Erst ausgelöscht, dann ersetzt Schiffsratten bestäuben Pflanzen
16.11.2011, 12:45 UhrAuf Neuseeland haben eigentlich Fledermäuse, Geckos oder Vögel das Bestäuben von bestimmten Pflanzenarten übernommen. Die auf Schiffen auf die Insel gelangten Ratten haben nicht nur dafür gesorgt, dass diese Bestäuber akut bedroht sind, sondern übernehmen nun auch deren Aufgabe.
Die in Neuseeland eingeschleppten Ratten haben dort fast alle einheimischen Blütenbestäuberarten ausgelöscht - und sind nun deren effektivste Nachfolger. Das berichten David Pattemore vom New Zealand Institute for Plant and Food Research und David Wilcove von der Universität Princeton in den "Proceedings of the Royal Society B".
Für ihre Studie verglichen die Forscher die Bestäubung dreier einheimischer Waldpflanzen in zwei Regionen Neuseelands: auf der von invasiven Arten unberührten Little Barrier Insel und auf der Nordinsel, wo die meisten einheimischen Bestäuberarten ausgestorben sind. Sie fanden heraus, dass auf der Nordinsel die von europäischen Siedlern Mitte des 19. Jahrhunderts mit Schiffen eingeschleppten Ratten (Rattus rattus) und ein erst kürzlich angekommener Brillenvogel (Zosterops lateralis) zumindest teilweise die Bestäubung der drei Waldpflanzen übernehmen.
Damit sei der empirische Beweis erbracht, dass eingeschleppte Arten wie die Schiffsratte ursprüngliche Bestäuberarten wie Fledermäuse, Geckos oder Vögel zumindest teilweise ersetzen können. Sie spielten nun eine wichtige Rolle für den Erhalt von Ökosystemen. Weltweit könnten sich 87,5 Prozent aller blühenden Pflanzenarten ohne die Bestäubung durch Tiere nicht fortpflanzen. Die gesamte Getreideproduktion hänge davon ab, so die Forscher.
Ersatz-Bestäuber sind wichtig
Ihr Forschungsergebnis solle bei Programmen zur Auslöschung eingeschleppter Arten berücksichtigt werden, schreiben die Forscher. Zwar könnten invasive Arten niemals komplett die einheimischen Bestäuber ersetzen, die im besten Fall wieder eingeführt werden sollten. Aber vor dem Hintergrund des weltweiten Rückgangs der Bestäuberpopulationen sei man zunehmend auf Ersatz durch neue Arten angewiesen.
Quelle: ntv.de, dpa