginn soll 2027 sein, Hunderte Jobs dürften entstehen.

Infineon "voll im Zeitplan"

Nicht weit von der TSMC-Fabrik will der deutsche Halbleiterspezialist Infineon 5 Milliarden Euro in eine Erweiterung stecken und damit 1000 neue Arbeitsplätze schaffen. 1 Milliarde Euro davon sollen Subventionen sein. Laut Vorstandschef Jochen Hanebeck liegt das Projekt "voll im Zeitplan". In der "Süddeutschen Zeitung" kündigte Hanebeck jüngst an, dass in etwas über einem Jahr die Maschinen ankommen dürften und die Produktion dann 2026 starten soll. Der Spatenstich für das Projekt fand bereits 2023 statt.

Der Baustart des 2022 angekündigten Projekts war ursprünglich für die erste Jahreshälfte 2023 vorgesehen, dann aber auf Ende 2024 verschoben worden. Jüngst haben immerhin die Arbeiten für eine Erschließungsstraße begonnen. Geplant ist ein Beginn der Produktion für 2027.

Allerdings kämpft auch Infineon mit einem Gewinneinbruch und hat einen Sparkurs eingeleitet. In Europa werden derzeit 2800 Stellen abgebaut; ein in Malaysia geplantes Werk, das vor allem für den chinesischen Markt produzieren soll, ist umstritten.

Dieser Text erschien zuerst bei capital.de

Quelle: ntv.de

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