Marktberichte

Börsen-Ausblick Dax vor turbulenter Woche

Der Dax hat in der Corona-Krise kräftige Verluste erlitten.

Der Dax hat in der Corona-Krise kräftige Verluste erlitten.

(Foto: imago/Sven Simon)

Eine spannende Woche steht den Aktienmärkten bevor. War die jüngste Erholung nur eine Bärenmarktrally nach übertriebenen Verlusten, oder stellt sich die Zukunft tatsächlich substanziell besser als befürchtet dar?

Am deutschen Aktienmarkt sollten sich die Anleger nach den jüngsten Kursgewinnen wieder auf etwas stürmischere Zeiten einstellen. Die nahende Lockerung der Coronavirus-Restriktionen ist Experten zufolge kein Startschuss für eine rasche und deutliche Erholung der Börsen. Die Krise werde Wunden in der Wirtschaft hinterlassen, die wahrscheinlich nicht vollständig heilen werden, warnt etwa Darren Williams, Chef-Volkswirt beim Vermögensverwalter Alliance Bernstein.

Der Dax stabilisierte sich in der abgelaufenen Woche zwar, mit gut 10.600 Punkten lag er aber immer noch mehr als 20 Prozent unter seinem Rekordhoch vom Februar. In Erwartung baldiger Lockerungsmaßnahmen im Zuge der Coronavirus-Pandemie hätten Aktien weltweit in den vergangenen Wochen einen beachtlichen Teil der krisenbedingten Verluste aufgeholt, so Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Helaba. Damit sei nun "viel Positives vorweggenommen, so dass es zwischenzeitlich durchaus zu Enttäuschungen kommen kann". Eine Verschnaufpause würde demzufolge auch dem deutschen Leitindex Dax nicht schaden. Am Freitag stieg der Leitindex Dax zwischenzeitlich um mehr als 4 Prozent und schloss 3,1 Prozent höher bei 10.625 Punkten. Auf Wochensicht ergibt sich damit ein Plus von knapp 0,6 Prozent.

Selbst wenn rasch ein Medikament zur Behandlung des Covid-19-Erregers gefunden werde, bleibe der Rückweg zur Normalität lang und steinig, prophezeit Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Die Folgen des wirtschaftlichen Lockdowns auf Unternehmensebene und der Anstieg der Arbeitslosenquote lassen sich nicht einfach rückgängig machen."

Ähnlich argumentiert Alexander Roose, Chef-Anleger für Aktien beim Vermögensverwalter Degroof Petercam. "Das Verbrauchervertrauen wird aufgrund steigender Gesundheitskosten und einer geringeren Kaufkraft durch die schwere Rezession im Dienstleistungssektor stark beeinträchtigt werden." Einen Hinweis auf die Kauflaune der Deutschen gibt der GfK-Index am Donnerstag.

Neuer Anlauf zu Corona-Bonds?

Daneben stehen am Dienstag der ZEW-Index, der die Stimmung der deutschen Börsenprofis widerspiegelt, und am Freitag der Ifo-Index auf dem Terminplan. Letzterer gibt Auskunft über die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen. Experten erwarten hier einen erneuten Rutsch auf 77,2 Punkte von 86,1 Zählern im Vormonat.

In den USA richtet sich die Aufmerksamkeit erneut auf die wöchentlichen Jobmarktdaten. Binnen eines Monats mussten bereits 22 Millionen Amerikaner Arbeitslosenunterstützung beantragen. Beim Auftragseingang für langlebige US-Güter (Freitag) erwarten Experten einen Einbruch um 11,4 Prozent.

Außerdem beginnt die deutsche Bilanzsaison. Wie üblich gibt SAP den Startschuss. Der Softwarekonzern hatte allerdings Anfang des Monats vorläufige Ergebnisse veröffentlicht und die Gesamtjahresziele gesenkt. Anderswo öffnen unter anderem die Online-Videothek Netflix, die Opel-Mutter Peugeot oder die "Gardena"-Mutter Husqvarna ihre Bücher.

Zwar müsse mit Gewinneinbrüchen von durchschnittlich 40 Prozent gerechnet werden, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Dank der billionenschweren Hilfspakete von Notenbanken und Regierungen sähen Investoren über die aktuelle Entwicklung hinweg und konzentrierten sich auf die Gewinne im zweiten Halbjahr und 2021.

Mit Spannung warteten Börsianer zudem auf den EU-Gipfel zur Virus-Krise am Donnerstag, nachdem der französische Präsident Emmanual Macron die Diskussion um die Aufnahme gemeinsam garantierter Schulden zur Überwindung der Pandemie-Folgen neu angefacht hatte. Damit erhöhe sich der Handlungsdruck für die Staats- und Regierungschefs, sagt Commerzbank-Anlagestratege Rainer Guntermann.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ

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