Marktberichte

Stolperstart in den April US-Börsen schwingen zurück

Schweden-Aktie in Manhattan: Am Portal der New Yorker Börsen wehen zum Börsengang von Spotify die Nationalfarben der Spotify-Heimat.

Schweden-Aktie in Manhattan: Am Portal der New Yorker Börsen wehen zum Börsengang von Spotify die Nationalfarben der Spotify-Heimat.

(Foto: REUTERS)

Im New Yorker Aktienhandel verzeichnen Börsianer eine starke Gegenbewegung: Die US-Börsen ziehen nach dem Kursrutsch des Vortages wieder kräftig an. Die Aktien von Spotify kommen am Markt sehr gut an. Selbst Amazon und Facebook legen zu.

Nach dem Einbruch zu Wochenbeginn haben sich die US-Börsen am zweiten Handelstag nach Ostern wieder erholt. Allerdings fiel die Gegenbewegung schwächer aus als der Absturz am Vortag. Technologiewerte hinkten erneut wieder dem breiten Markt hinterher.

Dow Jones
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Der Dow-Jones-Index stieg um 1,65 Prozent auf 24.033,36 Punkte. Der S&P-500 gewann 1,26 Prozent auf 2614,45 Punkte. Der Nasdaq-Composite legte 1,04 Prozent zu auf 6941,28 Punkte.

Hinweis: Wie der Börsen-Tag in Europa lief, können Sie hier nachlesen.

Die Angst vor einem weltweiten Handelskrieg und einer verschärften Regulierung der Technologiebranche sitze den Anlegern noch immer im Nacken, hieß es. Speziell der Technologiesektor dürfte daher auch künftig anfällig für weitere Verluste bleiben. Andererseits sei der April erfahrungsgemäß einer der besten Monate an den Aktienmärkten. Trotz des holprigen Starts in den Monat bestehe daher noch Hoffnung.

Anders als in weiten Teilen Europas begann der Börsenmonat April für US-Anleger bereits am Ostermontag. Dabei war es im New Yorker Handel zu einem regelrechten Ausverkauf gekommen, nachdem China in Reaktion auf die kürzlich eingeführten US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium seinerseits Strafzölle auf US-Produkte beschlossen hatte.

Hinzu kamen wiederholte Verbalattacken des US-Präsidenten gegen Amazon. Donald Trump warf dem Handelskonzern erneut vor, zu wenig Steuern in den USA zu zahlen und die US-Post auszunutzen. Für die Amazon-Aktie ging es vor diesem Hintergrund nach zwischenzeitlichen Abgaben 1,5 Prozent nach oben.

In Verbindung mit dem jüngst enthüllten Datenmissbrauch bei Facebook kamen Befürchtungen auf, dass besonders Unternehmen, die Geld mit den Daten ihrer Kunden verdienen, strengeren Vorschriften unterworfen werden könnten. In diesem Umfeld kam die Aussage von Facebook-Chef Mark Zuckerberg, dass es mehrere Jahre dauern könne, bis das Datenproblem gelöst sei, nicht gut an. Immerhin scheint auch die Facebook-Aktie nach der Talfahrt der vergangenen Handelstage zunächst einen Boden gefunden zu haben. Sie legte 0,5 Prozent zu.

Spotify-IPO klappt recht gut

Mit dem aktuell eher negativen Sentiment im Technologiesektor schien der Börsengang von Spotify zunächst unter keinem besonders günstigen Stern zu stehen. Doch die Anleger griffen zu. Der Musikstreamingdienst hatte sich für ein sogenanntes Direct Listing entschieden, bei dem bestehende Aktien an die Börse gebracht werden, ohne dass vorher ein Ausgabekurs festgelegt wird. Spotify hat für den Börsengang Goldman Sachs, Morgan Stanley und Allen & Co als Berater engagiert, verzichtet aber auf die sonst bei IPOs übliche Begleitung durch Konsortialbanken. Damit sparte das Unternehmen zwar etliche Millionen Dollar, nahm dafür aber gewisse Unsicherheiten in Kauf.

Ohne begleitende Banken bestimmt am Ausgabetag allein der Markt den Kurs, was Überraschungen in beide Richtungen möglich macht Offenbar ging die Rechnung auf, denn der Schlusskurs lag bei 150,78 Dollar, während zuvor ein sogenannter Referenzpreis von 132 Dollar genannt worden war. Allerdings war der Titel mit gut 165,90 Dollar deutlich höher gestartet.

Tesla-Aktien erholten sich um 6 Prozent, nachdem neue Produktionsdaten die Zweifel an der wirtschaftlichen Lage des Elektrofahrzeugherstellers zunächst zerstreut haben. Im ersten Quartal dieses Jahres stellte Tesla 40 Prozent mehr Fahrzeuge her als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Abgesehen von den üblichen Kreditlinien benötigt das Unternehmen nach eigenen Angaben in diesem Jahr kein weiteres Geld und muss deswegen auch weder Anleihen ausgeben noch eine Kapitalerhöhung vornehmen. Am Montag war der Kurs der Tesla-Aktie noch deutlich eingebrochen. Eine als Aprilscherz gedachte Twitter-Nachricht von Tesla-CEO Elon Musk, dass das Unternehmen pleite sei, fanden die Anleger nicht witzig.

Die übrigen Autowerte waren nach US-Absatzzahlen ebenfalls gesucht. General Motors hat den Absatz im März auf Jahressicht um nahezu 16 Prozent gesteigert. Besonders gefragt waren die profitabelsten Fahrzeuge, die Pickups, sie legten um 19 Prozent zu. Die Aktie gewann 3,3 Prozent. Fiat Chrysler verkaufte im März 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch bei FiatChrysler (FCA) sorgten Geländewagen für Auftrieb: Die konzerneigene Marke Jeep verbuchten ein Plus von 45 Prozent. Für die FCA-Aktie ging es um 9,2 Prozent nach oben. Ähnlich war die Entwicklung bei Ford. Die F-Serie der Pickups hatte den besten März seit dem Jahr 2000. Insgesamt setzte Ford 3,5 Prozent mehr ab. Das trieb die Aktie um 2,7 Prozent nach oben.

Auch Luftfahrtaktien zeigten sich nach den Vortagesverlusten erholt. Als erstes Unternehmen der Branche hat Delta Verkehrszahlen zum März berichtet und rechnet für das erste Quartal mit einem Anstieg des Umsatzes je Kunde um 5 Prozent, das liegt am oberen Ende der aktuellen Ziele. Die Aktien von Delta legten um 3,4 Prozent zu, Southwest gewannen 3 Prozent.

Die Aktien von Longfin brachen dagegen um 31 Prozent ein, nachdem das Fintech-Unternehmen mit Schwerpunkt auf der Blockchain-Technologie Ermittlungen der US-Börsenaufsicht SEC öffentlich gemacht hat. Die SEC untersucht den Handel mit Longfin-Wertpapieren und hat ferner Dokumente zum Börsengang des Unternehmens und zur Übernahme des Blockchain-Spezialisten Ziddu angefordert. Longfin hat ferner eingeräumt, dass seine Finanzberichterstattung möglicherweise fehlerhaft ist.

Im Handel mit Rohstoffen machten die Ölpreise, die am Montag einen Ausverkauf erlebt hatten, machten etwas Boden gut, wobei der festere Dollar die Erholung bremste. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI stieg um 0,8 Prozent auf 63,51 Dollar. Rohöl der Nordseesorte Brent gewann 0,7 Prozent auf 68,09 Dollar. Die Ölpreise hatten am Vortag unter Befürchtungen gelitten, dass ein Handelskrieg letztlich auch die Nachfrage nach dem Rohstoff dämpfen könnte. Zudem wurde bekannt, dass Russland seine Ölförderung im März um 20.000 Barrel pro Tag erhöht und damit die mit der Opec vereinbarte Obergrenze überschritten hat.

Am Devisenmarkt legte der Dollar zu: Für einen Euro wurden etwa 1,2265 Dollar gezahlt. Die Teilnehmer warten bereits auf die anstehenden Arbeitsmarktdaten am Freitag zur Lage im März. Dabei dürften besonders das Lohnwachstum und andere Teuerungsindikatoren im Blick stehen, heißt es. Sollte die Inflation weiter zulegen, würde dies Zinserhöhungsfantasie mit sich bringen und damit den Dollar stützen.

Die Aufwertung des Dollar dämpfte das Interesse an Gold. In dem Edelmetall, das zu Wochenbeginn auch als sicherer Hafen stark gesucht war, wurden Gewinne mitgenommen. Die Feinunze ermäßigte sich um 0,8 Prozent auf 1332 Dollar. US-Staatsanleihen liefen vor dem Hintergrund der Erholung der Aktienmärkte deutlich abwärts. Sinkende Notierungen ließen die Rendite zehnjähriger Titel um 6 Basispunkte auf 2,79 Prozent steigen.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ

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