Opel macht tageweise dicht Zulieferer-Streik trifft Autohersteller
25.06.2018, 17:07 Uhr
NHG produziert für viele Autohersteller in Deutschland Motorblöcke.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Prevent-Gruppe setzt bei ihrer Tochter NHG den Rotstift an. Dagegen wehrt sich die Belegschaft und stoppt die Arbeit. Das bekommen zunehmend die Kunden zu spüren. Volkswagen kann offenbar noch intern umschichten. Opel nicht.
Der Streik beim Zulieferer Neue Halberg Guss (NHG) schlägt inzwischen bei Abnehmern in der Automobilindustrie durch. "Fakt ist, im Moment können wir durch den Streik nicht ausliefern, nicht produzieren. Das wirkt sich natürlich bei unseren Kunden aus", sagte ein Sprecher der Prevent-Gruppe, die den Lieferanten von Motorblöcken mit Hauptsitz im Saarland im Januar übernommen hatte.
VW teilte mit: "Es gibt erste Beeinträchtigungen der Produktion, die wir jedoch über Flexibilisierungsmaßnahmen auffangen können." Die Fertigung laufe weiter. Welche Standorte betroffen sind, sagte eine Sprecherin nicht. Auch Opel hat als Folge des Arbeitskampfes mit Engpässen zu kämpfen. Im Werk Eisenach würden deshalb für Juli geplante Schließungstage in den Juni vorgezogen, teilte ein Sprecher der PSA-Tochter mit.
In anderen Werken sei die Produktion kurzfristig nicht betroffen. "Wir arbeiten weiterhin mit dem Lieferanten zusammen, um das Problem zu lösen." Neben VW und Opel gehören alle großen Autobauer und mehrere Lkw-Hersteller zu den Kunden von NHG. Daimler teilte mit, der Streik habe noch keine Auswirkungen auf die Produktion.
Zu Wochenbeginn blockierten Mitarbeiter nach Gewerkschaftsangaben zeitweise die Zufahrten zu den Werken von Halberg Guss in Saarbrücken und Leipzig, um den Druck für ihre Forderungen zu erhöhen. "Wir erwarten, dass die Kunden tätig werden und unsere Sache unterstützen", sagte Hans Peter Kurtz, erster Bevollmächtiger der IG Metall Saarbrücken.
1200 Stellen auf der Kippe
Die IG Metall will mit dem Arbeitskampf einen Sozialtarifvertrag bei dem Zulieferer durchsetzen. Nach ihren Angaben will NHG das Werk in Leipzig mit 800 Mitarbeitern schließen, in Saarbrücken sollen 300 von aktuell 1500 Stellen wegfallen. Grund ist, dass sich Volkswagen als Hauptkunde von NHG zurückzieht. Die Geschäftsführung von Neue Halberg Guss hatte sich am Wochenende an die Belegschaft gewandt und ein Ende des Streiks gefordert. "Noch haben wir Kunden, die uns vertrauen - aber mit jedem Tag, den die Kunden auf Lieferungen warten und durch den Streik in ihrer Existenz bedroht sind, verlieren wir Vertrauen und Sie streiken sich selbst in die Arbeitslosigkeit", schrieb Geschäftsführer Alexander Gerstung in einem offenen Brief.
Volkswagen liegt seit längerem im Streit mit Prevent, hinter der die bosnisch-stämmige Unternehmerfamilie Hastor steht. Die Osteuropäer waren vor zwei Jahren in die Schlagzeilen geraten, als die zu ihrem Imperium gehörende Prevent-Gruppe mit Volkswagen erbittert über die Lieferung von Teilen gestritten und zeitweise die Produktion des Autobauers lahmgelegt hatte.
Quelle: ntv.de, jwu/rts