Erbgut von Neuseeländern untersuchtErste Siedler waren vielfältig

Auf Neuseeland lebte zur Zeit seiner Erstbesiedelung ein bunteres Volk als bislang angenommen. Das ergaben Untersuchungen an Überresten von neuseeländischen Ureinwohnern, die an der Nordostküste ausgegraben worden waren.
Wer die ersten Siedler Neuseelands waren und woher sie kamen, ist bis heute nicht genau geklärt. Die Menschen, die vor gerade mal 750 Jahren mit ihren Kanus an den Küsten Neuseelands landeten, brachten jedenfalls ein variableres Erbgut mit als bisher angenommen. Dies berichten Forscher nach einer genetischen Untersuchung von Überresten der Ureinwohner Neuseelands, die aus der Zeit der Erstbesiedelung stammen. Sie präsentieren ihre Arbeit über die Maoris in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften.
Vor etwa 65.000 Jahren verließen die ersten modernen Menschen Afrika und breiteten sich um die Welt aus. Erst vor etwa 750 Jahren fand die Ausbreitungsgeschichte in Neuseeland jüngeren Studien zufolge ein Ende. Die Inseln gelten als die letzte Landmasse, die dauerhaft von Menschen besiedelt wurde. Die Forscher um Michael Knapp von der neuseeländischen University of Otago hoffen, dass die Untersuchung neue Einblicke in die Siedlungsgeschichte Polynesiens erlaubt, einer Inselgruppe, zu der auch Neuseeland gehört.
Überreste erster Siedler untersucht
Die Wissenschaftler untersuchten das Erbgut von vier Menschen, die zur Zeit der Erstbesiedelung oder kurz danach auf Neuseeland gelebt hatten. Die Überreste der Siedler wurden von den 1940er bis zu den 1960er Jahren an der Nordostküste der Südinsel ausgegraben und waren danach lange Zeit in Museen ausgestellt.
Die Wissenschaftler sequenzierten das sogenannte mitochondriale Erbgut der Menschen. Dieses Erbgut ist in den Zellen außerhalb des Zellkerns untergebracht und wird nur von der Mutter auf ihren Nachwuchs vererbt. Knapp und seine Mitarbeiter fanden nun ein sehr viel variableres mitochondriales Erbgut bei den Siedlern als zuvor vermutet.
Einer der Menschen trug eine Erbgut-Mutation, die mit dem Auftreten von Insulinresistenz - und damit mit Typ 2 Diabetes - in Verbindung gebracht wird. Diese Stoffwechselerkrankung ist heute unter den Maori und anderen polynesischen Bevölkerungsgruppen weit verbreitet. Die gleiche Person litt vermutlich zu Lebzeiten auch unter Gicht, einer weiteren Krankheit, die unter Polynesiern häufig ist. Mindestens drei der vier untersuchten Menschen waren nicht nah über die mütterliche Linie miteinander verwandt, zeigte die Studie weiter. Die ersten Einwohner Neuseelands sind demnach nicht alle auf dieselbe Frau zurückzuführen.