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"Auch Promis haben kurz Zeit" Warum Weltstars wie Ed Sheeran für Viva con Agua werben

Viva con Agua hat nach eigenen Angaben in den vergangenen 17 Jahren etwa 4,6 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt.

Viva con Agua hat nach eigenen Angaben in den vergangenen 17 Jahren etwa 4,6 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt.

(Foto: picture alliance/dpa)

2006 startet Viva con Agua ohne Plan und ohne Geld. Heute verkauft die Non-Profit-Organisation Mineralwasser, Klopapier und sammelt bei Fußballspielen und Musikfestivals wertvolle Pfandbecher ein und hat sich international als Trinkwassermarke etabliert. Entscheidenden Einfluss hatten Stars wie Ed Sheeran, Jürgen Klopp oder auch Sting, die unentgeltlich mit den "Water is a human right"-Pappschildern ("Wasser ist ein Menschenrecht") von Viva con Agua posiert und Werbung für das Startup gemacht haben. Warum? Weil es sich eben nicht um Werbung, sondern um ein Statement handelt, wie Mitgründer Micha Fritz im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" sagt.

ntv.de: Ihre "Water is a human right"-Schilder sind vielen Menschen bekannt, auch weil Prominente damit posieren. Wie bekommt man diese dazu? Und dann auch noch unentgeltlich?

Micha Fritz: "Water is a human right" funktioniert, weil es simpel und sexy ist. Es kostet Ed Sheeran eine Minute, mit dem Schild ein Foto zu machen. Die hat selbst ein Weltstar. Zudem ist die Botschaft simpel: Wasser ist ein Menschenrecht. Es spielt keine Rolle, ob Viva con Agua Scheiße baut, denn auf dem Foto mit Ed Sheeran ist unser Logo nicht zu sehen. Es geht nicht um Viva con Agua, sondern um Wasser als Menschenrecht. Das Foto ist nie schlimm für Ed Sheeran, weil es "Water is human right" sagt, nicht Viva Con Agua.

Micha Fritz ist der kreative Kopf von Viva con Agua. Sein Erfolgsrezept ist "Keep it simple" - warum, verrät er im Podcast.

Micha Fritz ist der kreative Kopf von Viva con Agua. Sein Erfolgsrezept ist "Keep it simple" - warum, verrät er im Podcast.

(Foto: privat)

Das kann aber nicht der einzige Grund sein, warum das funktioniert?

Man hat als Unternehmen zwei Möglichkeiten, solche Stars für sich zu gewinnen. Entweder bezahlt man ihnen extrem viel Geld oder man gewinnt ihr Herz und ihre Seele. Du musst etwas tun, das nicht um dich selbst geht, sondern für andere Menschen. Klar, man braucht einen Türöffner, der Kontakt zu den Stars herstellt. Ein starkes Netzwerk.

Auch Sie sind als Gründer mittlerweile sehr bekannt, vor allem für Ihre Offenheit. Warum setzen Sie darauf?

Egal, ob beruflich oder privat, ich glaube an Transparenz. Für die Gründung von Viva con Agua sind wir 39 Tage lang zu Fuß von Hamburg nach Basel gelaufen. Dabei habe ich Hämorrhoiden bekommen. Ich nenne jedem mein Gehalt von 6000 Euro brutto. Was ich noch nie öffentlich gesagt habe, ist, dass beide meiner Arschbacken tätowiert sind. Auf der einen Backe steht "Agnes for Change". Agnes ist meine Frau. Auf der anderen Seite steht das Viva-con-Agua-Logo. Ich glaube an Transparenz, besonders als NGO (Nichtregierungsorganisation), aber auch im Allgemeinen. Sie macht das Leben einfacher. Die Leute wissen genau, woran sie sind. Das spart viel Zeit.

Diese Art von Offenheit ist im Unternehmertum und in der Startup-Szene eher selten.

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In der Startup-Szene ist das Thema Geld immer präsent und wenn ich mein Gehalt offenlege, ist das natürlich etwas Besonderes. Denn als gemeinnütziger Verein gehören die von uns gegründeten Unternehmen nicht uns als Privatpersonen, sondern der Gemeinnützigkeit. Sie gehören der Viva-con-Agua-Stiftung, dem Verein und somit allen Menschen, insbesondere denjenigen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Deshalb nehmen wir eine Sonderrolle ein, obwohl wir eigentlich keine Sonderrolle sein sollten. Es sollte normal sein, dass Unternehmen sich ausschließlich um das Gemeinwohl kümmern, für das Wohl der Gesellschaft engagieren und in ökologischer, sozialer und nachhaltiger Hinsicht handeln. Diese deutsche Mentalität, nicht über Geld zu sprechen, trägt dazu bei. Aber in der Startup-Szene rennen alle dem Geld hinterher, egal ob als Investor, als große Firma oder Sonstiges. Die Karotte ist immer präsent, wir sind alle die Esel.

Sie rennen nicht dem Geld hinterher. Wem oder was dann?

Wir haben in den vergangenen 17 Jahren etwa 4,6 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt. Unsere Vereine führen Kampagnen durch, sammeln Pfandbecher und engagieren sich sozial für Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Zusätzlich haben wir mehrere Social Businesses gegründet, die ihre Gewinne in soziale Projekte investieren. Wir verkaufen abgefülltes Flaschenwasser, Klopapier mit Goldeimer und veranstalten ein Kunstfestival. Wir betreiben auch ein soziales Gasthaus namens "Villa Viva" in Kapstadt und Hamburg. Das Wichtigste ist jedoch, dass der Großteil unserer Unternehmen mehrheitlich der Gemeinnützigkeit dient. Jede Entscheidung wird aus diesem gemeinnützigen Ansatz heraus getroffen. Die Menschen, die daran beteiligt sind, partizipieren nicht finanziell.

Mit Micha Fritz sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.

Startup - Jetzt ganz ehrlich

Was verbirgt sich hinter der schillernden Fassade der Startup-Szene? Janna Linke weiß es. Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" wirft sie jede Woche einen Blick hinter die Kulissen der Gründerszene und spricht über Themen, die gerade Schlagzeilen machen. Sie ordnet ein, hakt nach. Persönlich, ehrlich und mit einem echten Mehrwert. Dafür spricht sie mit Persönlichkeiten der Szene, Expertinnen und Experten und gibt euch den absoluten Rundumblick. Gemeinsam taucht ihr tief ein in die Startup-Welt.

"Startup - jetzt ganz ehrlich" - der Podcast mit Janna Linke. Auf RTL+ und überall, wo es Podcasts gibt: Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify, RSS-Feed

Quelle: ntv.de

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