Auto

Allrad für Barzahler Dacia Duster soll noch mehr Staub aufwirbeln

Das günstigste Allradmodell hat einen 105-PS-Benziner und kostet 14.390 Euro.

Das günstigste Allradmodell hat einen 105-PS-Benziner und kostet 14.390 Euro.

(Foto: Axel F. Busse)

Zugetraut haben es ihm nur wenige, aber man kann es drehen und wenden, wie man will: Der Dacia Duster ist ein Erfolg. Mit dem ab Januar verfügbaren, vor allem innen aufgewerteten Facelift soll die Story eine Fortsetzung finden - zum gleichen Einstiegspreis.

Seit seinem Erscheinen im Frühjahr 2010 hat der Dacia Duster im SUV-Segment eine Menge Staub aufgewirbelt. Der Billig-Variante eines kompakten Geländegängers trauten die wenigsten einen Erfolg zu, weil die Kunden für allradgetriebene Vielzweckautos als anspruchsvoll gelten. Heute ist der Duster in Deutschland das am zweithäufigsten verkaufte Modell der Marke und stellt mit einer Zahl von mehr als 11.000 Neuzulassungen allein in diesem Jahr sogar Import-Konkurrenten wie den Kia Sportage in den Schatten.

Der kurz übersetzte erste Gang reguliert steile Abfahrten.

Der kurz übersetzte erste Gang reguliert steile Abfahrten.

(Foto: Axel F. Busse)

Zwar nennen die meisten Duster-Kunden das Design als hauptsächlichen Kaufanreiz, aber der Verdacht, es könnte in Wahrheit der Preis sein, ist wohl nicht ganz von der Hand zu weisen. Für nicht einmal 18.500 Euro erhält man ein kompaktes SUV mit Dieselmotor, Allradantrieb und in der höchsten vom Hersteller angebotenen Ausstattungslinie. Darin sind zum Beispiel Lederpolster, Klimaanlage, Leichtmetallfelgen, Audio- und Navigationssystem enthalten. Was es auch gegen gutes Geld nicht gibt, sind Assistenzsysteme, mit denen andere Hersteller den Kunden erfolgreich die Euros aus der Tasche locken.

Kundenwünsche umgesetzt

Was jetzt neues Interesse am Duster wecken soll, sind umgesetzte Kundenwünsche auf der einen und ein neuer 1,2-Liter-Benzinmotor auf der anderen Seite. Als unzeitgemäß empfanden viele bisher den teilweisen Verzicht auf die Anti-Schleuderbremse ESP. Sie ist jetzt serienmäßig an Bord. Als unpraktisch empfanden andere die Platzierung der Scheibenheber-Tasten an der Mittelkonsole. Die sind jetzt wie bei anderen Autos auch in den Türen untergebracht. Das Informationsangebot wurde um eine Außentemperatur- und eine Schaltpunkt-Anzeige ergänzt.

Doch nach wie vor wird bei Dacia, wenn es um Konzeption und Ausstattung neuer Modelle geht, um jeden Euro gerungen. Das ist der Grund, warum zum Beispiel an der Hinterachse nach wie vor Trommelbremsen Verwendung finden. Für eine Längsverstellbarkeit der Lenksäule wollte man ebenfalls keine zusätzlichen Kosten aufwenden. Und dass der Einstellknopf für die Außenspiegel unter dem Handbremshebel versteckt ist, erscheint auch nicht als die glücklichste Lösung. Dafür gibt es jetzt, zumindest für einen Teil der Modelle, ein Sechsgang-Getriebe, Einparkhilfe, Tempomat und ein Navigationsgerät mit Touchscreen-Bedienung.

Unter anderem hat Dacia die Mittelkonsole neu konstruiert.

Unter anderem hat Dacia die Mittelkonsole neu konstruiert.

