Das "Pokémon" der Biologen Nager versetzt Forscher in Jagdfieber
17.08.2016, 08:39 Uhr 
		                      Der Dornschwanzbilch kann inklusive Schwanz eine Länge von bis zu 23 Zentimetern erreichen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit den ersten Funden toter Exemplare entzieht sich der Dornschwanzbilch dem Blick der Forscher. Ein neuer Fund von drei toten Nagern liefert spannende Erkenntnisse über das Urwaldtierchen, blitzschnell und so schwer aufzuspüren wie ein Pokémon.
Forscher sind einem superscheuen Nagetier in Zentral-Afrika auf der Spur. Bislang fanden die Wissenschaftler nur wenige tote Exemplare des Dornschwanzbilchs (Zenkerella insignis). "Man könnte ihn als das ultimative Pokémon bezeichnen, das Wissenschaftler noch nie lebendig fangen konnten", berichtet Prof. Erik Seiffert von der University of South California. Jetzt sind drei tote Tierchen in Jägerfallen entdeckt worden, deren Körper keine Verletzungen aufwiesen.
Erstmals konnte ein DNA-Abstrich gemacht werden, wie die Forscher im Fachjournal "PeerJ" berichten. Damit liegen der Wissenschaft nun insgesamt 14 Exemplare des mysteriösen Nagers mit dem schuppenbesetzten Schwanz vor, über dessen Lebensweise bisher kaum etwas bekannt ist. Die Forscher verglichen die DNA mit dem Erbgut anderer Nager. Es zeigte sich unter anderem, dass der Dornschwanzbilch entfernt mit zwei Gleithörnchen verwandt ist und auch zu einer Gruppe prähistorischer Nagetiere (Anomaluroidea) gehört, die es bereits vor 49 Millionen Jahren gab, berichten die Forscher.
Dornschwanzbilch ist ein lebendes Fossil
Vertreter dieser Nagetiergruppe können dank ihres mit Schuppen versehenen Schwanzes geschickt an Bäumen hochklettern. "Das ist eine faszinierende Geschichte des Überlebens", sagt Seiffert. Der Dornschwanzbilch habe diese immense Zeitspanne mit minimalen Veränderungen überlebt, wie der Vergleich mit fossilen Funden zeigte. Der Dornschwanzbilch gehört deshalb einer der vier lebenden Fossilen unter vier von 5400 Säugetierspezies an.
Doch das Tierchen wirft noch viele Rätsel auf. Menschen aus dem Verbreitungsgebiet im westlichen Zentralafrika berichten, dass sie höchstens ein bis zwei Dornschwanzbilche pro Jahr in ihren Fallen finden. Das Fleisch sei allerdings ungenießbar. Das nachtaktive Tier schlafe in Baumhöhlen. Auf der Bioko-Insel, wo die drei letzten Exemplare gefunden wurden, wollen die US-Forscher der Lebensweise des wendigen "Pokémon-Tiers" nun weiter nachgehen - wenn sie es denn erwischen.
Quelle: ntv.de, apo/dpa
 
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                            