"Versagen" bei Trump-Attentat Direktorin des Secret Service tritt zurück
23.07.2024, 16:36 Uhr Artikel anhören
Cheatle war am Montag bei einer Anhörung im Kongress von Abgeordneten scharf kritisiert worden.
(Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire)
Einen Tag nach ihrem Auftritt im US-Kongress übernimmt die Chefin des Secret Service, wie angekündigt, die Verantwortung. Nach dem Attentatsversuch auf Ex-Präsident Trump räumt Kimberly Cheatle ihren Posten.
Die Direktorin des Secret Service, Kimberly Cheatle, hat nach dem versuchten Attentat auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump ihren Rücktritt erklärt. In einer E-Mail an die Belegschaft schrieb sie, dass sie die volle Verantwortung für die Pannen in ihrer Behörde beim Attentatsversuch am 13. Juli übernehme. Schweren Herzens habe sie die Entscheidung getroffen zurückzutreten.
Cheatle war am Montag bei einer Anhörung im Kongress von Abgeordneten scharf kritisiert worden, hatte zunächst aber nicht ihren Rücktritt angeboten. In ihrer E-Mail erklärte sie nun, es sei sehr intensiv gewesen, wie ihre Behörde in der vergangenen Woche auf den Prüfstand gestellt worden sei. Das werde auch weitergehen. Auf mehreren Ebenen wurden Untersuchungen angekündigt, wie es zu dem versuchten Attentat auf Trump kommen konnte.
Die Secret-Service-Chefin sprach bei der Befragung im Repräsentantenhaus am Montag vom größten Versagen ihrer Behörde bei einem Einsatz seit Jahrzehnten. Personenschützer des Secret Service seien mehrfach auf eine verdächtige Person bei der Wahlkampfkundgebung in Pennsylvania hingewiesen worden, bei der Trump angeschossen und verletzt wurde. Es sei aber ein Unterschied, ob jemand als "verdächtig" oder als "tatsächliche Bedrohung" eingestuft werde. Wären sie von einer echten Gefahr für das Leben von Trump ausgegangen, hätten die Personenschützer die Veranstaltung sofort beendet, sagte Cheatle.
Abgeordnete reagierten ungehalten
Der 20-jährige Schütze hatte sich bei der Kundgebung in Pennsylvania auf einem Dach mit Blick auf die Bühne mit einem Sturmgewehr in Position gebracht und vor dort aus auf Trump geschossen. Trump wurde am Ohr verletzt, ein Zuschauer getötet. Zuvor sahen Polizisten vor Ort, wie der Verdächtige am Rand des Veranstaltungsgeländes mit einem Entfernungsmesser hantierte. Augenzeugen sahen ihn anschließend aufs Dach klettern.
Cheatle räumte ein, das Dach sei schon Tage vor der Kundgebung als mögliche Gefahrenquelle identifiziert worden. Auf die Frage, warum dann keine Agenten auf dem Dach waren oder ob der Geheimdienst die Gegend mit Drohnen überwacht hat, antwortete Cheatle, sie warte immer noch auf den Ausgang der Ermittlungen.
Einige Abgeordnete reagierten ungehalten. Der Republikaner Mike Turner warf Cheatle Inkompetenz vor. Falls Trump getötet worden wäre, trüge sie eine Mitschuld. Der Demokrat Ro Khanna erinnerte an das Attentat auf Präsident Ronald Reagan 1981, nach dem der damalige Secret-Service-Direktor zurücktrat. "Was wir in diesem Land brauchen, sind Behörden, die über die Politik hinauswirken und das Vertrauen von Unabhängigen, Demokraten, Republikanern, Progressiven und Konservativen haben", sagte er. Der Secret Service gehöre nicht mehr zu diesen Behörden.
Quelle: ntv.de, fzö/AP