Gas fließt, Zins steigt, DAX fällt
Zum ersten Mal seit elf Jahren hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen erhöht – und der DAX reagiert gelassen: Der deutsche Börsenleitindex verliert 0,3 Prozent und geht mit einem Stand von 13.247 Punkten aus dem Handel. Dieses Niveau hatte der Leitindex bereits vor der Entscheidung der EZB am Nachmittag inne. Die Zinsen steigen um zunächst 50 Basispunkte, weitere Anhebungen in diesem Jahr wurden in den Raum gestellt.
Zuvor war es für den DAX bereits auf und ab gegangen, allerdings mit einer geringen Dynamik. Der Grund hierfür: Es fließt wieder russisches Gas durch die Pipeline "Nord Stream 1", allerdings wohl sehr wenig. Moskaus Druckpotenzial bleibt damit bestehen. Der Ölpreis fällt im Tagesverlauf deutlich.
"Die Zinsanhebung fiel wie vom Markt erwartet aus. Die Anleger waren zunächst entsprechend erleichtert, weil die EZB endlich etwas gegen das Thema Inflation tut", kommentiert ntv-Börsenkorrespondentin Katja Dofel. "Allerdings drückten im Anschluss die trüben Konjunkturaussichten der Zentralbank die Stimmung auf dem Parkett", erläutert sie. "Die zweite Jahreshälfte könnte eine schwierige werden, ungeachtet dessen, ob und wieviel russisches Gas nach Europa fließen wird."
"Letzten Endes ist allen Anlegern klar, dass es mit dieser Zinsanhebung durch die EZB noch nicht getan ist", kommentiert Dofels Kollegin Corinna Wohlfeil. "Aber: Nicht alle Länder können Zinserhöhung gleichgut verkraften. Das könnte noch zu einem ernsten Problem werden. Dennoch: Die EZB hat weitere Zinsschritte angekündigt."
Bei den Einzelwerten ist die Schar der Gewinner sehr groß. Am deutlichsten können die Titel von Sartorius zulegen - deutlich mehr als sieben Prozent. Der Laborausrüster hat überzeugende Zahlen vorgelegt. Auf der Verliererseite finden sich die SAP-Aktien ganz vorn mit wieder. Die Titel büßen mehr als drei Prozent ein. Auch Eon-Papiere geben in dieser Größenordnung ab. Erneut unter die Räder kommen aber Hellofresh. Die Anteilsscheine sacken wiederholt zweistellig prozentual ab.