(Foto: Dacia)

Dass der dafür nötige Monitor sehr tief sitzt und ebenso wie die Rundinstrumente des Hauptdisplays wegen geringen Kontrasts schlecht ablesbar ist, muss man hinzunehmen bereit sein. Bei der Temposkala hilft das Einschalten des Fahrlichts gewaltig. Die Zahl der Ablagen rings um die Vordersitze wurde zwar erhöht, reicht aber noch nicht aus. Hartplastik-Architektur findet man inzwischen auch in den Innenräumen von Modellen arrivierter Marken, so dass dies bei Dacia nun wirklich keiner Aufregung würdig ist. Schließlich ist von einem Auto die Rede, das man für 10.490 Euro beim Händler mitnehmen kann.

Dafür bekommt man es mit einem 1,6 Liter-Benzinmotor, der 105 PS leistet, und Frontantrieb zu tun. Dieser Motor soll im Schnitt 7,1 Liter je 100 Kilometer verbrauchen. Das günstigste Allradmodell kostet 14.390 Euro mit dem gleichen Motor, dessen Verbrauch dann auf acht Liter steigt. Dacia rechnet damit, dass der neue Turbo-Direkteinspritzer mit 1,2 Litern Hubraum und 125 PS nach und nach 50 Prozent des Benziner-Anteils ausmachen wird. Er ist aber ebenso wenig mit Allradantrieb zu haben wie mit Automatik-Getriebe. Letzteres ist bisher für keines der Duster-Modelle vorgesehen. Längerfristig wird man wohl um die Automatik nicht herum kommen, denn die deutsche Dacia-Vertretung schätzt die mögliche Ausrüstungsquote auf bis zu 15 Prozent nur in ihrem Land.

Neuer Motor mit ordentlich Zug

Da der Duster in den verschiedenen Varianten nur 1250 bis 1350 Kilogramm wiegt, kommt der schmale Turbo-Benziner ganz gut mit dem Wagen zurecht. 205 Newtonmeter maximales Drehmoment sind mehr, als der kleine Dieselmotor mit 90 PS aufzubieten in der Lage ist, und er bringt die Fuhre flott in Gang. Die Geräuschentwicklung ist unauffällig, der Verbrauch der Testfahrt lag mit 7,3 Litern je 100 Kilometer allerdings 1,3 Liter unter dem nach EU-Norm ermittelten Wert.

Naturgemäß hat der Diesel etwas mehr an Schallentwicklung zu bieten, doch auch der bekannte und überarbeitete 1,5-Liter-Selbstzünder von Renault ist kein Störfaktor beim Fahren. 240 Newtonmeter Drehmoment schon bei 1750 Umdrehungen lassen ihn zügig in Gang kommen, bieten auch bei Überholvorgängen ohne Gangwechsel genügend Durchzugskraft für ein schnelles Manöver. Lenkung und Schaltkomfort reißen einen zwar nicht zu Begeisterung hin, doch auch dort gilt: In einem Auto des unteren Preissegments darf man mit durchschnittlichen Ergebnissen mehr als zufrieden sein. Selbst teurere Produkte bieten nicht in allen Punkten solch ein Niveau.

Nicht vergessen sollte man, dass der Duster durchaus ernst zu nehmende Geländefähigkeiten hat. Auch ohne Getriebeuntersetzung oder Spezialprogramme für die Reibwerte wechselnder Beläge braucht man mit dem Fünftürer keine Angst vor schlüpfrigen Passagen zu haben. Der erste Gang ist extrem kurz übersetzt, so dass er als Kriechgang oder für steile Anstiege taugt. Die Bodenfreiheit (210 mm) und die kurzen Karosserieüberhänge lassen ausgedehnte Ausflüge jenseits der Straßen zu. Die Anhängelast beträgt maximal 1500 Kilogramm, das nutzbare Kofferraumvolumen liegt zwischen 475 und 1636 Liter. Es ist lediglich die Ladekante in 75 Zentimetern Höhe zu überwinden.

Der vermeintliche Billigheimer hat an Wert gewonnen, keine Frage. Auch wenn nicht alles so glattgebügelt und stimmig ist, wie bei anderen Importautos: Der Duster hat seine Nische und vor allem seine Kunden. Die zahlen zur Freude der Händler meistens bar und wählten bisher etwa zur Hälfte auch noch die höchste Ausstattungslinie.

Quelle: ntv.de

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