ZEW-Index steigt kräftig "Die Talsohle ist erreicht"
17.10.2023, 14:56 Uhr Artikel anhören
Die Konjunkturerwartungen von Finanzexperten für Deutschland haben sich deutlich verbessert.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Optimismus wird stärker: Analysten blicken deutlich positiver als zuletzt auf die Konjunktur in den nächsten sechs Monaten. Dazu tragen maßgeblich die Annahme einer weiter sinkenden Inflation sowie die Hoffnung auf ein Ende der Zinsanhebungen bei. Nur wenig Sorgen bereitet den Börsianern derzeit der Nahost-Konflikt.
Börsenprofis bewerten die Aussichten für die deutsche Wirtschaft im Oktober trotz neuer Risiken durch die Eskalation im Nahen Osten so gut wie seit einem halben Jahr nicht mehr. "Die Talsohle ist erreicht", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Entwicklung. "Negative Faktoren wie der Israel-Konflikt, den einzelne Befragte als Grund für ihre nach unten revidierte Wachstumsprognose angaben, hatten hingegen keinen starken Einfluss auf den insgesamt optimistischeren Ausblick."
Das Barometer zur Einschätzung der Konjunktur in den nächsten sechs Monaten stieg den dritten Monat in Folge - um überraschend kräftige 10,3 Punkte auf minus 1,1 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter 164 Analysten und Anlegern mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf minus 9,3 Punkte gerechnet. Zugleich stabilisiert sich die Einschätzung der aktuellen Lage: Dieses Barometer gab um 0,5 auf minus 79,9 Zähler nach.
Die gestiegenen Konjunkturaussichten gingen einher mit der Erwartung weiter sinkender Inflationsraten sowie der Tatsache, dass mittlerweile mehr als drei Viertel der Befragten von stabilen kurzfristigen Zinsen im Euroraum ausgehen. Höhere Zinsen gelten als Gift für Konjunktur und Aktienmärkte. "Ein mögliches Erreichen des Zinsgipfels im Euroraum nährt nun die Hoffnung auf ein Ende der wirtschaftlichen Schwächephase zum Jahreswechsel", sagte der Konjunkturanalyst der DZ Bank, Christoph Swonke.
Helaba-Ökonom Ralf Umlauf hält es für bemerkenswert, dass die Aussichten besser bewertet werden - "obwohl mit der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten ein nicht unwesentlicher Risikofaktor hinzugekommen ist". Weiter sagte er: "Noch halten sich die Ölpreisanstiege aber in Grenzen, sodass die konjunkturellen Belastungen moderat sind."
Andere Banken-Ökonomen sehen aber noch keine konjunkturelle Trendwende zum Besseren. "Ihrer Schockstarre ist die Stimmung nicht entkommen", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Vor allem die Lagebeurteilung zeigt, wie schlecht es um den Standort steht." Die Wirtschaft sitze fest in der Rezessionsspur.
Die Bundesregierung geht davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft allmählich wieder Tritt fasst. Demnach dürfte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen. Im Frühjahr war noch ein Plus von 0,4 Prozent veranschlagt worden. 2024 und 2025 soll es dann wieder Wachstumsraten von 1,3 und 1,5 Prozent geben.
Quelle: ntv.de, jwu/rts