Droht "gewaltiger Schaden"? BDI warnt vor Kettenreaktion durch Lockdown
29.01.2021, 10:11 Uhr
Die Industrie will die Produktion unbedingt am Laufen halten.
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Für die Industrie gibt es eine Horrorvision: einen noch härteren Lockdown. Der BDI fürchtet einen "gewaltigen Schaden" durch ein komplettes Herunterfahren. BDI-Präsident Russwurm warnt vor einer Kettenreaktion.
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, hat vor einer Ausweitung des Lockdowns gewarnt. Es sei unklar, ob das "komplette Runterfahren" der Wirtschaft überhaupt dazu beitrage, das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen, der Schaden jedoch "wäre gewaltig", sagte Russwurm dem "Handelsblatt".
"Wenn die Produktion für drei oder vier Wochen stillgelegt würde, müsste man die gleiche Zeit für das Hochfahren verwenden", sagte Russwurm weiter. Das werde das Wirtschaftswachstum im Land belasten: "Dann reden wir ganz schnell über eine negative Wachstumszahl des BIP für das Gesamtjahr." Außerdem seien Kettenreaktionen in ganz Europa die Folge.
Die Bundesregierung rechnet für 2021 mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,0 Prozent - im Corona-Jahr 2020 war die Wirtschaft um 5,0 Prozent eingebrochen. Zu Jahresbeginn sei noch mit einer "gedämpften Entwicklung" zu rechnen, bevor die Erholung im weiteren Jahresverlauf stärker werden dürfte, so das Finanzministerium. Im Herbst allerdings hatte sich die Regierung für 2021 noch optimistischer gezeigt und war von einem BIP-Plus von 4,4 Prozent ausgegangen.
Stimmung in der Eurozone etwas weniger schlecht
Der BDI hatte zum Jahresbeginn ein Wachstum von 3,5 Prozent für 2021 prognostiziert. An dieser Prognose halte der Verband auch fest, sagte Russwurm. Möglich sei das aber nur, "wenn unsere internationalen Lieferketten halten, die EU-Binnengrenzen offen bleiben und die Produktion in den Industriebetrieben weiterläuft".
Am Donnerstag hatte sich bereits der Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektroindustrie (ZVEI) ähnlich geäußert. "Ein harter Lockdown der Industrie muss vermieden werden. Nicht Härte, sondern differenzierte Schutzmaßnahmen entscheiden über die erfolgreiche Pandemie-Bekämpfung", sagte ZVEI-Präsident Gunther Kegel. Es dürfe nicht um das Ausprobieren von Maßnahmen "à la Jugend forscht" gehen.
Der Lockdown belastet die Wirtschaftsstimmung in der gesamten Eurozone - im Januar allerdings etwas weniger als erwartet. Der EU-Sammelindex zur Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung fiel auf 91,5 Punkte von revidiert 92,4 im Dezember. Volkswirte hatten noch mehr erwartet. Die Zuversicht der Industrie in der Eurozone stieg auf minus 5,9 Punkte. Ökonomen hatten einen Anstieg auf minus 6,8 erwartet.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa/rts