Suzuki Swift Sport Alle Akzente auf Ausstattung
06.11.2011, 09:14 Uhr
Die Lenkung ist griffig und präzise, Richtungswechsel gehen leicht von der Hand.
(Foto: Wolfgang Gr�ger)
Für Suzuki ist der Swift das wichtigste Modell in Deutschland. Fast ein Drittel der Verkäufe gehen auf sein Konto. Jetzt hat der japanische Kleinwagenspezialist die leistungsstärkste Variante gründlich renoviert und dabei Kritikpunkte ausgemerzt.
Mit gefälligem Design und hohem Ausstattungsniveau hat sich der Swift Sport viele Freunde gemacht. Nur wenn auf der Autobahn mal kräftig aufs Gas gelangt wurde, und bei einem sportlich positionierten Spitzenmodell kommt das eben vor, dann war es mit der Freude oft vorbei: Ein ans nervige grenzende Geräuschniveau durch hohe Drehzahlen und ein unverhältnismäßig hoher Verbrauch wegen des fehlenden sechsten Ganges minderten den Genuss gewaltig.
Bis zum 14. Januar 2012 dauert es noch, dann ist es damit vorbei. Dann erscheint der neue Swift Sport auf dem Markt, mit einem Sechsgang-Getriebe, nochmals aufgewerteter Ausstattung und endlich der Möglichkeit, für groß gewachsene Fahrer, die für sie passende Sitzposition zu finden.
Kundenkritik angenommen
Das war nämlich in der Vergangenheit ein Punkt, der die Freude an dem sonst recht gelungenen Fahrzeug trübte. Zwar erlaubte die Sitzschiene einen ordentlichen Abstand zu den Pedalen auch für lange Beine, jedoch gab es keine horizontale Verstellmöglichkeit für die Lenksäule. Folge: Wer aufgrund seiner Körperproportionen den Sitz weit zurückschob, musste mit fast ausgestreckten Armen lenken. Suzuki hat diese Kritik angenommen und für Abhilfe gesorgt. Das macht den neuen Dreitürer zu einer Ausnahmeerscheinung im Kleinwagensegment, denn die meisten Hersteller verzichten nach wie vor darauf, ihren fahrenden Kunden eine Längsverstellung anzubieten.

Auch wenn's zügig um die Ecke geht, halten die stabilen Sitze die Frontpassagiere.
(Foto: Wolfgang Gr�ger)
Kleine Autos mit ordentlich Leistung gehörten in den letzten Jahren zu den Gewinnern der Branche. Hersteller, die noch kein derartiges Auto im Angebot hatten, legten eine solche Serie auf, garnierten gemächliche Stadtflitzer mit Spoilern und Schwellern, klebten Buchstaben wie "S", "RS" oder "GT" an die Heckklappe und versuchten mit zusätzlichen PS zusätzliches Kaufinteresse zu generieren. Nicht immer gelang dies in nennenswertem Umfang. Bei den meisten Herstellern kamen die auf Dynamik getrimmten Rennsemmeln über einen Baureihenanteil von zwei bis drei Prozent nicht hinaus. Ein glücklicheres Händchen hatte Suzuki, die seit dem ersten beschleunigten Swift (1987 hieß er noch GTI) darauf vertrauen können, dass etwa jedes zehnte Fahrzeug der Modellreihe eine "Sport"-Variante ist.
Großzügiges Ausstattungsangebot
Das könnte an dem recht üppig geschnürten Ausstattungspaket liegen, das im Segment schwer und meist nur mit zusätzlichem finanziellem Aufwand zu toppen ist. Aktuell wird das Auto für 18.490 Euro angeboten und dafür ist fast alles an Bord, was bei anderen nicht nur gut, sondern vor allem auch teurer ist. Kleiner Auszug: Klimaautomatik, 17-Zoll-Alufelgen, CD-Radio und USB-Anschluss für externe Klangquellen, Bi-Xenon-Scheinwerfer, Edelstahlpedalerie, Tempomat, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Lichtsensor, Nebelleuchten und vieles mehr. Weder ein Lederlenkrad muss man extra bestellen noch den Dachkantenspoiler, selbst die Metalllackierung, anderswo gerne genutzte Quelle zusätzlicher Einnahmen, ist beim Swift Sport inklusive.
