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Laser-Influencerin auf LinkedIn Wie Dina Reit den Maschinenbau aufmischt

Dina Reit ist Geschäftsführerin des Maschinenbauers SK Laser.

Dina Reit ist Geschäftsführerin des Maschinenbauers SK Laser.

(Foto: SK Laser)

Das eigene Unternehmen übergeben an die nächste Generation: Für die meisten Unternehmer ist das der eine große Wunsch. Der wird in Deutschland in letzter Zeit immer seltener erfüllt. Der Grund: Potenzielle Nachfolger sind rar. Aber es gibt sie, die Beispiele, bei denen es klappt und das sogar besser als gedacht. Dina Reit tat sich lange schwer damit, in die Firma ihres Vaters einzusteigen, er dachte schon an einen Verkauf seiner Laserfirma SK Laser. Doch dann probiert es die Anfang 30-Jährige und findet ihre Passion im Maschinenbau. Dort, wo Chefinnen immer noch extrem rar sind. Sie wird sogar zur Laser-Influencerin. Bei LinkedIn sehen ihr mehr als 50.000 Menschen dabei zu, wie sie Avocados, Fußbälle oder Torten lasert und über die Chancen und Herausforderungen im Mittelstand spricht.

ntv.de: In sozialen Medien posten Sie regelmäßig, wie Sie verschiedene Dinge lasern - vom Geburtstagskuchen bis zum Fußball. Über 50.000 Menschen folgen Ihnen dabei auf LinkedIn. Haben Sie erwartet, dass Ihre Aktivitäten so viele Menschen interessieren?

Dina Reit: Dass meine Videos von so vielen Menschen gesehen werden und einen großen Einfluss auf unser Unternehmen haben würden, hätte ich nicht erwartet. Der Impact ist vielfältig. Früher haben wir als Unternehmen an vielen Messen teilgenommen, um neue Kunden zu gewinnen. Das war jedoch ein großer Kraftakt. Über LinkedIn bekomme ich jetzt Anfragen und Leads von Kunden. Eine zweistellige Anzahl von Messen zu ersetzen, war mein Ziel, und LinkedIn hat mir diese Möglichkeit gegeben. Viele Menschen, insbesondere technikaffine und entscheidungsbefugte Personen, folgen mir und zeigen Interesse an unseren Produkten sowie an der Nachfolge im Unternehmen, über die ich nebenbei berichte.

Sie gehören zu den wenigen Mittelständlern, die mit dem, was sie tun, sichtbar sind. Warum machen das so wenige?

Meiner Meinung nach haben Geschäftsführer bereits viele Aufgaben zu erledigen, und die Repräsentation des Unternehmens wird manchmal vernachlässigt. Es gehört jedoch dazu, das Unternehmen zu repräsentieren und als Gesicht nach außen aufzutreten. Viele haben jedoch Angst davor. Sie fragen sich, ob es lächerlich wirkt, über persönliche Gedanken zur Führung zu sprechen oder Videos über ihr Produkt zu zeigen. In meiner konservativen Branche erhalte ich jedoch viel Zustimmung und positive Resonanz. Der Erfolg gibt uns recht. Wir gewinnen Kunden und Mitarbeiter. Dieser Erfolg sollte eine Motivation für andere Mittelständler sein, diese Chance ebenfalls zu nutzen. Social Media ist meiner Meinung nach eine Superkraft des Mittelstands, die in vielen Fällen noch nicht entdeckt wurde.

Welches Ihrer Videos wurde am meisten geklickt?

Eines der beliebtesten Videos war, als ich im Sommer Würstchen mit dem Laser gegrillt habe. Es war eine unterhaltsame und überraschende Geschichte, die viele Menschen interessierte. Diese Verbindung zwischen Grillen, Sommer und unserem Produkt war kulturell ansprechend und hat gut funktioniert. Es war ein Sweet Spot und wurde sehr positiv aufgenommen.

Wie sind Sie zum Lasern gekommen?

Mein Vater hat vor 20 Jahren das Unternehmen SK Laser gegründet. Ursprünglich wollte ich ins Museum gehen und Kuratorin werden, daher habe ich Wirtschaftswissenschaften, Kunstgeschichte und Philosophie studiert. Doch dann merkte ich, dass das nicht das Richtige für mich ist. Ich wollte lieber eigene Entscheidungen treffen, mit wem ich zusammenarbeite, und es so machen wie mein Vater. So kam ich letztendlich zum Unternehmertum.

Ich bin 2019 nach meinem Masterabschluss ins Unternehmen eingestiegen. Es ist ein großer Vertrauensbeweis meines Vaters mir gegenüber, dass er mir die Firma übergibt. Durch die Arbeit sind mein Vater und ich noch enger zusammengerückt. Wir hatten bereits vorher ein gutes Verhältnis, aber diese Erfahrung hat uns noch näher gebracht.

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer haben Schwierigkeiten, geeignete Nachfolger zu finden, wenn sie sich auf ihren Ruhestand vorbereiten. Warum ist das bei Ihnen anders gewesen?

Wenn du jung und gut ausgebildet bist, hast du viele Möglichkeiten und tolle Jobangebote. Es gibt den Gedanken, dass alles möglich ist. Was ich jedoch erkannt habe, ist, dass mein Leben durch die Weiterführung des Unternehmens meines Vaters einen unglaublichen Sinn hat. Es bereichert mich so sehr, dass ich sein Werk fortführe, dass meine Arbeit Menschen betrifft und ich hier Arbeitsplätze schaffe.

Der Ökonom Marcel Fratzscher sagt, es gibt gerade eine Tendenz, dass sich immer weniger junge Menschen selbstständig machen und die damit verbundenen Risiken eingehen wollen. Hat das direkten Einfluss auf das Thema Unternehmensnachfolge?

Wir leben in einer Gesellschaft, wo wir unglaublich viel haben und wo ganz viel da ist. Und wenn sich eine Gesellschaft so einen Status erarbeitet hat, dann ist man viel mehr darauf bedacht, nicht das zu verlieren, was man schon alles hat. Sicherheit ist ein ganz essenzieller Punkt in unserer Gesellschaft. Und da wirkt dann natürlich so was wie der Job beim BKA attraktiver als das Gründertum, was sehr risikoreich ist. Ich denke schon, dass wir in Deutschland ziemlich satt sind.

Mit Dina Reit sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.

Startup - Jetzt ganz ehrlich

Was verbirgt sich hinter der schillernden Fassade der Startup-Szene? Janna Linke weiß es. Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" wirft sie jede Woche einen Blick hinter die Kulissen der Gründerszene und spricht über Themen, die gerade Schlagzeilen machen. Sie ordnet ein, hakt nach. Persönlich, ehrlich und mit einem echten Mehrwert. Dafür spricht sie mit Persönlichkeiten der Szene, Expertinnen und Experten und gibt euch den absoluten Rundumblick. Gemeinsam taucht ihr tief ein in die Startup-Welt.

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Quelle: ntv.de

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