Marktberichte

Die Handelsängste schwinden US-Börsen schweben in der Gewinnzone

Vorsichtiger Optimismus an der Wall Street: "Die Anleger schütteln zumindest im Augenblick die Angst vor einem Handelskrieg ab."

Vorsichtiger Optimismus an der Wall Street: "Die Anleger schütteln zumindest im Augenblick die Angst vor einem Handelskrieg ab."

(Foto: AP)

Im New Yorker Aktienhandel ziehen die Kurse an: Marktbeobachtern zufolge flauen die Sorgen vor einem globalen Handelsstreit weiter ab. Die Aktien von Spotify legen am zweiten Tag nach dem Börsendebüt nur kurzzeitig zu. Anleger greifen bei Facebook zu.

Die Erleichterung an der Wall Street hält an: Gestützt auf die versöhnlichen Signale im Handelsstreit zwischen den USA und China geht es an den US-Börsen weiter nach oben. Der Dow-Jones-Index legte den dritten Tag in Folge zu und gewann weitere 0,99 Prozent auf 24.505,22 Punkte. Der sehr viel breiter gefassten S&P 500 kletterte um 0,69 Prozent auf 2662,84 Punkte. An der Nasdaq schloss der Composite-Index 0,49 Prozent fester bei 7076,55 Punkten. Der Nasdaq 100 beendete den Tag mit einem Plus von 0,53 Prozent auf 6594,84 Punkte.

Dow Jones
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"Das Thema Handelskrieg ist allerdings noch nicht vom Tisch", dämpfte Marktexperte Craig Erlam vom Währungshändler Oanda allzu zuversichtliche Erwartungen. "Die Anleger schütteln zumindest im Augenblick die Angst vor einem Handelskrieg ab", bestätigte ein Börsianer. Peking und Washington hatten durchblicken lassen, in dem Streit Verhandlungen anzustreben. Dafür ist noch reichlich Zeit: Die wechselseitig angekündigten Strafzölle treten wohl frühestens im Juni in Kraft. Die Aussicht auf die gütliche Einigung hatte die Wall Street bereits am Vorabend beflügelt.

Ein leichter Dämpfer für den Donnerstagshandel steuerten die jüngsten US-Konjunkturdaten bei: Die wöchentlich veröffentlichten Angaben zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe stiegen stärker als erwartet. Mit Spannung warten US-Anleger weiter auf den Ende der Woche anstehenden Regierungsbericht zur Lage am US-Arbeitsmarkt ("Job Report"). Die März-Daten werden am Freitag wie üblich gegen 14.30 Uhr (MESZ) veröffentlicht. Das Defizit in der US-Handelsbilanz erreichte unterdessen mit knapp 58 Milliarden US-Dollar den höchsten Stand seit Oktober 2008.

In Deutschland hatte sich der Dax zuvor starke 2,9 Prozent fester bei 12.305 Punkten aus dem Handel verabschiedet.

Hinweis: Wie der Börsen-Tag in Europa lief, lesen Sie hier.

Bei den Einzelwerten ragten die Aktien von Facebook mit einem Kurssprung um 2,7 Prozent aus dem Gesamtmarkt heraus. Das starke Kursplus überraschte viele Anleger: Der Netzwerkkonzern sieht sich mit einem Datenskandal konfrontiert, der immer größere Dimensionen annimmt. Facebook-Chef Mark Zuckerberg beruhigte Investoren mit der Aussage, das Unternehmen habe bislang keine nennenswerten Auswirkungen auf seine Werbe-Einnahmen gespürt. Die Papiere haben seit Bekanntwerden des Skandals Mitte März mehr als 16 Prozent verloren.

Aktien von Spotify gaben nach zeitweiligen Kursgewinnen um 0,5 Prozent nach auf 143,42 Dollar. Der US-Broker Stifel hatte die Papiere zuletzt zum Kauf empfohlen mit einem Kursziel von 180 Dollar. Am Mittwoch, dem ersten Handelstag nach dem Börsendebüt, hatten einige Anleger hier noch Kasse gemacht.

Unter den prominenten Namen im Dow konnten die Aktien von Boeing ihre Vortagesverluste mehr als ausgleichen. Die Anteilsscheine des Luftfahrtkonzerns stiegen um 2,7 Prozent. Am Vortag hatten Sorgen vor chinesischen Strafzöllen den Boeing-Kurs zeitweise erheblich belastet.

Die Aktien von Pfizer bildeten im Dow das Schlusslicht des Tages mit minus 1,1 Prozent. Sie litten unter einem Analystenkommentar der britischen Bank Barclays. Auf dem gegenwärtigen Kursniveau sei das Potenzial von Medikamenten wie Prevnar, Ibrance, Xeljanz und Xtandi weitgehend eingepreist, begründete Analyst Geoffrey Meacham sein auf "Equal Weight" gesenktes Anlageurteil.

Halbleiterwerte standen dagegen aufgrund einer Branchenstudie der Schweizer Großbank UBS im Fokus. Diese nahm die Bewertung zahlreicher US-Chipaktien auf und sprach dabei für Micron Techology und Texas Instruments eine Verkaufsempfehlung aus. Als Schlusslicht im Nasdaq-Auswahlindex 100 büßten Micron daraufhin 6,7 Prozent ein. Texas Instruments verloren im S&P-100-Index 1,9 Prozent.

Die Aktien von Monsanto gewannen ungeachtet enttäuschender Quartalszahlen 1,1 Prozent. Mehr noch als die Zahlen stehe die Übernahme durch Bayer im Blick, hieß es dazu. Der US-Saatguthersteller war mit seiner Umsatzentwicklung im abgelaufenen Geschäftsquartal selbst hinter den vorsichtigsten Analystenprognosen zurückgeblieben. Auch der Gewinn je Aktie enttäuschte, denn er fiel geringer aus als die Durchschnittsschätzung der Analysten.

Der Kurs des Euro bewegte sich nach seiner Talfahrt zum US-Börsenstart nur noch wenig. Zum Handelsschluss an der Wall Street kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,2239 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,2260 (Mittwoch: 1,2276) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8157 (0,8146) Euro. Am US-Rentenmarkt sanken richtungsweisende zehnjährige Staatsanleihen um 6/32 Punkte auf 99 10/32 Punkte und rentierten mit 2,83 Prozent.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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