Honda CR-V im Test Der große Unbekannte
15.12.2011, 10:10 Uhr
Seit dem Facelift etwas kantiger: der Honda CRV.
(Foto: Honda)
Auf der Motorshow in Los Angeles zeigte Honda jüngst einen Ausblick auf den Nachfolger des CR-V. Dabei sieht der aktuelle noch gar nicht ablösereif aus, offenbarte im Alltagstest gleichwohl, was ein neuer CR-V besser können dürfte.
"Was habt Ihr denn da für einen neuen Jeep?" Die Frage der Nachbarin beim Betrachten des Honda CR-V impliziert zweierlei: Erstens, dass der Begriff Jeep als Synonym für Geländewagen und SUV immer noch gilt und zweitens, dass sich die Marke Honda zumindest in Gebieten mit dünnem Händlernetz keiner großen Bekanntheit erfreut.
Schade für den CR-V. Er hätte durchaus ein wenig Wiedererkennungswert verdient. Seit dem Facelift vor 18 Monaten wirkt das 4,57 Meter lange SUV noch ein wenig kantiger und maskuliner. Also nichts mit Softie-Image. Weichgespülte Formgebung überlässt er anderen. Genauso übrigens wie die Option, auf Allradantrieb zu verzichten. Den Japaner gibt es ausschließlich mit 4x4-Unterstützung.
CR-V will sanft beschleunigt werden
Seit der Überarbeitung leistet der 2,2-Liter-Diesel zehn Pferdestärken mehr und kommt so auf 110 kW/150 PS. Und er kann mit einer Automatik geordert werden. Diese Kombination hinterlässt im Test einen guten Eindruck. Obwohl bei vielen Wettbewerbern mittlerweile eine Automatik mit mindestens sechs Stufen zum Standard gehört oder gar ein Doppelkupplungsgetriebe zum Einsatz kommt, wirkt der Honda-Fünfstufenautomat auf der Höhe der Zeit. Die Gangwechsel erfolgen harmonisch. Allerdings muss man dazu sagen, dass der CR-V nichts für Raser auf der Überholspur ist. Von jetzt auf gleich das Gaspedal durchtreten, um zu überholen: lieber nicht. Er zieht es vor, sanft beschleunigt zu werden; die Höchstgeschwindigkeit von 187 km/h ist ihm auch eher suspekt. Dagegen belohnt er Autobahn-Tempi zwischen 130 und 160 mit akustischer Zurückhaltung. Im Alltagsbetrieb mit einem hohen Kurzstreckenanteil zeigt der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von neun Litern an, was angesichts der jüngsten Erfolge bei der Verbrauchsreduzierung ein bisschen zu hoch ist und die Normmarke um gut 1,5 Liter verfehlt.
Auch wenn der Außenauftritt samt den 18-Zoll-Leichtmetall-Felgen eher die maskuline Seite betont: Beim Komfort muss man bei der von uns gefahrenen Executive-Ausstattung keinen Verzicht üben. So darf man auf weiche Ledersitze fallen, sich von der Zweizonen-Klimaanlage die gewünschte Temperatur um die Nase wehen lassen sowie an weiteren in dieser Preisregion (ab 38.850 Euro) üblichen Features erfreuen. Das Testauto hatte zudem das Safety Paket an Bord. Für knapp 3000 Euro bietet es u.a. Kurvenlicht, eine adaptive Geschwindigkeitsregelung sowie ein radargestütztes Anti-Kollisionssystem. Für Vielfahrer sicherlich eine interessante Option.
Was soll das Regalbrett?
Serie sind auch die vielen und gut zu erreichenden Ablagen sowie das mehr als ordentliche Platzangebot. Das Gepäckraumvolumen variiert zwischen reichlichen 524 Litern in der Grundstellung und üppigen 1532 Litern bei umgelegten Rücksitzlehnen. Warum sich allerdings jemand ein Regalbrett als Trenner im Kofferraum hat einfallen lassen und wozu dieser gut sein soll, ist nicht herauszufinden. Unter das mittig platzierte Regalelement passt wegen der mangelnden Höhe nicht mal eine Kiste Wasser und auf das gepolsterte Brett kann man nur Kleinteile legen.
Nicht so toll sind wegen der umständlichen Bedienung auch die Multimedia-Einheit samt Navi (Aufpreis: 2250 Euro). Das Display lässt sich zudem nur schwer ablesen, je nach Lichteinfall kann man nur raten, was dort angezeigt wird. Das stört vor allen Dingen beim Rückwärtsrangieren. Die via Rückfahrtkamera übermittelten Bilder bleiben oft im Dunkeln
Zudem verschmutzt die Linse schnell. Immerhin geben die Parksensoren eine akustische Rückmeldung, wenn es eng zu werden droht. Eine andere Sicht war indes unbeeinträchtigt. Dank des großen und serienmäßigen Panorama-Glasdachs konnte man jeden Regentropfen über sich gut beobachten – das elektrische Sonnenrollo war mangels Sonnenschein indes nicht in Betrieb. Viel genutzt wurde jedoch die Sitzheizung. Leider gibt es hier nur zwei Temperaturstufen: zu heiß oder zu kalt.
Übrigens: Ende 2012 steht die neue, vierte Generation des CR-V bei den Händlern - dann auch wahlweise mit Frontantrieb und einer Sechsgang-Automatik. Für Interessenten, die nicht Wert auf die allerneuste Technik legen, könnte sich der Gang zum Honda-Händler lohnen. Als Sondermodell zum 50-jährigen Deutschland-Jubiläum der Marke wird das SUV zurzeit mit einem Preisvorteil von bis zu 6000 Euro beworben.
Quelle: ntv.de, sp-x