Pestizide, Metalle und Umwelthormone Seehunde in Ufernähe vergiftet
25.03.2011, 09:31 Uhr
Seehunde können 30 bis 35 Jahre alt werden. Stark belastete Tiere sterben früher.
(Foto: picture alliance / dpa)
Vielen Seehunden, die in der Nähe der Küste leben, geht es nicht gut. In ihrem Körper finden Forscher ernstzunehmende Dosen von Pestiziden und Schwermetallen sowie hohe Antikörperwerte, die auf Entzündungen hinweisen. Die Artgenossen, die auf offener See leben, sind wesentlich weniger belastet.
Seehunde, die in Industrienähe an Europas Küsten leben, sind stärker vergiftet als ihre Artgenossen in küstenfernen Regionen. Das geht aus einer Studie hervor, die deutsche Forscher vor Kurzem im "Marine Pollution Bulletin" veröffentlichten. "Diese Spezies kann als eine Art Biomonitor für die weltweite Verschmutzung dienen", sagte der Mitautor und Umweltforscher Octavio Perez Luzardo (Universität Las Palmas) nun dem spanischen Wissenschaftsportal SINC.
Das Team untersuchte dazu Seehunde (Phoca vitulina) aus Populationen, die im Mündungsgebiet der Elbe leben. Dabei fanden sich in den Proben 17 langlebige Pestizide, von denen viele schon seit mehr als 30 Jahren verboten sind. Außerdem wurden 19 verschiedene Arten der giftigen polychlorierten Biphenyle entdeckt sowie verschiedene Schwermetalle. Die Seehunde hatten zudem im Vergleich zu Tieren im offenen Meer erhöhte Antikörper-Werte, was auf Entzündungen und andere Reaktionen des Immunsystems hindeutet. Insgesamt wurden 31 Tiere untersucht, 13 davon zeigten deutliche Reaktionen auf Metalle.
Vor allem neugeborene Seehunde seien von den zelltoxischen und immunsupressiven Wirkungen der Metalle stark betroffen, so die Erstautorin Antje Kakuschke. Ihr Fazit: "Die Seehunde der Nordsee entwickeln Metallsensibilisierungen als Zeichen einer chronischen Metallbelastung."
Quelle: ntv.de, dpa