Putin droht mit Gas-Drosselung Wo steckt die Nord-Stream-Turbine?
20.07.2022, 14:21 Uhr
Das Ziel der Turbine: Die Kompressor-Station im russischen Portowaja.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 1 nähern sich dem Ende. Russlands Präsident Wladimir Putin deutet an, dass dann wieder Gas nach Deutschland fließt - allerdings in reduzierter Menge. Der Kreml begründet das mit einer fehlenden Turbine, die in Kanada gewartet wurde.
Im Juni hat der russische Energie-Riese Gazprom die Lieferung von Gas durch die Ostsee-Pipeline stark gedrosselt, an der seit einigen Tagen Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Begründung für die Lieferkürzung: Es fehle eine Turbine von Siemens Energy, die in Kanada gewartet wurde. Die Turbine dürfte mittlerweile auf den Weg nach Russland sein. Doch wo ist die Turbine genau?
Ziel der Turbine ist die Kompressor-Station im russischen Portowaja. Sie ist laut Gazprom essenziell für den Betrieb von Nord Stream 1. Der Ort befindet sich nordwestlich von St. Petersburg und liegt etwa 20 Kilometer von der finnischen Grenze entfernt.
Die Turbine soll über einen Zwischenstopp in Deutschland nach Russland geliefert werden. Denn die von der kanadischen Regierung verhängten Sanktionen verbieten, dass das Gerät direkt von Kanada nach Russland transportiert wird. Die Bundesregierung argumentiert, dass die Lieferung der Turbine aus Deutschland nicht gegen EU-Sanktionen verstoße, weil diese sich nicht gegen den Gastransit richteten.
Das Bundeswirtschaftsministerium gibt keine Auskunft darüber, wo sich die Turbine befindet, begründet das mit Sicherheitsfragen und verweist auf Aussagen des Herstellers Siemens Energy, dass alles dafür getan werde, damit Transport und Einsatz der Turbine so schnell wie möglich erfolgten. Auf Anfrage von ntv.de wollte sich das Unternehmen nicht zum Verbleib der Turbine äußern. Gazprom, der Eigentümer der Turbine, war nicht zu erreichen. Nach Angaben der russischen Regierung sind bisher weder die Maschine noch die dazugehörigen Dokumente eingetroffen.
Erst nach Finnland, dann nach Russland
Der russischen Wirtschaftszeitung "Kommersant" zufolge traf die Turbine am vergangenen Sonntag per Flugzeug in Deutschland ein. Dann sollte sie per Schiff über die Ostsee nach Finnland transportiert werden. Über den Landweg geht es dann weiter an Helsinki vorbei an die russische Grenze. Laut "Kommersant" werde die Turbine - abhängig von Dauer der Zollabfertigung - um den kommenden Sonntag herum in Russland eintreffen. Der Einbau dauere normalerweise drei oder vier Tage, hieß es weiter. Danach könne die Turbine ihren Betrieb aufnehmen.
Derzeit fließt wegen Wartungsarbeiten kein Gas durch die Pipeline - sie sollen am morgigen Donnerstag beendet sein. Sollte Gazprom dann wieder Gas nach Deutschland pumpen, dürfte die Menge höchstens das Niveau vor den Wartungsarbeiten erreichen. Russlands Präsident Wladimir Putin drohte derweil: Sollte Gazprom die in Kanada reparierte Turbine nicht rechtzeitig zurückbekommen, werde Durchlasskapazität noch weiter sinken.
Quelle: ntv.de