Kapuzineraffen täuschen ArtgenossenGefälschter Warnruf
Ein gefälschter Warnruf vor vermeintlich herannahenden Feinden bringt Kapuzineraffen ans Futter ihrer getäuschten Artgenossen.
Ein gefälschter Warnruf vor vermeintlich herannahenden Feinden bringt Kapuzineraffen ans Futter ihrer getäuschten Artgenossen. Aber statt sich schnell abzunutzen, bleibt der vorgebliche Warnruf ein effektiver, häufig genutzter und beliebter Trick im Repertoire der Tiere. Das berichtet Brandon Wheeler von der Stony Brook Universität (US-Staat New York) in den "Proceedings B" der britischen Royal Society.
Apellas unter Beobachtung
Wheeler und seine Mitarbeiter beobachteten eine freilebende Gruppe von Apellas oder Hauben-Kapuzineraffen (Cebus apella nigritus) im argentinischen Iguazú-Nationalpark. Sie boten den Tieren Bananenstückchen in unterschiedlicher Menge und Verteilung auf verschiedenen frei im Geäst hängenden Plattformen. Jeder Forscher beobachtete einen der Affen. Apellas benutzen verschiedene Warnrufe: ein kurzes Bellen als Hinweis auf einen Raubvogel, und ein Piepsen und ein Schluckauf-ähnliches Geräusch bei Bodenfeinden wie Raubkatzen und Schlangen.
Typische Reaktion darauf: Die Tiere sehen auf und ergreifen oft schnell die Flucht. Wheeler und seine Kollegen schreiben nun von falschen Alarmrufen. Vor allem "Schluckauf-Geräusche" auch ohne irgendeinen Feind in der Nähe waren nicht selten, jedes Tier warnte im Schnitt etwa jede halbe Stunde ohne echten Anlass. Sollte dies ein Trick sein, so erwarteten die Forscher, dass er eher von untergeordneten Tieren genutzt wurde als von dominanten, denn diese haben ohnehin den Vortritt beim Fressen. Außerdem sollte die Zahl der betrügerischen Alarme zunehmen, wenn das Futter rar und damit umstrittenen war. Und schließlich sollte der Ruf von solchen Tieren ausgehen, die sich nahe beim Futter aufhielten und von der Flucht der anderen profitieren und schnell zugreifen konnten. Alle diese Voraussagen bestätigten sich.
Echte Warnungen funktionieren noch
Lediglich die Vermutung, dass bei knappem Futter die Fehlalarme zunehmen würden, ließ sich nicht bestätigen: Im Gegenteil, bei einem größeren Bananenangebot nahmen die Fehlalarme sogar zu. Auch nach häufigen Fehlalarmen ließ sich durch das richtige Geräusch immer noch eine Reaktion auslösen. Dies sei eine im Verhalten eingebaute Sicherheitsreaktion angesichts der tödlichen Konsequenzen, sollte doch einmal eine Schlange in der Nähe sein, glauben die Wissenschaftler.
Falsche Alarme sind im Tierreich häufig anzutreffen, so etwa bei Schwalben, Raubvögeln oder Eichhörnchen. Bei Apellas scheint die Täuschung der Artgenossen zum festen Verhaltensrepertoire zu gehören, schreibt Wheeler. Ob die Rufe aber wirklich absichtlich und zielgerichtet genutzt werden, lasse sich bisher nicht sagen.