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Folgen bis ins hohe Mäusealter Säugen aktiviert Körperheizung

Die ersten Stunden nach der Geburt könnten für den Stoffwechsel von Mäusen Konsequenzen bis ins Erwachsenenalter haben. Wissenschaftler vermuten, dass derselbe Prozess auch bei Menschenbabys eine Rolle spielt.

Stoffwechselstörungen in den ersten Lebenstagen erhöhen die Anfälligkeit für Fettleibigkeit im Erwachsenenalter.

Stoffwechselstörungen in den ersten Lebenstagen erhöhen die Anfälligkeit für Fettleibigkeit im Erwachsenenalter.

(Foto: picture alliance / ZB)

Erst die ersten Schlucke Muttermilch kurbeln bei Neugeborenen die körpereigene Heizung an. Das haben spanische Forscher bei jungen Mäusen beobachtet. Das Nuckeln und die lipidreiche Milch aktivieren demnach einen Schalter, der die Wärmeerzeugung in den braunen Fettzellen reguliert. "Ein Schlüsselphänomen nach der Geburt ist die Anpassung des Körpers an die niedrigere Umgebungstemperatur", erläutert Francesc Villarroya von der Universität Barcelona. Er berichtet mit seinen Kollegen im US-Fachjournal "Cell Metabolism" über die Untersuchungen bei Mäusen und geht davon aus, dass derselbe Prozess auch bei Menschenbabys eine Rolle spielt.

Die Forscher hatten festgestellt, dass Nuckeln den Spiegel des Wachstumsfaktors FGF21 (Fibroblast Growth Factor 21) im Blut neugeborener Mäuse drastisch erhöht. Dieser Wachstumsfaktor, der in der Leber produziert wird, hatte sich erst kürzlich als wichtiger Stoffwechselregulator erwiesen. In braunen Fettzellen aktiviert er bestimmte Heizgene. Braune Fettzellen, die mit FGF21 behandelt wurden, verbrauchten entsprechend mehr Energie und verbrannten mehr Glukose. Bei Mäusen, denen sie die Muttermilch vorenthielten, konnten die Forscher dieselbe Reaktion mit künstlich gespritztem FGF21 auslösen.

Villarroya glaubt, dass die ersten Stunden nach der Geburt für den Stoffwechsel Konsequenzen haben können, die bis ins Erwachsenenalter reichen. Es gebe zahlreiche Belege dafür, dass ernährungs- oder anders bedingte Stoffwechselstörungen in den ersten Lebenstagen die Anfälligkeit für Diabetes und Fettleibigkeit im Erwachsenenalter erhöhen könnten. FGF21 sei ein wirkungsvoller Gegenspieler für Diabetes und könne etwa Stoffwechselstörungen bei zuckerkranken und fettleibigen Mäusen korrigieren. In den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass Menschen mit aktiverem braunen Fett weniger anfällig für Fettleibigkeit seien. "Es bleibt zu beweisen, dass FGF21 auch bei erwachsenen Menschen das braune Fett aktiviert", betont Villarroya. "Es wäre jedoch von größter Bedeutung für die Untersuchung der komplexen Stoffwechselkrankheiten bei erwachsenen Menschen."

Quelle: ntv.de, dpa

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