Politik

Etwas mehr als geplant Russland schickt wieder Gas durch Nord Stream 1

Zehn Tage lang fließt kein russisches Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 nach Europa. Zehn Tage lang zittert Deutschland, ob Putin den Gashahn nach der Wartung überhaupt wieder aufdreht. Nun gibt es Gewissheit, dass der Rohstoff erst einmal weiter kommt.

Nach der Wartung von Nord Stream 1 ist am Morgen die Gaslieferung durch die deutsch-russische Pipeline angelaufen. Es fließe wieder Gas, sagte ein Sprecher der Nord Stream AG. Netzdaten lassen bislang darauf schließen, dass die angekündigten Mengen eingehalten werden. Zwischen 7.00 und 8.00 Uhr floss laut der Nord Stream AG Erdgas, das einer Energie von mehr als 29,28 Gigawattstunden (GWh) entsprach. Das war in etwa so viel, wie das Unternehmen zuvor zugesagt hatte. In der darauffolgenden Stunde nahm der Wert nochmals leicht auf knapp 29,3 GWh zu und überstieg auch den für diesen Zeitraum geplanten Umfang.

Zahlen von beiden Empfangspunkten im vorpommerschen Lubmin zeigten, dass die Werte von 9.00 bis 10.00 Uhr in etwa konstant blieben. In der ersten Stunde des Gastages, also zwischen 6.00 und 7.00 Uhr, war das Niveau wegen des Hochlaufs noch unterhalb der Ankündigung geblieben. Ein Nord-Stream-Sprecher erklärte, diese Differenz werde mit Mengen verrechnet, die vor den Arbeiten vor anderthalb Wochen beim Herunterfahren noch nach dem eigentlichen Lieferstopp anfielen. Bis die volle Transportleistung erreicht sei, werde es etwas dauern.

Nord Stream teilte am Vormittag dann auch offiziell mit, man habe "alle geplanten Wartungsarbeiten innerhalb des vorgesehenen Zeitraums erfolgreich abgeschlossen". Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass die Pipeline - wie vor der Unterbrechung - zunächst zu etwa 40 Prozent ausgelastet wird. Dies entspräche einem täglichen Gasvolumen von gut 67 Millionen Kubikmetern oder einer Energie von etwa 700 GWh. Vor dem Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine und den nachfolgenden Sanktionen des Westens gegen die Russische Föderation waren zum Beispiel im Dezember pro Tag noch bis zu 167 Millionen Kubikmeter Gas durch die Leitung gekommen, bei einer Gesamtenergie von bis zu 1755 GWh.

Sorge vor Mangellage

Die Pipeline, die russisches Erdgas nach Europa liefert, war seit dem 11. Juli wegen einer jährlichen Wartung für zehn Tage außer Betrieb. Zuletzt hatte der russische Staatskonzern Gazprom angedeutet, dass es weiter Probleme mit einer in Kanada gewarteten Gasturbine von Siemens Energy gebe, die für eine Verdichterstation gebraucht wird. Die Bundesregierung hatte sich in Kanada bemüht, dass die Turbine trotz kanadischer Sanktionen gegen den russischen Energiesektor ausgeliefert werden darf - allerdings nach Deutschland, nicht an Russland. Berlin kümmerte sich im Anschluss selbst um die Verbringung nach Russland.

Nach Russlands Angriff auf die Ukraine hatte der Westen Sanktionen gegen Russland verhängt. Russland hatte wiederum Gaslieferungen in europäische Länder ganz oder teilweise eingestellt. Die Liefermenge in den kommenden Monaten dürfte große Auswirkungen etwa auf die deutsche Wirtschaft, aber auch Privatkunden haben, da sie sich wahrscheinlich auf Gaspreise niederschlägt. Sie dürfte auch ausschlaggebend dafür sein, wie weit Deutschland seine Gasspeicher noch vor der kalten Jahreszeit auffüllen kann und ob es zu einer Mangellage kommt.

(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 21. Juli 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, shu/dpa/rts

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen