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Startup macht Kryokonservierung Menschen einfrieren? "Es gibt Chancen, dass es klappt"

Emil Kendziorra, Chef von Tomorrow Biostasis, hat sich auf die Kryokonservierung von Menschen spezialisiert. Um die Prozedur mobil vornehmen zu können, hat das Unternehmen einen Krankenwagen umgebaut.

Emil Kendziorra, Chef von Tomorrow Biostasis, hat sich auf die Kryokonservierung von Menschen spezialisiert. Um die Prozedur mobil vornehmen zu können, hat das Unternehmen einen Krankenwagen umgebaut.

(Foto: picture alliance/dpa)

Gruselig, aber wahr: In Zürich lagern in großen silbernen Tanks vier Menschen. Sie sind kryokonserviert, bei minus 196 Grad. Dahinter steckt das Berliner Startup Tomorrow Biostasis.

Wer sich kryokonservieren lässt, ist der Überzeugung: Sobald man nach dem Tod eines Tages wieder aufgetaut wird, kann man weiterleben. Aber wer glaubt an sowas und will sich tatsächlich konservieren lassen? Zum Beispiel Marcus Beyer. Der 51-Jährige hat keine Krankheit. Trotzdem entschied er sich 2020, dass er sich nach seinem Tod kryokonservieren lässt. Dafür hat er bereits einen Vertrag abgeschlossen.

"Wenn ich jetzt eine Krebsdiagnose bekäme, würde ich schon das volle Therapiespektrum ausschöpfen. Wenn es dann aber nicht weiter geht, würde ich Kryonik in Anspruch nehmen. Es ist gut zu wissen, dass es da noch was gibt, wenn die Medizin am Ende ist. Etwas, das mich vielleicht in eine Zukunft transportiert, in der man eine Chance hat, quasi einen Krankentransport in die Zukunft", sagt Marcus Beyer im ntv-Interview.

Tatsächlich sind bisher alle Menschen noch eingefroren, die jemals kryokonserviert wurden. Schon 1967 wurde diese Technik erstmals eingesetzt: Der amerikanische Professor James Bedford ließ sich kryokonservieren, nachdem er an Krebs gestorben war. Weltweit haben sich bisher etwa 500 Menschen kryokonservieren lassen, in Europa seit 2023 nur vier Personen - und die befinden sich in großen silbernen Tanks in der Schweiz. Rechtlich gilt die Kryokonservierung nicht als Beerdigung, sondern als wissenschaftliche Körperspende, die in den meisten europäischen Ländern legal ist.

Emil Kendziorra, Gründer des Startups Tomorrow Biostasis, ist eigentlich Arzt und war in der Krebsforschung aktiv. Auf die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass das mit der Wiederbelebung irgendwann klappt, sagt er im ntv-Interview: "Wissenschaftlich ist da keine konkrete Zahl zu nennen. Ich glaube, die einzige faire Variante, darüber nachzudenken, ist zu sagen: Die Alternative ist Einäscherung oder Beerdigung. Kryokonservierung gibt einem zumindest eine bessere Chance. Ob das jetzt 1 Prozent besser ist oder 0,0001 Prozent. Kein Wissenschaftler, auch ich nicht, kann das in irgendeiner Weise beweisen."

Die Idee, dass es nach dem Tod eine angebliche Mini-Chance auf ein Weiterleben gibt, ist für manche Menschen wahnsinnig spannend. Anderen gefriert schon beim Gedanken daran das Blut in den Adern. Fakt ist: Es wurde noch kein Mensch erfolgreich wieder aufgetaut. Und Kritiker sagen: Das wird auch niemals passieren.

"Wir Menschen haben 300 verschiedene Zellarten in unserem Körper. Wir haben nahezu 80 Organe. Das heißt, eigentlich müsste ich ein Abkühlverfahren machen, was für jede Zellart und für jedes Organ spezifisch geeignet ist", sagt Andreas Sputtek, Facharzt für Labormedizin, und liefert dazu einen Vergleich: "Wenn Sie in einem Topf gleichzeitig Blumenkohl, Kartoffeln und Gulasch garen, haben Sie den Blumenkohl zerkocht und das Gulasch ist immer noch roh, wenn die Kartoffeln schon gar sind."

Mit Emil Kendziorra sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.

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Quelle: ntv.de

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