Dass Suzuki sich damit im Wettbewerbsumfeld mit einem vorbildlichen Preis-Leistungsverhältnis einsortiert, überrascht nicht. Als Konkurrenten werden Citroen DS3 und Peugeot 207 auch der Fiesta S, der Mini Cooper und der Renault Clio ausgemacht. Ordert man diese Fahrzeuge allerdings mit der Ausstattungsfülle des Swift Sport, sind sie zwischen 1200 und mehreren 1000 Euro teurer. Gute Argumente also für den japanischen Hersteller. So gut, dass sich der Swift Sport offenkundig auch ein paar kleine Schwächen leisten kann.
Da ist zum Beispiel die Leistungsausbeute. Der Swift des Jahrsgangs 2012 hat noch immer ein deutlich schlechteres Leistungsgewicht als der Urgroßvater, der Swift GTI. Der wog nämlich nur 750 Kilogramm und konnte mit einem 101-PS-Antrieb glänzen. Heute kann man zwar auf die Kraft von 136 PS vertrauen, aber es sind auch rund 1115 Kilogramm zu bewegen. Das reicht nicht, um die 200 km/h-Marke zu knacken, aber immerhin dafür, in weniger als neun Sekunden auf 100 km/h zu sprinten. Das ausgewogene Fahrwerk, die griffige Lenkung, präzises Handling, ein drehfreudiger und elastischer Motor – alles spricht dafür, dass es das Auto auch bei 150 PS nicht zerreißen würde, aber der Hersteller hat eben anders entschieden.
Eher verhaltenes Temperament
Dazu kommt, dass der Druck aufs Gaspedal nicht zu dem energischen Tempozuwachs führt, den man einem sportlich positionierten Kleinwagen zuschreiben würde. Gradlinig, aber eben auch ein bisschen zäh, schwingt sich der Swift in die Spur. Nicht einmal eine sportliche-kraftvolle Geräuschkulisse kann die Illusion vom kleinen Athleten aufbauen, denn aus den modisch polierten Endrohren an der rassig gestalteten Heckschürze entweicht kein kerniger Motorsound. Immerhin rasten die Gänge knackig und auf kurzen Wegen ein, so dass man sich in den stabilen und bequemen Sportsitzen mit etwas Fantasie in einen "richtigen" Sportwagen hineindenken kann.
Befördert wird diese Vorstellung außer von den Sitzen auch noch von roten Ziernähten am Lenkradkranz, während die Cockpitgestaltung insgesamt eher lieblos wirkt. Unter der Prämisse, die Wettbewerber unterbieten zu wollen, wurde doch allzu häufig ins Kunststoffregal gegriffen, was zu einer uniformen Oberflächengestaltung führte. Obwohl bei bissigen Kleinwagen eher unüblich, kommt das helle Finish des Dachhimmels gut an, denn es verhindert eine allzu höhlenartige Atmosphäre im Innenraum. Dass der Transport von Gepäck nicht zu den Hauptaufgaben des Swift Sport gehört, ist nicht nur an der 80 Zentimeter hohen Ladekante zu erkennen, sondern auch an 211 Litern Gepäckvolumen, die mittels Umklappen der nicht teilbaren Rücksitzlehne auf 860 Liter erhöht werden können. Den entstehenden, etwa zwölf Zentimeter hohen Absatz in der Ladefläche muss man dann durch geschicktes Stapeln umgehen.
Der Swift Sport fand in der Vergangenheit zu 54 Prozent männliche Kunden. Trotz einzelner grauer Schatten auf der ansonsten weißen Weste wird das neue Auto seine Kunden finden, zumal es auch in der Wirtschaftlichkeit positive Akzente zu setzen vermag. Der Normverbrauch gegenüber dem Vorgänger verbesserte sich trotz Leistungszuwachs um 0,6 auf 6,4 Liter. Nach der knapp 150 Kilometer langen Landstraßen-Testfahrt, ohne nennenswerte Unterbrechungen und mit viel gleichmäßigem Tempo, zeigte der Bordcomputer erstaunliche 5,7 Liter an. Hätte das Auto eine Start-Stopp-Automatik, wäre wohl noch das eine oder andere Zehntel weniger drin.
Quelle: ntv.de